Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
mit, den er spontan dazu dichtete.
»Somewhere over the deathbow ...«
Retep Errol, ein glatzköpfiger schielender Wirt, der seinem Aussehen zum Trotz über ein Charisma verfügte, welches seines gleichen suchte, brummte: »Wie immer, mein Herr?«
Markosa nickte. »Sei wann gibt es hier Musik?«
» Macht die Herzen frei, guter Lightgarden.«
»Aha. «
»Und die Seele singt mit. Hört Euch das an ... Er ist gut, nicht wahr? Habe ihn am Hafen aufgegabelt. Ein verdammt guter Fingerling. Trifft die schwarzen Tasten genauso, wie die weißen. Und kann was damit anfangen.«
» Mmmh «, nickte Markosa und leerte das Glas, welches Errol ihm hingestellt hatte. »Noch eins!«
»Also wie immer?« Die Zähne des Wirtes leuchteten im Kerzenschein. »Ihr trinkt aus und ich fülle nach?«
»Ja!«
Markosa stellte sich bequem , und unter seinen Füßen staubte das Sägemehl, mit dem die Schänke ausgestreut war. Hier konnte man sich erleichtern, wenn man besoffen war und sich übergeben, wenn man es nicht mehr in sich behielt. Das Sägemehl saugte alles auf , denn schließlich wurde es jede Woche einmal zusammengekehrt und ausgetauscht. Sauberer ging’s nicht. Die Schatten waren belebte Gebiete b etru nkener und flüsternder Bürger von Dandoria, arm oder reich, was egal war, zumindest vereint in diesem Moment, in dem der Schnaps und das Bier alle gleichmachte n . Würfel klackerten auf Holz. Verhaltene Flüche. Fäuste, die Karten hielten, klatschten ihr Blatt auf Tischplatten. Gläser und Tröge wurden gehoben und abgestellt. Rülpser. Fürze. Leises Gelächter. Noch leise, denn die Sonne ging soeben unter , und man war noch fast nüchtern und wollte nicht auffallen. In zwei oder drei Stunden würde sich das ändern. Mit zunehmender Dunkelheit würde Schweißgestank die Schänke schwängern und manchmal Blut gebären. Körper würden lange Kerzenschatten werfen und durch die Schänke torkeln, die Retep Errol mit eiserner Hand sauber hielt. Er war ein hässlicher Wirt, wirkte wie ein verkommenes Subjekt, wie einer, den eine ganze Stadt jagen mochte, falls er mordete, doch Markosa wusste:
Retep war eine Seele von Mensch!
Deshalb fragte er eine Stunde später mit schwerer Zunge: »Was soll ich tun?«
»Liebe!«
» Häh ?«
»Liebe!«
Markosa rieb sich die verheilte Schulterwunde und Retep, der über das Duell selbstverständlich genau informiert war, grinste.
»Was hat Liebe mit meiner Zukunft zu tun?«
»Lebt Ihr?«
Markosa verzog das Gesicht. »Was soll diese dumme Frage?«
Retep winkte ab und seine Augen blickten vielsagend in unterschiedliche Richtungen. »Die Liebe ist Leidenschaft, und nur die Leidenschaft ist das Wahrzeichen der Existenz, sagte einst Suphisus , der weise Alte von Dandoria, der in der Zeit der Dämonenüberfälle vor vierzig Jahren getötet wurde. Hab ich gelesen. Irgendeiner dieser verdammten Elfen brachte eine Schrift nach Dandoria. Stand einfach da und hielt die Schriften an seine Brust gedrückt. Ich ging zu ihm und fragte, was das solle. Er versuchte, mich in ein Gespräch zu verstricken und das Ende vom Lied war, dass ich die Schrift kaufte. Fand ich gut, diesen Satz. Und falls Ihr lebt ... nein, besser, falls Ihr existiert, sucht die Liebe, bester Lightgarden. Nur so lebt Ihr wahr.«
»Ja ...« Markosa nickte ergeben und widmete sich seinem erneut gefüllten Glas. Er hasste es, wenn Retep intelligent war. Stattdessen sollte er sich verhalten, wie ein ganz normaler Wirt. Ausschenken und abnicken!
Der Klimpertroll bewegte sich zu einem anderen Lied. Es handelte sich um ein altes Lied, das von Barden aller Orte gesungen wurde . Markosa versuchte, es zu überhören, denn er hasste es. Zumeist wurde es von breitgesichtigen Schwarzen gesungen , es ging um einen Puppenspieler von ... irgendwoher. Grauenvoll! Immer dieselben Lieder, die er hörte. Es wurde Zeit, einen Barden zu engagieren, der ausschließlich Markosa Lieblingslieder sang. Dann konnte er sich melodische Freuden bereiten, ohne vom immerwährend gleichen Geklimper abhängig zu sein, das er allerorts hörte.
»Existenz? Liebe?«, hakte Markosa nach.
»Könnte sie dort nicht etwas für Euch sein? Nicht nur für eine Nacht, mein Freund, sondern für die Ewigkeit?«, fragte Retep Errol leise und nickte über Markosa Schulter hinweg.
So unauffällig, wie es ihm möglich war, drehte Markosa sich um. Vor der noch hinter ihr schwingenden Tür stand eine schöne Frau. Eine andere Bewertung fiel Markosa in diesem Moment nicht ein. Sie
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