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Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)

Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)

Titel: Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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knatternden Segel übertönte: »Wenn ich es Euch sage, Piratenjäger, werdet Ihr mich hängen. Wenn ich es Euch nicht sage, sterbe ich dennoch. Warum also fragt Ihr?«
    Das war logisch und Hard runzelte die Stirn. Man würde es in Dandoria nicht gerne sehen, wenn er ohne konfisziertes Diebesgut zurückkehrte, schließlich wurde sein Schiff, seine Mannschaft, er selbst und die langen Reisen von den Adeligen und Gilden von Dandoria finanziert. Man erwartete, dass sich die Kosten verzinsten. Und wenn man hier von Zinsen sprach, war Vervielfachung gemeint. Bisher jedoch waren die drei Jahre wenig ergiebig gewesen. Möglicherweise wäre dies anders gewesen, hätten sie den Sklavenschoner von ‚Fat’ Orloff gefunden. Doch dieser war und blieb verschwunden , und es ging die Kunde, ein Ungeheuer, ein Golem, habe Orloff bei lebendigem Leibe gefressen, zumindest, wenn man der Aussage einiger Sklaven glauben konnte, die dem Massaker entronnen waren. Niemand wusste etwas Konkretes, alles waren Gerüchte, die sich spätestens nach fünf Schnäpsen im Tabakrauch der Spelunken auflösten.
    »Was wäre, wenn ich Euch verschone, Kapitän?«, fragte Hard mit leiser Stimme. Seine Führungsoffiziere ächzten, aber sie enthielten sich des Kommentars.
    »Versprechen könnt Ihr vieles, Kapitän Hard. Warum sollte ich Euch trauen?«
    »Weil ich ein ehrenhafter Mann bin und als Kapitän zum Kapitän spreche.«
    Der Pirat nickte. »Und was ist mit meiner Mannschaft, dem, was davon übrigblieb?«
    Hard räusperte sich. »Ihr werdet verstehen, dass ich nicht alle ...«
    Der Pirat winkte ab , und die Ketten klirrten. Er wirkte unbeugsam und Hard bewunderte diesen vierschrötigen Mann , der wusste, dass er irgendwann baumeln würde. Jeder Pirat war sich dessen bewusst. Er hatte Jahre Zeit gehabt, sich mit diesem Gedanken anzufreunden , und was nun geschah, war nichts anderes, als eine Fortführung seines bisherigen unsteten Lebens.
    »Was habt ihr zu bieten, Ronsbecker?« Hard sparte sich die Ehrenanrede. Es wurde Zeit, diesem Mann klarzu machen, wer die größeren Haufen schiss.
    »Erst, wenn ihr mir schwört, mich und meine Männer laufen zu lassen«, knarrte der Pirat.
    »Ich glaube kaum, dass Ihr in der Lage seid, Forderungen zu stellen. Die Schlinge wartet , und wenn ich es befehle, seid Ihr in drei Minuten tot. Oder in dreißig, je nach dem, wie die Schlinge geknüpft ist. «
    Der Pirat grinste. »Na und?«
    »Hängen wir ihn endlich ...«, flüsterte Hards Erster.
    Hard dehnte sich und nahm die Brille ab. Sein kurzsichtiger Blick schoss dem Piraten entgegen wie zwei Pfeile. Kapitän Ronsbecker blieb gelassen.
    »Bringen wir es hinter uns«, sagte der Pirat, als habe er noch eine Verabredung, die er unbedingt wahrnehmen wolle. »Ihr, Kapitän Hard, wollt nicht schwören. Ich will nicht reden. So einfach ist das.«
    So etwas hatte Wandrom Hard noch nie erlebt. Zwar waren viele Piraten tapfer und gingen ihre letzten Schritte hoch erhobenen Hauptes, doch wenn die Schlinge sich über ihren Kopf senkte, nässten sich nicht wenige ein, manche fingen an zu brabbeln , und die meisten konnten ihre Todesangst nicht unterdrücken. Dieser Mann würde lächelnd sterben. Dieser Mann war unbeugsam.
    »Ein Sturm zieht auf, Kapitän«, unterbrach der erste Offizier. »Wenn wir die Hinrichtung durchführen wollen, sollte es jetzt geschehen.«
    Die Mannschaft wurde unruhig , und nicht wenige verdrehten die Augen.
    Hard ahnte, dass er die Achtung seiner Männer verlor, wenn er sich nicht endlich entschied. Es war ein Dilemma. Der Schwur musste gesprochen werden, bevor er wusste, ob es sich lohnte.
    »Ihr habt es gehört, Pirat!«, donnerte Hard. »Deshalb jetzt meine letzte Frage: Würde ich schwören, muss es sich für uns lohnen. Wird es das?«
    Der Pirat zuckte die Achseln. »Es handelt sich lediglich um ein Pergament. Nichts, was blitzt oder blinkt.«
    Einige Männer lachten. Die Offiziere räusperten sich verlegen. Nur Hard blieb ruhig. Er setzte seine Brille auf. Verdammt, er sah es in Kapitän Ronsbecker Augen. Der Pirat würde ihn nicht reinlegen. Im Grunde waren sie sich jetzt schon einig. Ein feines Band züngelte zwischen ihnen, ein Verständnis, das jeder Logik entbehrte. Was, bei den Göttern von Mittland, hatte er, Hard, zu verlieren? Seinen Ruf? Der wäre sowieso dahin, wenn er mit einem leeren Schiff nach Dandoria zurückkehrte.
    Seine Seele?
    Die hatte ihm Elizah gestohlen, diese Schlampe.
    Seine Reputation?
    Die konnte man ihm nicht

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