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Mittsommersehnsucht

Mittsommersehnsucht

Titel: Mittsommersehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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Pioniertat erinnern.«
    »Ich hab nachgelesen, dass die Deutschen Narvik während des Zweiten Weltkriegs lange besetzt hielten.« Andrea presste die Lippen zusammen. »Dieser Krieg war schrecklich.«
    »Das stimmt.« Carina winkte ab. »Aber die Zeiten sind zum Glück lange passé, wenn man sie auch nicht vergessen darf. Es liegt an unserer Generation, dafür zu sorgen, dass es nie wieder zu einem solchen Drama kommt. Aber jetzt schau runter, man kann alles ganz genau sehen. Das ist der Vorteil dieser kleinen Maschine. Nicht nur, dass wir damit den Flughafen in Stadtnähe anfliegen können, wir sehen auch aus der Luft viel besser, was unter uns los ist.«
    »Man erkennt die Erztransporter, die beladen werden.« Andrea schaute angestrengt aus dem kleinen Fenster. Der breite Fjord schimmerte im hellen Licht des frühen Nachmittags. Grünblau sah das Wasser von oben aus. Kleine weiße Boote flitzten an den behäbig dahingleitenden Lastschiffen vorbei. Zwei Fähren trafen sich gerade in der Mitte des Fjords.
    »Dahinten, im Westen, sind die Lofoten zu erkennen. Bis dahin ist es nur ein Katzensprung.«
    »Aus der Luft betrachtet vielleicht.« Andrea versuchte mehr von der Inselkette zu erkennen, auf der sie in den nächsten Wochen erneut leben würde. Sie konnte es immer noch nicht begreifen, dass sie spontan zugesagt hatte, zurück nach Stamsund zu kommen. Aber Birgit war so verzweifelt gewesen am Telefon, dass sie ihr die Bitte nicht hatte abschlagen können.
    »Johan liegt wieder in der Klinik. Er hat einen gebrochenen Arm, geprellte Rippen … und vielleicht ist auch was mit der Wunde. Schließlich ist die Herz- OP noch nicht sehr lange her.« Die letzte Behauptung war zwar von ihr frei erfunden, doch sie setzte alles daran, Andrea Sandberg zurück auf die Lofoten zu holen. Ein paar Mal schon hatte Birgit von der jungen Ärztin geträumt. Sie hatte sie im weißen Kittel, in einem Boot und vor dem Altar der alten Kirche von Gimsöy gesehen. Das alles musste einen Sinn haben! Birgit glaubte fest an höhere, unbekannte Mächte, die das Schicksal der Menschen lenkten.
    Auch Andrea dachte, als das Flugzeug auf der Landebahn aufsetzte: Alles ist Bestimmung. Norwegen schien wahrhaftig ihr Schicksalsland zu sein!
    »Das hat köstlich geschmeckt«, sagte Andrea.
    »Hier gibt es den besten gebeizten Lachs weit und breit. Und nirgendwo kriegst du besseres Rentier-Carpaccio.« Carina winkte dem Kellner und bestellte noch zwei Espressi.
    Satt und zufrieden lehnte sich Andrea auf dem braunen Korbstuhl zurück und sah hinüber zum Hafen. Auch jetzt noch, um zehn Uhr abends, wurde intensiv gearbeitet. Die hohen Kräne, die Gabelstapler und LKWs , die Lasten hin und her bewegten, schienen nie stillzustehen.
    Gegen den Wind, der vom Meer her wehte, brachte der Kellner zwei Decken. »Noch einen Aquavit? Der geht aufs Haus.«
    »Danke, aber wir müssen gleich weg, Rasmus.« Carina kannte den blonden Hünen aus der Schulzeit. »Ich will mit meiner Freundin noch hoch zum Fagernesfjell und die Mitternachtssonne genießen.«
    »Das könnt ihr von hier aus auch.« Rasmus war offensichtlich froh, noch Gäste zu haben, mit denen er ein bisschen privat quatschen konnte.
    »Nein, du, lieber nicht. Wir kommen ein andermal wieder.«
    In sieben Minuten brachte sie die Kabinenseilbahn hoch zum bekannten Aussichtspunkt. Andrea sah sich begeistert um. Es war auch jetzt noch fast so hell wie am Tag, die Berge ringsum, das blaugrüne Fjordwasser und die Stadt mit ihren bunten Häusern … Alles war mit einem goldenen Schein überzogen. Sie musste zugeben, dass man von hier oben die Mitternachtssonne ganz besonders intensiv genießen konnte. Auf den Lofoten sah man sie nur an den Küstenstreifen, die dem Atlantik zugewandt waren, die Bergkette verhinderte, dass das Sonnenlicht an der Ostküste zu sehen war.
    Andrea schaute gen Westen, dorthin, wo wie ein dunkler Schatten die hohen, mit hellen Spitzen bestückten Berge der Lofoten zu erkennen waren. Majestätisch wirkten die wild zerklüfteten Zinnen.
    Sie schienen ihr einen Gruß zu schicken.
    Andrea dachte an das Telefongespräch, das sie am Mittag mit Magnus geführt hatte. Er war begeistert gewesen, als sie erzählte, dass sie nun doch für längere Zeit im Land bleiben würde.
    »Ich hab’s gewusst. Du fliegst nicht nach Deutschland zurück. Das ist wunderbar, mein Engel! Ich freu mich so. Und ich versuche, so rasch als möglich zu dir zu kommen.«
    »Aber … du musst doch deine Projekte zu Ende

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