Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
war hochgewachsen, schlank, wirkte geschmeidig, hatte ein ovales Gesicht, welches von schwarzen Haaren umspült wurde, ihre dunklen Augen wirkten verhangen, die kleine Nase unterstützte die Wirkung ihrer vollen Lippen , und alles an ihr wirkte perfekt. So perfekt, dass Markosas Wahrnehmung nicht differenzierte, sondern nur noch eine Bewertung ausspuckte.
Schön!
Und edel, wenn man es so sehen wollte.
Die Augen der Frau schweiften durch den Raum und hielten bei Markosa inne. Das kannte er. Er war ein attraktiver Mann. Es gab keine Frau, die ihm widerstand. Warum also sollte es diesmal anders sein?
Er verzog sein Gesicht und schmunzelte. Sein bestes Schmunzeln. Ein Schmunzeln, welches direkt auf seine Augen wirkte und einsame Frauenherzen aus ihrer Dunkelheit erlöste, ihnen das Gefühl vermittelte, die Sonne sei für alle Zeiten aufgegangen, alle Wünsche würden sich erfüllen, es sei alles gut, was zuvor schlecht gewesen war. Hier bei ihm, bei Markosa Lightgarden, waren Frauen richtig. Hier empfing sie das Weiche, jenes Gefühl, welches sie Geborgenheit nannten, auch wenn es nur für einige Stunden oder – im besten Fall – für Tage währte, wobei jede der Frauen hoffte, es würde für ewig sein. Und Markosa tat sein Bestes, um ihnen dieses Gefühl zu vermitteln. Also lächelte er und seine Augen nahmen davon Besitz und blitzten im Gleichklang. Er wusste, dass sich nun kleine Grübchen in seine Wangen bohrten und wie üblich fuhr er sich durch die welligen Haare, als sei er verzweifelt oder denke intensiv nach, genau darauf bedacht, dass danach eine wilde Locke seine Stirn zierte. Nach dieser Geste presste er sanft die Finger beider Hände zusammen, denn er wusste, dass die meisten Frauen gerne auf die Hände eines Mannes sahen , und seine Hände waren schlank und wirkten sensibel, zehn Freudenspender, beweglich und sinnlich. Er richtete sich auf und reckte sein Kinn, denn nur ein aufrechter Körper versprach Selbstbewusstsein und erfüllende Liebe. Kurz und gut: Markosa war sich seiner und der schönen Frau bewusst!
Die Schwarzhaarige musterte den Adeligen kühl. Ein Mundwinkel zog sich empor, fast spöttisch und sehr überlegen.
Markosa kannte auch das. Zuerst waren sie alle gleich. Sie wehrten sich, denn das gehörte zum Spiel. Obwohl sie ihre Entscheidung schon längst getroffen hatten. Sie waren vernarrt in ihn, den schönen Mann, doch sie wollten, sie konnten es nicht zugeben. Sie benötigten, um ihre Ehre und ihren Stolz zu pflegen, dieses Spiel, welches letztendlich stets gleich endete. In Markosa Bett.
Retep hinter ihm räusperte sich. »Könnte sie es sein?«, fragte der Wirt leise.
Markosa blickte sich nicht um.
Ja, vielleicht hatte der Wirt Recht. Vielleicht war sie jene, die er lieben könnte. Falls sie allerdings ... falls sie allerdings war, wie alle, sich gleich in seine Arme begab, falls sie auch nur eine dieser gelangweilten, verkorksten, lüsternen ...
Die schöne Frau verzog den Mund.
Ihr Gesichtsausdruck traf Markosa bis ins Mark. Er wusste genug über Frauen, um den Unterschied sofort zu spüren .
Sie lächelte, doch sie lächelte spöttisch. Als blicke sie einen Regenwurm an, der im Sonnenschein um sein Leben kämpfte. Ein sich windendes Schläuchlein Leben, zum Verdorren verdammt. Als frage sie sich, wer dieser aufgeblasene Kerl sei, der es wagte, sie so abzuschätzen. Es war kein aufgesetztes Mienenspiel, sondern es kam so tief aus ihrem Innersten, das Markosa zusammenzuckte. Er versuchte, Haltung zu bewahren und fragte sich, ob er sich wieder zum Tresen und zu Retep umdrehen sollte, einen weiteren Schnaps ordern sollte, diese Frau vergessen sollte - als sie zu ihm kam. Ganz selbstverständlich. Sehr selbstbewusst. Stolz und überlegen. Einen Schritt. Noch einen Schritt. Und sie stand vor ihm. Er roch sie. Ihren Duft. Ihr Haar. Spürte sie. Nahm sie wahr. Mehr, als jemals eine Frau zuvor. Nicht körperlich. Nicht das. Dafür sinnlich. Auf einer ... anderen Ebene. Mit allen Fasern. Mit allen Sinnen. So sehr, dass es ihm eben jene Sinne zu rauben drohte, obwohl sie noch kein Wort gesagt hatte, gleichwohl sie nach wie vor einfach nur da stand.
»Was darf ich Euch bringen, schöne Frau?«, fragte der Wirt.
Das erste Mal seit Jahren begann Markosa in Gegenwart einer Frau zu schwitzen.
Die Frau schüttelte ihren Kopf und ihre wilde schwarze Haarpracht über die Schultern. Sie blickte Markosa direkt in die Augen. Sie lächelte, nickte sehr langsam, wobei ihre Augen ihn nicht
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