Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)

Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)

Titel: Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
Vom Netzwerk:
Handgriff, jede Regung, machte n es flexibel wie Schlamm. Markosa streifte jedes Ekelgefühl ab. Das musste er tun. Sonst wäre er wahnsinnig geworden.
    Er versuchte, gleichmäßig zu atmen , und tatsächlich fand er einen Rhythmus, der es ihm erleichterte. Er versuchte, die Dunkelheit, den Gestank und die Strafe zu ignorieren. Er dachte sich weg ...
    ... und fuhr hoch, als die Hälfte angehoben und von ihm weggenommen wurde.
    Sein Vater beugte sich zu ihm herunter und lächelte. »Du bist ein Mann, Markosa! Ich werde dich nie wieder bestrafen!«
    Dann ging er davon.
    Einfach davon.
    Als sei nichts geschehen.
    Von Markosas Gesicht tropften Schleim und Blut.
    Und dieser Mann ging einfach so davon.
    Dies war ein Moment, der alles verändern sollte.
     
     
    Das berichtete Markosa Lightgarden der schönen Frau und fragte sich, warum er es tat? Weil sie zuhörte? Weil er entzückend fand, wie sie an ihrem fein geschnittenen Obststück nagte? Oder wollte er ihr erklären, was danach geschah und wie sich seine Ansicht zu bestimmten Dingen veränderte? Woher nahm er diese Zuversicht?
    Er wischte sich Feuchtigkeit aus den Augen , und die schöne Frau legte ihre zarte Handfläche auf seine Finger.
    »Danke«, sagte sie schlicht.
    »Wofür?«, wollte Markosa wissen, dem der Schädel schwirrte. Er hatte von der Strafe bisher keinem Menschen erzählt. Dennoch saß er mit dieser Frau zusammen, sie speisten, tranken sehr wenig , und er plapperte wie ein Marktweib. Er erkannte sich nicht wieder.
    »Danke für Euer Vertrauen, Markosa«, sagte die schöne Frau mit ihrer dunklen Stimme.
    Markosa spießte eine Dattel auf. »Ja«, sagte er. Mehr fiel ihm nicht ein.
    Es war viel los im Steinernen Trog . Hier verkehrten Händler und Bürger der gehobenen Klasse. Man trank süßen Gewürzwein und aß in Honig gesottene Hammelkeule. Der Tabak roch angenehm , und man redete mit verhaltener Stimme.
    Die schöne Frau blickte Markosa an. »Könnt Ihr lieben, Markosa Lightgarden?«
    Er verschluckte sich fast und legte die Gabel weg.
    »Könnt Ihr?«
    Er kratzte sich den Kopf. Er konnte ihrem Blick nicht standhalten.
    Sie nahm ihre Hand nicht von seiner.
    Sie wartete.
    Er hob den Kopf und blickte sie an. »Nein«, sagte er.
    Sie lächelte.
    Noch nie war Markosa so ehrlich gewesen.
    Sie lächelte.
    Markosa versank in ihren Augen. »Bisher nicht.«
    Sie lächelte.
    Er entzog ihr seine Hand und ergriff sanft ihre Finger.
    Sie lächelte.
    Tränen sammelten sich in seinen Augen. Er drückte ihre geschmeidigen Finger und presste die Lippen aufeinander. So nickte er, obwohl er nicht wusste, was er bejahte.
    Und sie lächelte.
    Während ihm Tränen über die Wangen liefen, hob er ihre Hand an seine Lippen und liebkoste ihre Haut. »Ja ...«, hauchte er. »Ja ... ja ... ich kann lieben - ich kann es. Ich kann es!«

17
Neun Generationen zuvor hoch im Norden
     
    Ihr Schrei verhallte. Nashka wurde still. Es war nur ein harter schneller Aufschrei gewesen , und die Scham, sich eingenässt zu haben, war schlimmer, als das, was sie sah. Der warme Urin kühlte sich schneller ab, als ihr lieb war. Sie verurteilte sich für diese Schwäche.
    Nashka starrte in ein Gesicht, das keines war.
    Es hatte zwei Augen, doch die waren kaum sichtbar, sondern von Wucherungen umschlossen. Die Nase wirkte wie abgefault und bestand aus einer Verwachsung mit Löchern. Der Mund war intakt, doch der Oberbiss ließ zwei spitze Eckzähne erkennen. Das gesamte Gesicht bestand aus vernarbtem Gewebe, das sich über den Hals fortsetzte und vermutlich noch weiter, doch das war nicht sichtbar, da der Mann tadellos gekleidet war und eine rote Halsbinde über einem schneeweißen Stehkragen jeden weiteren Einblick untersagte. Alles in allem wirkte der Kopf, als hätten betrunkene Götter Fleischteile wahllos zusammengeklebt oder aus Lehm geformt. Falls der Mann Ohren hatte, wurden sie von einem blonden , welligen Haarschopf verdeckt. Die Haare wirkten im Gegensatz zum Gesicht bizarr normal und waren ordentlich frisiert. Die gesamte Statur des Mannes war athletisch und in tadellos es Schwarz gehüllt. Eine alterslose Gestalt, die Kraft und Energie ausstrahlte.
    »Ich habe vermutet, dass mein Aussehen dich erschreckt«, sagte der Mann seelenruhig.
    »Es ist ... außergewöhnlich«, stieß Nashka hervor.
    »Mein Name ist Regerik Lightgarden«, stellte der Mann sich vor und deutete eine Verbeugung an. Das wirkte so absurd, dass Nashka fast gelacht hätte, stattdessen kam sie nicht umhin, ihre

Weitere Kostenlose Bücher