Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
das nur ein Fetzen mit irgendwelchen Punkten und Linien. Wer garantiert mir, dass Eure Aussage stimmt?«
Der Pirat grinste und trank. Er wirkte entspannt und - Hard sch eute den Gedanken – sympathisch. Sie ähnelten sich, waren harte Männer, jeder auf seiner Seite. Hard ertappte sich bei dem Wunsch, er hätte genau so einen Mann an seiner Seite. Die gegenseitige Achtung war mit Händen zu greifen.
»Ich habe Euch große Macht versprochen, Hard. Und ich pflege mein Wort zu halten, so wie Ihr.«
»Es muss Euch schwergefallen sein, das Pergament wegzugeben, nicht wahr?«
»Was nützt es mir, wenn mein Hals so lang ist wie ein Schlauch?«
Hard goss sich nach. Er fühlte sich eindeutig wohl und war begierig zu erfahren, was es mit der Karte auf sich hatte. Vor ihm lagen ein Krummsäbel und eine Pistole, der Piratenkapitän war selbstverständlich unbewaffnet. So bestand keine Gefahr, dass Ronsbecker Dummheiten machte. Der Wein belebte Hard und die Aussicht auf eine interessante Geschichte noch mehr.
»Also berichtet«, sagte er.
»Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen«, begann der Pirat. »Wir hatten eine Dandorianischen Händler aufgebracht. Wie es meine Art ist, gab es nur wenige Verletzte und kaum Tote. Ihr müsst wissen, Kapitän Hard, dass es besser ist, Überlebende können vom Mut eines Piraten berichten, als tot auf dem Grund des Meeres zu verfaulen. Dass wir grausam sind und unsere Gegner quälen, gehört ins Reich der Phantasie. Ich will nicht verleugnen, dass es Kapitäne geben mag, die über die Strenge schlagen, was man zum Beispiel ‚Fat‘ Orloff nachsagt, der Pirat und Sklavenhändler gleichzeitig war. Die meisten von uns sind zufrieden, wenn sie ihre Beute ohne viel Blutvergießen unter Deck bringen. Aber ich will nicht abschweifen.« Er trank und stellte den Becher ab.
»Wir hatten also diesen Händler aufgebracht , und die Beute war gering. Ein paar Säcke Zucker, Wareikenholz und wenig Gold. Wir hatten ihn zu früh angegriffen, nämlich bevor er Ladung genommen hatte. So etwas passiert, aber da es ohne viel Blut abging, war es eher ein Nachmittagsvergnügen und vertrieb uns die Langeweile. Nach diesem lahmen Überfall beschloss ich, unsere bisher ige Beute zur Küste zu bringen, wo wir sie in den Piratenhöhlen versteck en wollten .«
Die Piratenhöhlen!
Diese Höhlen konnte man südlich finden, in der Nähe von Amazonien . Sie galten als Überbrückungsort. Hier versteckten Piraten ihre Schätze, um im Falle eines Unglücks, das in Form eines Dämonenangriffs, eines Piratenjägers oder eines Sturmes über sie kommen konnte, nicht alles zu verlieren. Überlebte man, gab es meist eine Möglichkeit, zu den Höhlen zurückzukehren, um von der Beute zu zehren. Diese Höhlen wurden von den anderen Piraten respektiert. Jeder Kapitän hatte seine eigene Höhle , und es wäre niemals einem befreundeten, auch keinem feindlichen Kapitän eingefallen, etwas davon zu stehlen. Dieses ungeschriebene Gesetz war noch nie gebrochen worden.
Kapitän Ronsbecker, den man auch den Schwarzen Jan nannte, legte vor der Küste an , und die Beute wurde auf einem Beiboot verstaut. Drei Matrosen und er gingen an Land.
Die Höhle war schnell gefunden , und Jan Ronsbecker stockte der Atem, als er sie leer vorfand. Seine Flüche hallten lauter als Kanonendonner , und seine Männer fletschten die Zähne. Was hier geschehen war, brach jedes Gesetz. Die Amazonen kamen nicht in Frage, ansonsten waren die Verstecke so gut, dass nur Eingeweihte sie finden konnten. Und Eingeweihte konnte es nur auf fremden Piratenschiffen geben, Matrosen, die auf Konkurrenzschiffen angeheuert hatten.
Der Schwarze Jan machte seinem Namen alle Ehre , und seine Männer hätten sich am liebsten in irgendwelchen Höhlenlöchern verkrochen, so sehr übermannte ihn der Zorn. Jeder Pirat wusste, dass sich hin ter der kultivierten Maske des Kapitäns ein grausamer Mann verbarg, der – wenn er wollte – schlimmer wüten konnte als ein Dämon. Erlebt hatten es nur wenige , überlebt kaum einer.
Ronsbecker setzte sich auf einen Felsbrocken und starrte in die von Laternen erleuchtete Höhle. D er Lohn seines Piratenlebens war verschwunden , er war ein mittelloser Mann, der nur noch ein Schiff besaß. Er war nicht mehr der Jüngste und hatte davon geträumt, eines Tages ein Weib zu ehelichen, um mit ihr eine Horde Kinder zu zeugen und in Wohlstand zu leben. Dieser Traum war geplatzt. Soeben wollte er den Befehl geben, zu m Schiff
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