Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
Connor zurück. »Andererseits haben wir beide Fehler gemacht. Ich wäre ein schlechter Clanführer, wüsste ich das nicht und letztendlich hat auch Ascor mir einiges dazu gesagt.« Der alte Barbar grinste hart. »Du hast bewiesen, dass du ein Herz hast. Zweifellos hättest du mich töten lassen können. Die Meisten hätten dir deine Lügengeschichte geglaubt und mich als Mörder von Snækollur Hnefisson hingerichtet. Vielleicht ist es gut, wie es ist. Du wirst wissen, warum du dich des Alten entledigt hast. Wäre er mir früher oder später gefährlich geworden? Ich erwarte keine Antwort. Nun ... du hättest mich töten lassen können. Ja, das hättest du.« Korgath kaute auf der Unterlippe und wischte sich mit der Hand über den nachwachsenden kratzigen Bart. »Eine andere Möglichkeit: Du hättest mich in dem Zelt versauern lassen können. Das Spiel war gespielt , und du hattest die Oberhand. Stattdessen bist du mit mir weggegangen, warum auch immer.«
»Lass es ...«, stöhnte Connor. In seinem Schädel pochte es, als würde sein Vater jedes Wort mit einem Hammerschlag begleiten.
»Und nun frage ich mich, ob ich dich hier sterben lasse oder nicht.«
»Wir ... haben gemeinsam ... gekämpft.«
»Und das ändert einiges, womit du Recht hast. Wenn Männer Schulter an Schulter ihr Leben und das des Anderen verteidigen, sind sie sich verpflichtet.«
»Ja.«
»Ich vermute, bei Vater und Sohn zählt diese Verpflichtung noch einiges mehr, oder?«
Connor biss die Zähne zusammen. Tränen rannen über seine Wangen. Sein Oberkörper stand in Flammen. Warum, bei Gordur, entschied sich sein Vater nicht? Wie lange musste er diese Schmerzen noch ertragen?
»Ich weiß nicht, warum du mich mitgenommen hast, Connor. Aber ich weiß, wir müssen so schnell wie möglich nach Dandoria. Vielleicht können wir unsere Männer, die auf dem Schiff warten, von der veränderten Situation berichten, damit sie keinen unüberlegten Angriff starten. Das bin ich Hvinur schuldig, der uns wie ein Bruder war.«
Connor schwieg.
»Außerdem brauchst du so schnell wie möglich einen Heiler. Vermutlich werden sich deine Wunden entzünden, und falls das so ist, muss man dir deinen Arm abnehmen, damit du überlebst. Wir haben also keine Zeit zu verlieren.«
Korgath stand auf und blickte auf Connor herab.
»Was später geschieht, wird man sehen. Umkehren wäre sinnlos. Wenn wir uns beeilen, schaffst du es vielleicht bis nach Dandoria. Zwar wären wir schneller bei unserem Clan , und Ascor würde dir helfen, aber nach wie vor denke ich an unsere Männer auf dem Schiff. Glaube also nicht, ich sei in Liebe zu dir entbrannt. Ich versuche lediglich, zwei Wargen mit einem Schlag zu töten.«
Connor hörte diese letzten Worte nicht mehr, denn Dunkelheit hatte ihn gnädi g in ihren weichen Arm genommen.
15
Dogdan stapfte durch die Hallen der Festung, während Katraana ihm folgte . Er spürte ihren Blick auf seinem Rücken, doch das störte ihn nicht. Sollte sie denken, was sie wollte. Sie war eine kleine Frau, mehr nicht. Eine kleine Menschenfrau, die ihm ausgeliefert war, auch wenn sie es noch nicht wusste.
Sein Verstand wuchs proportional zur Entwicklung seines Selbstbildes. Dogdan hatte keine Ahnung, was ein Selbstbild war , und es hätte ihn auch nicht gekümmert, aber er fühlte sich wohl dabei, wenn er sich in Spiegeln sah oder sich seiner Kraft und Energie bewusst war.
Das, was man Sprache nannte, nahm in seinem Kopf Formen an und er fand Worte, von denen er bis her nicht geahnt hatte, dass es sie gab. So wie er jetzt war, hätte man ihn in der Stadt willkommen geheißen. Niemand hätte ihn zerstückelt, niemand hätte ihn getötet.
Ich lerne! , sagte Dogdan.
Und er dankte seinem Vater, denn dieser musste gewusst haben, was aus ihm werden sollte. Schließlich hatte Murgon ihn geschaffen , und der Schöpfer war allmächtig. Dass er sich vorübergehend nicht in Unterwelt aufhielt, sondern bei welchen, die man die Toten Wächter nannte, war weniger schlimm. Dogdan würde auf ihn warten , und er würde sich ihm stolz präsentieren.
Hier bin ich, Vater! Ich bin nicht mehr der Golem mit den vier Armen und den sechs Augen. Ich bin vollständig! Ich bin ICH!
»Warte«, rief Katraana. Sie umrundete ihn und baute sich vor ihm auf. Sie blickte zu ihm auf und in ihren Augen funkelte etwas, dass Dogdan als Zorn zu erkennen meinte, wobei er sich täuschen mochte, denn die kleinen, aber eindrucksvollen Augen von Zweibeinern fand er zwar
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