Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
diese zweite Chance erhalten hatte. Er begriff, dass es einen Sinn ergab, wenn Unterwelt ihn zurückholte und ihn mit einem besseren Körper ausstattete. Dogdan hatte das, was man Neugierde nennt, erlebt, als er die Stadt belauerte und beschlossen hatte, an Land zu gehen, um wie sie zu werden, wie denkende Zweibeiner. Er hatte wissen wollen , und dieses Bedürfnis lauerte noch immer in ihm, war stärker geworden, so, wie er nun in der Lage war, Wörter zu artikulieren. Er schritt auf gewisse Weise voran, er wuchs und lernte. Und das bereitete ihm Freude.
Deshalb erkannte er, dass es kein Zufall war, dass er in die Festung zurückkehren durfte. Etwas wartete auf ihn, etwas, das mächtiger war als Katraana, die Dunkelelfe.
»Komm an meine Seite«, sagte Katraana. »Herrsche gemeinsam mit mir. Du bis der stärkste Dämon, dem ich je begegnete. Sogar Unterwelt zieht vor dir den Kopf ein. Du bist das wiedergeborene Böse. Du hast Erfahrungen gesammelt, die dich härter als Stahl schmiedeten. Du bist ein roher Diamant, den ich schleifen werde, bis du so hell schimmerst, dass Unterwelt vor deinem Licht erblindet und Mittland dich wie einen König erwartet.« Sie schwieg und betrachtete ihn, während ihm ölige Flüssigkeit aus den Augen sickerte, die er wegzuwischen versuchte, was nicht gelang, da immer mehr davon kam, je intensiver er an Murgon dachte. »Ich weiß, dass Mittland dich enttäuscht hat. Du wolltest so viel, doch du bekamst nichts. Man achtete weder deine Stärke, noch deine Lust zu lernen. Man schlachtete dich ab wie ein Stück Vieh, obwohl du voller Vertrauen zu ihnen gegangen bist.«
Das alles las sie in ihm?
So viel Einfluss besaß sie über seinen Verstand?
Er schüttelte sich wild und hockte sich hin, denn sein Rücken schmerzte vom gebeugten Stehen. Obwohl er hockte, war er noch einen Kopf größer als Katraana, die vor ihm stand wie eine wohlwollende Mutter, die nur sein Bestes wollte. Vielleicht war es so? Irrte er sich? War sie gütiger, als er vermutete?
»Ich bin nicht deine Mutter, aber ich bin deine Freundin, wie ich Murgons Tochter bin.«
Sein Schädel fuhr hoch und er starrte sie an. Murgons Tochter? War auch sie von ihm geschaffen, zusammengesetzt und belebt worden?
»Ja, so ist es«, nickte sie.
Warum trauerte sie dann nicht? Warum wirkte sie so ... so ...
Er fand dafür kein Wort, denn es hatte sich in ihm noch nicht gebildet. E s musste etwas mit der Kälte zu tun haben, die er empfand, obwohl sie so gütig wirkte. Und erneut war alles kompliziert. Nichts schien einfach und klar zu sein. Andererseits wusste sie, wie sehr er unter dem Betrug der Zweibeiner gelitten hatte, was man mit ihm getan hatte , und klangen ihre Worte nicht mitfühlend?
Trotzdem ... etwas stimmte nicht.
Es war, als verknote sich alles, als füge sich nichts zusammen, als würde sie ihn belügen.
»Lügst«, knurrte er und während der Zorn, der ihn für eine Weile verlassen hatte, zurückkehrte, freute er sich, dieses Wort gefunden und gesprochen zu haben. »Du lügst.«
Katraana wich zwei Schritte zurück. »Du armer Dämon. Du denkst, ich sei nicht ehrlich. Dabei habe ich mit dir nur Gutes im Sinn. Glaubst du, sonst hätte ich dir erlaubt, mich bei meinem Ritual zu stören? Meinst du, ich wusste nicht, dass du zu mir kommst?«
War das so?
Hatte sie nicht überrascht gewirkt?
»So war es, Dogdan, denn ich weiß über alles Bescheid , was in Unterwelt geschieht. Und nun höre mir zu. Du bist wütend und aufgebracht, denn du denkst an das zurück, was man dir antat. Du willst dich dafür rächen, denn die Zweibeiner, vor allen Dingen die Menschen, sind schlecht. Sie nutzen ihren Verstand nicht. Sie denken nur an sich. Sie brauchen einen Herrscher, der sie auf das besinnt, was wichtig ist.«
Er atmete schwer.
Rache?
Bisher hatte er daran nicht gedacht. Was war das? Was war Rache?
»Zahle es ihnen heim, Dogdan. Gehe zurück und zeige ihnen, dass sie einen Fehler gemacht haben. Dabei wirst du dich wohlfühlen , und es wird dir leicht werden ums Herz. Das nennt man Rache. Etwas Übles heimzahlen. Man wird dich respektieren und Buße tun.«
Das klang gut.
Klang wunderbar.
Sie würden zu ihm aufschauen und bereuen, was sie ihm angetan hatten. Er würde dem Mann mit dem runden Kopf eigenhändig den Schädel abreißen. Er würde dabei lachen und den Schädel ins Meer werfen, den Fischen zum Fraß. Und den Soldaten würde er die Arme, die Beine, einfach alles ausrupfen . Stück für Stück, so wie
Weitere Kostenlose Bücher