Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
zurück und wedelte mit einem winzigen Messer. »He, Dicker. Du erschreckst mich. Ich schnitze grad neue Pfeile. Wer weiß, wofür sie gut sind.«
»Entschul dige«, brabbelte Frethmar. H atte der Kurze ihn Dicker genannt? Frethmar beschloss, Ökliz zu verzeihen. Er würde ihm alles verzeihen. Schließlich wäre er ohne den Mut des Vierbeiners nicht mehr am Leben.
Glasklar kam die Wachheit zurück , und er suchte Haker.
»Wo ist Flack?«
Ökliz ließ sich bei seiner Beschäftigung nicht stören und sagte, ohne aufzublicken: »In die Stadt gegangen.«
»WAS?« Frethmar sprang auf und stand auf unsicheren Beinen. Er zog sein Wams glatt und richtete die Axt. »WAS?«
»Du hast so laut geschnarcht, dass die Tiere des Waldes geflüchtet sind und die Vögel bewusstlos von den Ästen fielen.«
»Was habe ich?«
»Geschnarcht und gefurzt wie ein Eber «, kicherte Ökliz. »Niemand wollte dich wecken, also hat sich Haker alleine aufgemacht. Er sagte, er würde zurückkehren, wenn er gefunden hätte, was er sucht.«
»Was sucht er denn?«, stieß Frethmar entgeistert hervor.
»Keine Ahnung«, gab der Bailiff zurück und steckte einen spitzen Pfeil in seine Tasche, bevor er sich daran machte, einen weiteren zu schnitzen.
»Aber wir wollten gemeinsam …«
»Lass ihn gehen«, winkte Ökliz ab. »Er ist ein merkwürdiger Mann, glaube ich. Zumindest sagt mir das mein Instinkt, falls du verstehst?«
»Und was sagt dir dein Instinkt sonst noch?«
Ökliz blickte auf. Der nächste Pfeil war fertig. Er verstaute ihn, ohne hinzusehen und blickte Frethmar an. »Ich glaube Haker nicht, dass er nur deshalb nach Lindoria geht, um dich zu begleiten.«
»Was meinst du damit?«
»Er verfolgt andere Ziele.«
Frethmar stützte sich auf seine Axt und strich sich mit der freien Hand durch den Bart. Sein Blick schweifte über die Hügel zur grauen Silhouette, hinter der die Sonne unterging. »Ich hatte den Eindruck, er hätte spontan entschieden, uns zu begleiten.«
»Mag sein«, quiekte der Bailiff. »Vater Baum sagte einst zu mir, auf Befehl etwas spontan zu tun, sei ebenso unmöglich, wie etwas vorsätzlich zu vergessen oder absichtlich tiefer zu schlafen.«
»Niemand hat Haker etwas befohlen.«
»Vielleicht hat er es sich selbst befohlen.«
»Verdammter Nager. Du redest wie ein Blinder Magister.«
»So, wie dieser alte Mann, der von Wargen getötet wurde?«
»Ja … so …«, schnaubte Frethmar und senkte den Blick. »Ich begreife n icht, was du meinst, so ist es. «
»Und das ärgert dich?«
»Ja.«
»Na ja – ehrlich bist du jedenfalls, Frethmar.« Ökliz hopste vor die Füße des Zwerges und hockte sich auf das Hinterteil. Seine Schnauze ließ keine Schlüsse darüber zu, ob er grinste, lächelte oder gar nichts tat. Es war eben eine Schnauze. »Vielleicht hat ihm ein innerer Zwang befohlen, euch zu folgen, ein Zwang, der ihn früher oder später sowieso nach Lindoria gebracht hätte.«
»Aha«, sagte Frethmar ergeben. »So also bist du aufgewachsen? Gedanken von links nach rechts drehen, durchschütteln und Annahmen treffen?«
»Annahmen sind Blödsinn«, sagte Ökliz sehr unphilosophisch. »Als wenn du auf einen Ast scheißt und denkst, er würde sich wehren, was dir schlaflose Nä chte bereitet, bis d u völlig verstopft bist, obwohl sich noch nie ein Ast über einen soliden Kackhaufen beschwert hat.«
»Aha. Das muss ja ein dicker Ast sein.«
»Nur wenn ein Zwerg drauf sitzt«, keckerte Ökliz.
Frethmar kicherte und schüttelte den Kopf. »Also warten wir, bis unser Albino zurückkommt?«
»Was denn sonst? Schließlich sind wir Gefährten, oder etwa nicht?«
Frethmar zuckte die Achseln. »Das dachte ich auch von Connor.«
»Und nun glaubst du, eine Enttäuschung ziehe die Nächste nach sich?«
»Ich weiß nicht …«
»Darf ich dir eine Geschichte von Vater Baum erzählen?«
Frethmar setzte sich vor Öklizaboraknorr, was Antwort genug war. Der Bailiff rollte sich gemütlich zusammen und stützte seine Schnauze auf die Vorderpfoten. Er sagte: »Ich erinnere mich daran, dass ich ein hübsches Mädchen kennenlernte.«
»Ein … Mädchen?«
»Ja … also ein vierbeiniges Mädchen. Ein hübsches kleines Wieselding, mehr musst du nicht wissen. Ihr Moschusduft war umwerfend, ihre … Na ja, sie war wirklich süß, verstand zwar nicht meine Sprache und dachte wie ein Tier, aber sie hatte dieses gewisse duftende Etwas. Ich stellte ihr nach und war stets dort, wo auch sie war. Ich verbarg meine Fähigkeiten
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