Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
flüsterte sie. »Du hast geschworen, mich niemals im Stich zu lassen. Du hast gegen den Golem gekämpft , und dir ist es zu verdanken, dass ich meine Eltern und sie mich gefunden haben. Das kann und werde ich dir nie vergessen.«
»Es ist viel geschehen«, sagte er. »Und es ist vorbei. Wenn ich dich anschaue, sehe ich eine fremde Frau, doch ich höre die Worte von Bluma der Barb. Das ist verwirrend.«
»Gefalle ich dir nicht?«
»Doch.« Er zuckte zusammen. »Doch. Du bist die schönste Frau, die ich je gesehen habe. Du bist …«
»Und was hält dich davon ab, mich in die Arme zu nehmen?« Sie erschrak vor ihren eigenen Worten.
Er drehte sich weg und ging zur Tür, gegen die er sich lehnte. Er verschränkte die Arme . Ihr Blick folgte ihm. Bluma fühlte sich alleine gelassen, einsam , und sie schämte sich für ihre Offenheit. Er demütigte sie, nein – sie demütigte sich selbst. Was hatte sie gedacht? Dass er sie einfach so akzeptierte? Dass er sie liebte? Wie konnte er das, wenn er stets nur eine gute Freundin in ihr gesehen hatte? Für ihn war sie eine Fremde.
»Du bist nicht Bluma und du bist es doch. Du bist ein magisches Wesen, das d en Lichtwurm vertritt. Du bist ...« Er rang nach Worten. »Du bist so weit von mir entfernt, verstehst du? Elvira war eine Hexe , und ihre Magie hat mich um Haaresbreite getötet, mich, einen Kindsmörder. Sie hatte mich dazu verdammt, ein Dämon zu sein .«
»Und deshalb glaubst du, auch ich würde dir schaden?«
»Nein, nein!« Er schüttelte wild seinen Kopf. »Das wollte ich damit nicht sagen, aber …«
Sie schwiegen und Bluma meinte, das aber verdicke die Luft. Zwischen ihnen stand etwas Ungesagtes. Bei Bross und Broom, sie hatte es sich zu einfach vorgestellt. Sie war naiv gewesen. Wie er gesagt hatte: Es war vorbei! Das Abenteuer war Geschichte , und jeder von ihnen ging nun einer anderen, einer eigenen Aufgabe nach. Tränen schossen in ihre Augen. Tränen der Trauer, aber auch des Zornes auf sich selbst. Diesmal hatte sie nicht – wie es ihre Art war – über den Tellerrand geschaut, sondern gehandelt wie eine Halbwüchsige, die von ihren Gefühlen geleitet wurde, ohne über die Konsequenzen nachzudenken.
»Ich begreife«, stieß sie trotzig hervor und wischte sich mit einer wilden Geste über die Augen .
Er runzelte die Stirn und kam auf sie zu. In seinen Augen lag etwas, dass sie an die Tiefe des Kristallteiches erinnerte. Sie erkannte, dass nicht nur sie ihm fremd war, sonder n er auch ihr. Sowenig wie sie jene Bluma war, die zu beschützen er geschworen hatte, war er jener Darius, in den sie sich verliebt hatte.
»Ich wollte dir nicht weh tun«, sagte er leise und unterbrach ihre Gedanken. »Ich weiß, dass du mich liebst. Ich weiß das, liebe Bluma. Und ich schwöre, dass ich mehr als einmal darüber nachgrübelte , ob eine Beziehung zwischen einem Menschen und einer Barb möglich sei.«
»Halt den Mund«, sagte sie härter als gewollt.
Er streckte die Arme nach ihr aus. »Was erwartest du von mir?«
»Nichts«, zischte sie.
Er sah traurig aus und ließ die Arme fallen.
Sie kam sich lächerlich vor. Das weiße Kleid, die blonden Haare, die helle Haut, weich wie Seide, ihre schlanken Beine und der flache Bauch, die festen Brüste u nd die zierlichen Finger – all das schien ihm nicht wichtig zu sein. Vielmehr schien sein Interesse mehr der Weinflasche in dieser verdammten Holzkiste zu gelten. Vermutlich tat sie ihm Unrecht, aber das war der beste Weg, um weitere Tränen zurückzuhalten. Sie zitterte und wäre vor Scham am liebsten im Erdboden verschwunden. Ach, könnte sie sich doch auflösen, einfach weg sein.
KRISTALLTEICH!
Steve schreckte zurück und schlug die Hände vor den Mund.
Sie war wieder zurück. Hier hin gehörte sie. Sie hatte eine Aufgabe. Sie war dem Lichtwurm – nein nicht nur ihm, sondern ganz Mittland verpflichtet. Sie hatte sich diese Aufgabe genommen und sie würde diese Aufgabe erfüllen .
Steve starrte sie unverwandt an. »Symbylle«, murmelte er. »Eine große Symbylle.«
Sie lächelte hart. »Nein, Steve. Ich bin Bluma, die Barb. Unwichtig, wie ich aussehe, ich bleibe stets diejenige, die ich bin. Und daran wird sich nie etwas ändern.«
Ein scharfer Schmerz durchzuckte sie, einen, den sie kannte und den sie begrüßte. Als sich ihr Blick wieder klärte, stieg sie zurück in den Teich.
Im Wasserspiegel sah sie sich. Sie war in ihrer ursprünglichen Gestalt. Eine kleine dicke Barb. Und das war gut so. Sie
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