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Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)

Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)

Titel: Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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stets weggehört oder sich mit anderen Ladys verabredet, um der Strafe nicht beiwohnen zu müssen.
    »Papa, ich werde irgendwann ein Mann sein«, flüsterte Markosa.
    »Und ich werde dafür sorgen, mein Sohn.« Bernardo Lightgardens Stimme war sanft und klang besorgt.
    In stillen Momenten war sich Markosa sicher, dass sein Vater es nur gut mi t ihm meinte, wenn es jedoch so weit war, die Strafe anzunehmen, dachte er anders. Dann hasste er seinen Vater und schwor bittere Rache.
    »Angst macht dich schwach«, sagte sein Vater.
    Und dich macht sie grausam , dachte Markosa. Gesagt hätte er das seinem Vater nie.
    »Es ist keine Schande, wenn du dich fürchtest, doch eine, wenn du Angst hast.«
    Den Unterschied begriff Markosa nicht, falls es überhaupt einen gab. Der große angesehene Händler und Adelige Bernardo Lightgarden drückte sich gerne weise aus , und Markosa versuchte, seitdem er einigermaßen reflektieren konnte, mit den Gedanken seines Vaters Schritt zu halten.
    Es genügten kleine Vergehen, um bestraft zu werden. Es gab keinen Mittelweg. Es war stets ein entweder oder. Warum schlug Vater ihn nie? Warum verbannte er seinen Sohn nicht in dessen Zimmer oder sperrte ihn anderswo ein? Das gab es nicht.
    Markosa schüttelte das Grauen, wenn sein Vater ihm befahl: »Folge mir!«
    Der Junge hätte sich am liebsten übergeben, wenn er an die Wärme und den Gestank dachte. Und an die Einsamkeit. Diese unglaubliche dunkle Einsamkeit!
    Die Strafe war nicht spontan möglich. Es musste n eine Sau oder ein Keiler geschlachtet werden. Also konnte es Tage dauern, in denen Markosa sich regelmäßig vor Ekel erbrach oder nächtelang nicht schlafen konnte. Falls er doch in warme Dunkelheit fiel, erwachte er schreiend , und sein Körper war schweißnass. Tagsüber, wenn er verdrängte , was geschehen würde, klebte ihm die Hose am nassen Hinterteil , und seine Bewegungen waren fahrig und unkonzentriert. Seine Lippen waren trocken und seine Augen juckten. Er wartete auf den Ruf der Sklaven: »Es ist geschlachtet!«
    Dann wusste er, dass jede Flucht sinnlos war.
    Genauso sinnlos wie die Hoffnung, sein Vater könne die Strafe vergessen haben, sich beruhigt haben, mit anderen Dingen beschäftigt sein. Bernardo Lightgarden war ein konsequenter Mann. Was er versprach, hielt er.
    Als Markosa älter wurde, erklärte sein Vater ihm: »Manchmal dachte ich, es sei besser, die Strafe zu vergessen . Alles schien mir so weit entfernt. Ich empfand keine Genugtuung und liebte dich wieder, war dir nicht mehr böse. Doch ich weiß, dass jener am besten an einem Versprechen festhält, der für die Erfüllung am längsten braucht. Du musst lernen, dass die Einlösung eines Versprechens Vertrauen schafft. Denn Vertrauen ist das beste Betriebskapital, mein Sohn. Warum, glaubst du, bin ich geworden, was ich bin?«
    Bei den Göttern! Vater quälte ihn, damit sein Sohn ihm vertraute? Es fiel Markosa unendlich schwer, die Logik hinter dieser Aktion zu begreifen, dennoch wusste er, dass sein Vater Recht haben musste. Andererseits betrachtete er den starken , bärtigen Mann mit hasserfüllten Augen. Wenn es weh tat, konnte es keine Liebe sein. Aber vielleicht war das die dumme Logik eines Halbwüchsigen, dem der erste Flaum auf der Oberlippe wuchs, dem Pickel sprossen, und dessen Glied in ständiger Bewegung war. Trotzdem sagte sein Vater ihm: »Ich liebe dich, mein Sohn!«
    Wenn das Liebe war, was war dann das Gegenteil?
    Seine Freunde meinten, die Liebe sei ein unauslöschbares Feuer. Sie schwärmten von Küssen und Berührungen , und manche schwärmten auch von etwas, dass sie Gemeinsamkeit nannten.
    Das alles vermisste Markosa, wenn Vater sagte, dass er ihn liebe. Entweder log sein Vater oder seine Freunde wussten nicht, von was sie redeten.
    »Es ist geschlachtet!«, hallte der Ruf der Sklaven durch den Palast derer von Lightgarden , und Markosa rannte auf den Abort, wo er sich aus allen Öffnungen erleichterte und weinte. Verstecken hätte nichts genutzt. Dann wäre sein Vater erneut wütend geworden. War es nicht schön, dass er seinen Sohn liebte? Dass er nicht mehr wirklich böse war? Dass er lediglich tat, was getan werden musste?
    Also folgte Markosa seinem Vater nach draußen hinter den Palast, wo ein hoher Holzzaun die Blicke Neugieriger von dem abhielt, was innerhalb des Hofes geschah. Hier wurden Tiere geschlachtet, ausgenommen und Blut aufgefangen. An warmen Tagen konnte es bestialisch stinken, da es eine Weile dauerte, bis die Sklaven die

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