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Mittsommersehnsucht

Mittsommersehnsucht

Titel: Mittsommersehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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Radar auskommen musste. Was immer er auch anstellte, das Gerät war und blieb tot.
    »Verdammter Mist!« Er fluchte immer wieder dieselben Worte, dabei konzentrierte er alle Sinne darauf, das Boot auf Kurs zu halten. Wenn doch das Wetter nur besser wäre! Der Sturm wurde immer stärker, der Regen klatschte gegen die Scheiben und nahm ihm die Sicht.
    Er sah sich um, doch ringsherum war nichts als graue, undurchsichtige, nasse Watte.
    Bis auf … das blaue rotierende Licht war plötzlich dicht hinter ihm. Wie hinter einem Vorhang aus Regen und Nebel tauchte das Polizeiboot aus dem Nichts auf. Tom geriet in Panik. Nichts wie weg! Nur dieser Gedanke beherrschte ihn. Er gab noch etwas mehr Gas, das leichte Boot schoss durch die Wellen, die Gischt zischte hoch bis zu den Scheiben, nahm ihm vollends die Sicht.
    Weiter. Weiter. Irgendwo musste sich ein Schlupfloch auftun!
    So viel Glück hatte er in den letzten Jahren gehabt – es durfte nicht alles von einem Moment zum anderen vorbei sein.
    Da, ein heller Punkt! Und noch einer!
    Wie von Geisterhand dorthin gezaubert, ragten plötzlich rechts und links von ihm kleine Leuchttürme auf. Wie so viele von ihnen, standen auch diese Leuchtfeuer auf winzigen Felseninseln. Tom steuerte etwas mehr nach links, hier vermutete er die Einfahrt in einen schmalen Fjord. Und dort würde sich eventuell ein Schlupfloch finden. Oder ein Bootssteg, an dem er anlegen und mitsamt seiner Beute im Dickicht verschwinden könnte.
    Urplötzlich ragte eine hohe Felswand vor ihm auf. »Nein!« Er wollte es schreien, doch nur ein dumpfes Stöhnen kam aus seiner Kehle. In Bruchteilen von Sekunden kam der Fels näher auf ihn zu.
    Das Krachen und Splittern des Schiffsrumpfs, der auf dem harten Granit aufgerissen wurde, mischte sich mit Toms letztem wütendem Schrei.

53
    W as, zum Teufel, macht der Kerl da?« James presste sich das Fernglas noch fester an die Augen, so, als könnte er auf diese Weise das graue Dickicht aus Regen und Nebel besser durchdringen.
    »Flüchten.« Lars, der Kapitän, wies auf das Radarbild. »Hier, das ist ein Polizeiboot. Sie verfolgen ihn.«
    »Woher weißt du das denn?«
    »Eben kam ein Funkspruch durch. Man sucht einen Dealer und Mörder. Er hat in Alta eine Yacht gestohlen und ist damit auf der Flucht.«
    »Und woher willst du wissen, dass das die gestohlene Yacht ist?« Magnus war wie elektrisiert und nahm Lars das Fernglas aus der Hand. Es regnete zwar immer noch heftig, doch der Sturm hatte nachgelassen, die Wellen, eben noch hoch wie ein Lastwagen, schlugen nun relativ harmlos gegen den Schiffsrumpf der Black Nessy .
    »Sieh dich um. Hin und wieder kann man das Blaulicht sehen. Der Nebel lichtet sich.« Lars blieb allerdings weiterhin achtsam. Er wusste um die Gefährlichkeit dieses Seegebietes. Von einem Moment zum anderen konnten Hindernisse auftauchen, Riffe und Felsen, eben noch unsichtbar, ragten dann vor dem Schiffsbug auf.
    Magnus und James sahen auf dem Radarschirm, dass das Polizeiboot immer näher kam.
    »Ob das Evelyns Mörder ist … der Kerl auf der Yacht?« Magnus’ Stimme klang rau vor Erregung.
    »Möglich. Was machen wir denn jetzt?« James sah fragend zu Lars hinüber.
    Der Kapitän zuckte nur mit den Schultern. »Nichts. Was sollen wir denn tun? Die Polizisten verstehen ihren Job. Sie lassen sich auch nicht von dem schlechten Wetter davon abhalten, den Verbrecher zu verfolgen, wie wir sehen. Wir aber sollten kein Risiko eingehen.«
    Plötzlich schrien Magnus und James gleichzeitig auf. Links von ihnen war plötzlich wieder die kleine Yacht zu sehen, es schien, als hätten bösartige Trolle die Nebelwand aufgerissen, um ihnen dieses makabre Schauspiel zu bieten. Das blau-weiße Schiff fuhr direkt auf einen Felsen zu, der nur drei oder vier Meter aus dem Wasser ragte. Magnus und James, die an Deck der Black Nessy stürzten, hörten entsetzt, wie sich der Metallrumpf der Yacht an dem Felsen rieb. Dann folgte ein diffuses Krachen und Splittern. Es waren Geräusche, die von der Gischt, die sich an dem harten Granitfelsen brach, nicht übertönt werden konnten.
    Laut protestierend flogen Möwen über die Unglücksstelle hinweg, zogen immer tiefer ihre Kreise über dem Boot, das starke Schlagseite hatte und hilflos den Wellen überlassen war, die es immer wieder gegen den Felsen schleuderten.
    Drei Möwen stießen mit lautem Gekreische tiefer, tauchten ins Wasser und flogen dann ihren Gefährten nach, die verschwanden, als das Polizeiboot mit lautem

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