Mittland 3 - Das Erbe der Drachen - Teil 2: Geschöpfe der Glut (German Edition)
fluchte.
Ketten klirrten.
Dass Schiff rauschte über das Wasser, welches an den Rumpf schlug, aber jetzt gerade, nicht mehr auf und ab, also keine Kotzerei.
» Wie kommen wir an den Schlüssel, Haker?«
» Hab keine Ahnung.«
Connor schwieg.
Sein Kopf schnellte herum, als Frethmar, der noch immer nach oben starrte, aber nicht mehr schlief, tonlos flüsterte: »Alle große Helden geraten irgendwann in eine Situation, aus der es keinen Ausweg gibt. Alles andere sind nur Geschichten, die sich ein Tintenkleckser einfallen lässt. Das Leben ist kein Buch. Im wirklichen Leben gibt es nicht zu jeder Zeit einen Ausweg, Connor. Oder den rettenden Zufall oder so ...«
Connor seufzte. Zorn und Verständnis kämpften in ihm. Er wollte nichts Negatives hören. Das brauchte er nicht, gewiss nicht!
»Hast du gut geschlafen?«, fragte er und riss sich zusammen.
» Danke der Nachfrage, Fräulein«, knurrte Frethmar.
» Du nervst mich, Zwerg.«
» Du mich auch mit deinem ewigen Heldengetue. Kapierst du nicht, wann es vorbei ist? He, wir haben die größten Abenteuer miteinander erlebt, aber irgendwann ist Schluss. Wäre ich der Autor unseres Abenteuer, irgendein schreibender Gott, würde ich uns verrecken lassen, denn alles andere wäre unglaubwürdig.«
» Du bist bescheuert.«
» Nein, ich bin Realist. Das hier ist keine Ode der Tapferkeit. Sieh dich an, großer Barbar. Du hast dich vollgepisst, und so stinkst du auch. Das Mädchen zwischen uns ist deine Tochter, und wenn sie aufwacht, wird sich ihr Verstand verdrehen. Haker unter uns kennt keine Lösung für unser Dilemma, und wie es Trevor geht, wissen wir nicht. Dieser Superdieb L-okien hat schon den Löffel abgegeben und genauso wird es auch uns ergehen.«
Ceyda erwach te, doch sie schien schon eine Weile zugehört zu haben. Mit Augen voller Tränen blickte sie Connor an. »Er soll den Mund halten, Vater. Ich will den Zwerg nicht mehr hören.«
Frethmar zog eine Schnute und starrte an die Decke des Unterdecks. »Ihr habt keine Phantasie.«
Wärter brachten ihnen Wasser. Gelbes, trübes Wasser, das stank. Sie tranken voller Leidenschaft. Danach gab es denselben Matsch wie am Tag zuvor.
Stimmen, etwas weiter entfernt. Ketten klirrten, dann wurden zwei Körper durch den schmalen Gang geschleppt. Tote, seltsam verrenkt.
Ceyda überlief es eiskalt. Zu gerne hätte sie sich in die Arme ihres Vaters geflüchtet, doch das ging nicht, da die Ketten zu kurz waren. Auch sie hatte sich in ihr Kleid entleert, und es schauderte sie.
Neben ihr der Zwerg, den sie scheußlich fand – und den hatte sie massiert? Liebe Güte! - auf der anderen Seite ihr Vater, unter ihnen Haker, der weiße Mann mit dem roten Stirnband.
Trevor, rette uns!
Wie ging es ihm? Was war mit ihm geschehen? Warum hatte der siegreiche Kämpfer ausgerechnet Trevor mitgenommen?
Sie ließ den Kopf sinken. In ihrem Magen rumorte es. Vielleicht rangen dort die Maden aus dem Haferbrei um einen Platz in ihrem Körper?
Sie liebte Trevor. Sie liebte ihn, seitdem sie ihn gesehen hatte. Und er empfand ähnlich zu ihr, soviel war gewiss. Dennoch war er nicht bei ihr. Stattdessen reiste sie direkt in das Maul eines hungrigen Drachen.
Sie sehnte sich zurück nach der normalen Welt. Zurück nach Port Metui, wo sie nicht mehr gewesen war, als die Tochter von Aichame, aber dennoch ein gutes, ruhiges Leben gehabt hatte. Sonne und Wärme, Blütenduft und schöne Kleider.
Ich belüge mich!
Ja, das tat sie. Und voller Schrecken erkannte sie, dass sie sich in dieser grausigen Situation das erste Mal in ihrem Leben völlig lebendig fühlte. Was immer auch geschehen würde – es war mehr, als das, was sie gehabt hatte, und nur das zählte.
Lächelnd schloss sie die Augen und lauschte auf die schrecklichen Geräusche der Hadernden, der Sterbenden.
Die Zeit hatte für die Gefangenen im Unterdeck keine Bedeutung mehr.
Stunden verrannen, Tage vergingen.
Haker wälzte sich von einer Seite zur anderen. Sein Körper schmerzte, da das Holz erbarmungslos war. Die Ketten waren zu kurz, um sich gemütlich hinzulegen, den Körper vollends auf die Seite zu verlagern. Er spürte jeden Ast, jede Fuge, und ihm war klar, dass seine Haut wund war. Sie brannte wie Feuer, ein dumpfer Schmerz, der bis zu den Knochen drang.
Er fragte sich, ob er sich einen Gefallen getan hatte.
Er hatte diese Leute, die er seit zwanzig Jahren nicht gesehen hatte, gerettet, aber um welchen Preis?
Den, nun selbst zu krepieren? Aus
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