Mittsommersehnsucht
bist!« Er beugte sich vor und küsste sie lange und innig.
»Wir hätten die Vorhänge fester zuziehen müssen. So sind wir viel zu früh geweckt worden«, murmelte Andrea und kuschelte sich in seinen Arm.
»Welch ein Glück! Dann haben wir ja noch Zeit.« Er küsste sie wieder, und seine Hände gingen auf zärtliche Entdeckungsreise.
Andrea seufzte wohlig auf, als er sie an ihren empfindlichsten Stellen zu streicheln begann. Als seine Berührungen intensiver wurden, drängte sie sich ihm noch mehr entgegen. Es war wundervoll, ihn so nah zu spüren. Seine Hände, seine Lippen auf ihrer Haut zu fühlen und zu wissen, dass er ihr in wenigen Minuten vollkommene Erfüllung schenken würde. Sie schloss die Augen, als er sich über sie beugte und sich erst langsam, dann in schnellerem Rhythmus in ihr zu bewegen begann.
Die Sonne wanderte langsam weiter, der schmale Spalt der Gardinen, der den Ausblick nach draußen erlaubte, wurde etwas dunkler, doch davon merkten die Verliebten nichts. Für eine kleine Ewigkeit waren sie der Welt entrückt.
Dann lagen sie eng aneinandergeschmiegt da, schwer atmend, erschöpft und doch glücklich.
»Wann musst du los?« Vier Wörter nur, doch sie zerrissen jäh den Kokon aus Liebe, Wärme und Leidenschaft, der sie umgeben hatte.
Magnus seufzte auf und sah auf seine Uhr. »In einer Stunde schon. Verdammt, ich muss aufstehen! Es ist höchste Zeit.«
»Schade …« Andrea umarmte ihn. »Ich würde dich am liebsten so festhalten«, flüsterte sie.
»Für immer?«
»Natürlich.« Sie kicherte. »Und irgendwann wird man uns so finden – verhungert und verdurstet, aber innig umarmt.«
»Ein schöner Tod.« Magnus lachte. »Aber damit möchte ich gern noch mindestens fünfzig Jahre warten.«
»Einverstanden. Und deshalb jetzt raus aus den Federn. Ich koche Kaffee und schaue nach, was Birgit im Vorratsschrank hat.«
»Bitte keine Umstände, ich muss gleich los.« Er stand auf, zog sie hoch … und dann vergingen noch einmal zehn Minuten, bis er lachend in der Dusche verschwand.
Fürs Frühstück blieb nur wenig Zeit, und auch der Abschied am Hafen fiel kurz aus.
»Vergiss mich nicht. Ich liebe dich.« Eine letzte Umarmung, ein letzter Kuss, dann lief Magnus als letzter Passagier hoch zur Fähre.
Mit Tränen in den Augen sah Andrea ihm nach. Es würde einige Tage dauern, bis sie sich wiedersahen.
Im Doktorhaus warteten schon vier Patienten auf sie, die sie, da das Untersuchungszimmer verwüstet war, im Wohnzimmer behandeln musste. Zudem gab es zwei Notrufe von kleinen Inseln. Sie würde noch einmal Björn, Holgers Bruder, bitten müssen, sie zu fahren. Er war bereits einige Male eingesprungen und hatte sie zu den entlegenen Schäreninseln gebracht, wo Patienten auf ärztliche Hilfe warteten.
Kurz vor Mittag kamen zwei Polizisten und suchten nach Spuren, doch es gab kaum etwas Verwertbares. Drei Fingerspuren an der Fensterbank, ein Schuhabdruck, das war alles.
»Ihr könnt wieder aufräumen«, erklärte der ältere der Beamten. »Es wäre ein Wunder, wenn wir den Täter finden würden. Der Regen hat draußen alle Spuren fortgeschwemmt.«
Die Nachmittagssprechstunde war schon vorbei. Birgit Nerhus, die am Mittag wieder von Johan zurückgekehrt war, werkelte emsig in ihrer Küche. Und endlich fand Andrea Zeit, bei Carina anzurufen.
»Hei, schön, dich zu hören.« Die junge Kommissarin lachte. »Hast du Langeweile, kaum dass Magnus fort ist?«
»Darüber kann ich nun wirklich nicht klagen.« Andrea erzählte kurz von dem Einbruch. »Ich denke, es war Holger, der Junkie. Er ist aus der Klinik entwischt und braucht jetzt sicher irgendwas, das die Sucht mildert.« Sie seufzte kurz auf. »Und in der Praxis gibt es einiges zu tun. Gleich muss ich noch zu zwei Patienten fahren. Einen kenne ich schon – ein starrsinniger alter Mann, der einfach nicht in die Klinik will. Mal sehen, ob ich ihn heute dazu überreden kann.« Sie ging zum Fenster und sah hinaus. Im Garten wiegten sich gelbe und weiße Astern im Wind, spielte der Wind mit den Blättern der letzten Rosen. Wie kleine Federn wirbelten die roten und rosafarbenen Blütenblätter durch die Luft.
»Hast du schon eine Wohnung gefunden?«
»Ja … sie ist zwar ein bisschen teuer, dafür hab ich einen herrlichen Blick auf die Bucht von Svolvær. Du musst kommen und dir mein neues Reich ansehen.«
»Sobald ich es einrichten kann. Aber … ich muss dich etwas fragen.« Sie schilderte knapp Oles Geschichte, und Carina versprach, sich
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