Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
jemand aus dem Umkreis meines Vaters? Du sagtest, du hättest mich beobachtet. Also sollte ich dich kennen.«
»Nein, du kennst mich nicht. Nicht in meiner jetzigen Gestalt.«
Nashka stockte der Atem. Der Fremde war verrückt, er war eindeutig wahnsinnig! Er mochte die Kräfte eines Bären besitzen, was ihn noch gefährlicher machte, und er mochte sie gerettet haben – doch die Gründe dafür entsprangen einem kranken Hirn. Und sie war in seiner Gewalt. Er würde mit ihr anstellen, was er wollte. Sie war seine Gefangene, hilflos und krank. Sie war ihm ausgeliefert , und er konnt e sein düsteres Spiel mit ihr treiben, wie ihm beliebte. Nichts hasste Nashka Crossol mehr, als einer Situation ausgeliefert zu sein. Sie war eine junge Frau, die ihre Geschicke selbst lenkte. Sie war von niemandem abhängig, niemandem etwas schuldig und tat stets, was sie für richtig hielt.
Als habe er ihre Gedanken gelesen, sagte der unheimliche Fremde: »Ich kann mir denken, dass du leidest. Du bist eine eigensinnige Frau, starrköpfig und selbstbewusst, forsch und absolut von dir überzeugt. Du bist wie der Keiler, der in Gefangenschaft keine drei Tage überleben würde. Du bist ein die Freiheit liebender Mensch, energisch und zupackend. Alles das gefällt mir an dir.«
»Wenn du mich für so stark hältst, zeige dich. Deine Stimme ist freundlich und warm, also wirst du wohl kaum wie ein Ungeheuer aussehen, oder? Willst du mich deshalb in Ungewissheit lassen, damit ich zerbreche? Das wird nicht geschehen. Darauf kannst du lange warten.«
Es entstand eine kleine Pause.
Der Kerzenschein zuckte an der Felsendecke.
Die Steine schienen zu atmen.
»Wie du willst«, sagte der Fremde , und der Schatten erhob sich. Er trat ins Licht der Kerze.
Nashka, die vergessen hatte, wie sehr sie sich erleichtern wollte, starrte zu dem Fremden auf und nässte sich unvermittelt ein. Dann begann sie zu schreien.
15
»Ich bin ein Königsmörder«, stöhnte Connor.
Er erinnerte sich, dass ihm damals, auf der Amalia , ein seltsamer Mann mit einer Peitsche vorausgesagt hatte, er würde ein Königsmörder sein. Und noch vieles andere hatte er vorausgesagt, an das Connor sich nicht erinnerte. Er hatte gelacht und es verneint, und der Geheimnisvolle hatte seine blitzenden Reißzähne gezeigt, war in der Kabine verschwunden, und der Spuk hatte sich aufgelöst. Das war gewesen, während Piraten und Händler gegeneinander kämpften und ein Margoulus versuchte, die Schiffe zu zerstören. Bevor Connor schiffbrüchig und in Fuure an Land geschwemmt wurde.
»Wie konnte das geschehen?«, fragte Frethmar und legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter. Zuvor hatte er Snækollur mit einem Stofffetzen geknebelt, damit sie das höhnische Lachen des Barbaren nicht hören mussten.
Connor zuckte mit den Achseln. »Ich weiß es nicht. Vermutlich war ich vom Kampf aufgeheizt und hatte meine Kraft nicht unter Kontrolle. Ich wollte sein Sc hwert lediglich abfangen, statt dessen rutschte ich ab von seinem Stahl.«
Frethmar wandte den Blick zu Snækollur. »Bist du dir klar darüber, dass Connor dir das Leben gerettet hat?«
»Lass ihn«, sagte Connor. »Er weiß, was ich getan habe und braucht sich nicht bei mir bedanken. Er ist ein guter Krieger und ein kluger Mann. Sein Hohn ist verständlich. Er verlor vier Männer und wurde gefangen genommen. Seine Ehre ist dahin. Für ihn hat das Leben keinen Sinn mehr. Vielleicht wäre es besser gewesen, Balger hätte ihn getötet.« Er klang geknickt , und seine Stimme war dumpf.
Agaldir trat hinzu. »Wir müssen hier weg. Man wird den König suchen, und wenn sie herausfinden, wer die Untat begangen hat, wird man uns jagen.« Der Blinde Magister starrte Connor aus milchigen Augen an. Er machte sich Sorgen um seinen Enkel Steve, den er seinem Schicksal überlassen musste, wollte er seine Haut und die seiner Gefährten retten.
»Wir können nicht weg«, sagte Connor und blickte auf. »Wir müssen uns um Steve kümmern.«
»Und um den Lichtwurm«, fügte Frethmar hinzu. »Es ist zum Haare raufen. Alles ist schief gegangen. Was tun wir jetzt? Retten wir Steve? Retten wir Ringo? Retten wir uns? Alles gleichzeitig geht nicht!«
»Warum sollte man uns auf die Spur kommen? Wenn man den König findet, wird man annehmen, er sei in ein Gefecht geraten und hat dabei den Tod gefunden. Nichts weist auf uns hin. Niemand weiß etwas davon«, sagte Connor, ohne auf Frethmars Fragen einzugehen. »Wir sollten so schnell wie möglich
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