Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
Überreste vergraben hatten und das tote Fleisch in das Kühlhaus gehängt wurde, wohin fleißige Sklaven Eiswürfel schleppten, ein kleiner Bau, der im Schatten lag, neben einer Räucherhütte, in der das Fleisch haltbar gemacht wurde.
Das Pflaster war glitschig und rot. Eingeweide kringelten sich. Magen und Därme, die später ausgewaschen und gesalzen wurden, um für Festgelage mit seltenen Obstsorten und Kräutern gefüllt serviert zu werden. Ein gekochter Gaumenschmaus, der durstig machte.
»Nehmt es auseinander«, befahl Markosa Vater.
Die Sklaven, Halbl inge und dunkelhäutige Menschen senkten die Blicke und taten, was ihr Herr ihnen befahl. Sie senkten die Blicke, damit niemand sah, was sie über die Strafe dachten, denn sie wussten, was auf Markosa zukam , und einmal meinte der Junge, Tränen in den Augen eines Sklaven gesehen zu haben.
Der Junge hatte Mitleid mit den Sklaven, denn er hatte schon früh erkannt, dass sie den Befehlen seines Vaters nur unwillig folgten.
Die Sklaven hatten einen Eber geschlachtet, der von einer Jagdgruppe seines Vaters erlegt worden war. Das riesige Tier bedeutete Fleisch für eine lange Zeit und füllte die Vorratskammern. Doch nun hing es an einem Gerüst, in der Mitte zerschnitten. Zwei Hälften, die trotz der Hitze dampften. Aus denen Geschlinge und Innereien hingen. Man hatte dem Eber den Kopf gelassen, der erst später entfernt wurde, um als Zierde auf der Festtafel zu liegen, Kohl im Maul und geschickt gefaltetes Papier um den Hals.
»Hinlegen!«, befahl Bernardo Lightgarden. Einer der Sklaven richtete seinen Blick auf Markosa , und tiefes Mitgefühl lag in diesem Blick. War es der mit den Tränen gewesen? Sie sahen sich alle so ähnlich, waren schwarzhäutig und hatten lockige kurze Haare.
»Nun macht schon«, trieb Vater seine Sklaven an.
Sie lösten eine Eberhälfte, wofür es drei Männer benötigte und legte diese mit den Innereien nach oben auf die Steine.
»Sehr gut«, sagte Vater. Um seine Lippen spielte ein Lächeln. Er war zufrieden. Ein Eber war besser als ein Schwein, denn ein Eber war größer und schwerer. Und ein Eber roch anders. Das mochte an dem liegen, was er fraß. Er stank bestialisch.
»Hinlegen«, sagte er im milden Ton zu Markosa.
Der Junge zögerte.
»Ich sagte hinlegen!«, sagte sein Vater bestimmter.
Der Junge ging mit steifen Schritten zur dampfenden Eberhälfte und blieb davor stehen.
»Nun mach schon, oder willst du ewig ein kleiner Junge bleiben? Denke daran, was ich dir über Angst sagte«, herrschte ihn sein Vater an.
Markosa leckte die Tränen ab, die ihm über die Lippen liefen. Aus seiner Nase tropfte Rotz. Er wusste, was geschehen würde , und er wusste, dass es kein Entkommen gab.
Wenn es schmerzt, kann es keine Liebe sein!
Und doch liebte sein Vater ihn. Er sagte es ihm ständig. Also hatte der mächtige Mann Recht. Das, was hier geschah, war zu seinem, zu Markosas Bestem!
Der Junge hockte sich hin , und seine Fingerspitzen tasteten über die Eberhälfte. In seiner Kehle revoltierten Magensäfte. Er war kurz davor, sich erneut zu übergeben. Er fühlte warmes weiches Fleisch , und aus den Gedärmen, den Innereien und dem Geschlinge drangen Gerüche in seine Nase, die ihn schwindelig machten.
»Wie lange soll ich noch warten?«, hörte er die Stimme seines Vaters. Markosa wusste, dass sein Vater heute noch eine wichtige Besprechung mit Kapitänen der Flotte hatte. Nichts machte ihn zorniger, als einen Termin zu verpassen. Er hatte mehrere führende Köpfe seines Unternehmens gefeuert, weil sie unpünktlich gewesen waren. Sein Vater wusste, wie man die Welt beherrschte, und dass Disziplin die Macht der Götter war.
Es schmerzte!
Markosa beugte sich vor , und seine Handflächen patschten in Blut und Fleisch. Er schob seinen Körper über die Eberhälfte und stellte sich ununterbrochen vor, er lege sich in sein weich gepolstertes Bett mit Stoffen, welche mit Gänsedaunen gefüllt waren. Er wusste, wie man sich legte, deshalb zog er die Beine an den Bauch. Am schlimmsten war es , den Kopf sinken zu lassen. Die Wange und die Haare in das noch lebend ig wirkende Fleisch zu legen. Dann endlich hatte er es geschafft. Er lag in der Eberhälfte, wie ein Fö tus, und wartete auf das Grauen.
»Sehr gut, mein Sohn«, sagte Bernardo Lightgarden.
Markosa blickte nicht auf. Seine Augen schwammen in Tränen . Sein Körper bebte.
»Fürchte dich nicht und werde ein Mann!«
Markosa meinte Begeisterung in der Stimme seines
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