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Mittsommersehnsucht

Mittsommersehnsucht

Titel: Mittsommersehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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es als Geschenk ein.«
    »Und eine der kleinen blauen Vasen«, sagte er noch rasch und zeigte auf eine schmale Vase, in der sich eine Rose sicher gut machen würde.
    Mit einer Schachtel, in der sich das Tuch und die gut verpackte Vase befanden, wollte er gerade das Ladenlokal verlassen, als sein Blick auf eine Kette aus hellen kleinen Perlen und zartblauen Glasperlen fiel. Die Perlen waren auf einige Perlonfäden gezogen und umeinander geschlungen worden. Magnus erinnerte sich, dass Andrea eine ähnliche Kette einmal bewundert hatte, als sie in Trondheim durch die Straßen geschlendert waren. Damals hatte er ihr das Schmuckstück schon kaufen wollen, doch das Geschäft war geschlossen gewesen.
    »Die Kette dort auch noch«, bat er und freute sich insgeheim schon darauf, was Andrea zu seinen Geschenken sagen würde.
    Mit den Tüten in der Hand ging er rasch zurück zum Schiff. Seine drei Kollegen waren, so wie James auch, unterwegs, um sich die Umgebung von Hammerfest näher anzusehen. Bis sie wieder zurück waren, wollte er noch ein paar Daten in den Computer eingeben. In den letzten Tagen hatten sie interessante Beobachtungen gemacht – und die These, dass sich die Delfine von einigen Vögeln dazu bewegen ließen, nach Fischgründen zu suchen, hatte sich bewahrheitet. Es waren meist Sturmtaucher, die große Fischschwärme aus der Luft heraus sichteten und dann mit Geschick ins Wasser eintauchten, um sich Beute zu holen. Die Delfine spürten diese Vibrationen und kamen aus etlichen Kilometern Entfernung herbei. Sie trieben den Fisch zusammen und hatten so leichtes Spiel bei der Beutejagd.
    Magnus hatte die Gangway noch nicht ganz passiert, als sein Handy klingelte. Vier Schritte noch, dann war er an Bord und stellte die Tüten ab.
    »Hey, hier Magnus«, meldete er sich lässig, da er annahm, James wäre am anderen Ende.
    »Ich bin’s, Carina Rasmussen. Kannst du mich verstehen, Magnus?«
    »Ja, ganz deutlich. Hallo, Carina!«
    »Hallo …« Sie räusperte sich. »Magnus, wo genau seid ihr gerade?«
    »Wir haben vor drei Stunden mit der Black Nessy in Hammerfest angelegt. Warum?«
    »Du musst zurück zu den Lofoten. So schnell wie möglich. Andrea … sie ist in der Klinik.« Wieder dieses Räuspern, das ihm verriet, wie schwer Carina dieser Anruf fiel.
    »Und? So red schon!«
    »Andrea ist angeschossen worden. Keine Angst, die Verletzung an sich ist nicht schwerwiegend. Aber man hat bei der letzten Untersuchung noch irgendwas an ihrem Kopf festgestellt. Genaues weiß ich nicht. Mir ist nur aufgefallen, dass sie hin und wieder ein Wort falsch ausspricht. Wahrscheinlich ist sie ziemlich hart aufgeschlagen.« Sie schwieg einen Moment und fügte dann mit trauriger Stimme hinzu: »Und Evelyn ist ermordet worden.«
    »Nein …« Für einen grausam lang erscheinenden Moment blieb es still.
    »Magnus, komm her, ja?«
    »Natürlich … ja, sicher. Wir fahren so schnell als möglich los.« Er konnte noch einen knappen Gruß hinzufügen, dann fiel ihm das kleine Mobiltelefon aus den Händen.
    Die Black Nessy fuhr mit voller Kraft in Richtung Süden. James und seine Kollegen hatten nicht gezögert, ihren Aufenthalt in Hammerfest vorzeitig abzubrechen und zu den Lofoten zurückzufahren. Sie alle schätzten die junge deutsche Ärztin sehr, und die Vorstellung, dass sie ernsthaft erkrankt sein sollte, bedrückte die Männer.
    Noch war das Meer ruhig, doch die Wetterprognose war schlecht, von Westen kündigte sich ein Sturmtief an.
    »Wir müssen uns beeilen.« Magnus trat neben James, der am Steuerruder stand.
    »Mehr gibt die Maschine nicht her, das weißt du doch. Wir dürfen keinen Motorschaden riskieren.«
    »Sorry, aber … ich halt es kaum noch aus.« Magnus war in den letzten dreißig Minuten wie ein gefangenes Tier im Käfig an Deck hin- und hergelaufen. Zehn Meter hin, zehn Meter zurück. Immer und immer wieder. Die anderen ließen ihn gewähren, sie wussten, dass ihm weder Trostworte halfen noch Ablenkung in irgendeiner Form.
    Das Festland war nicht mehr zu sehen, die Black Nessy hatte das offene Meer erreicht. Immer wieder begegneten sie Fischerbooten, aber auch einige Kreuzfahrtschiffe und Containerschiffe mit ihren hohen Ladungen waren in der Ferne auszumachen.
    Mit starrem Blick stand Magnus an der Reling und sah hinaus aufs Wasser. Kleine Schaumkronen hatten sich auf den Wellen gebildet, der Wind wurde von Minute zu Minute stärker, er zerrte an Magnus’ dunkelblauer Wetterjacke und ließ die kleine Nationalflagge

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