Mittsommersehnsucht
Windbeutel.«
»Noch drei Monate norwegische Küche und ich bin zehn Kilo schwerer«, erklärte Andrea und lachte.
»Ach was, das arbeiten wir ab!« Magnus zwinkerte ihr zu. »Süßigkeiten gehören gerade im Sommer zum Leben hier dazu. Am späten Abend werden die köstlichsten Naschereien aufgetischt.« Er griff zu einem Windbeutel und schloss verzückt die Augen.
Es war immer noch recht hell, obwohl der Zenit der »weißen Nächte« bereits überschritten war. Vom Atlantik her kam Sturm auf, umso gemütlicher war es in der Bar. Vier Engländer, die für den kommenden Tag eine Walsafari gebucht hatten, sprachen dem Bier eifrig zu. Zwei Norweger und ein schwedisches Ehepaar gehörten auch zu der Gruppe.
Harry, Magnus und Andrea setzten sich für eine halbe Stunde zu ihnen, dann sagte sie: »Sorry, aber ich bin müde und gehe ins Bett.«
»Wir nehmen noch einen Drink, dann komme ich nach.« Magnus griff nach ihrer Hand und küsste sie zärtlich.
Die Stufen der alten Holztreppen knarrten leise, als Andrea in den ersten Stock hinaufging. Auf dem Boden lagen drei große Rentierfelle, an den Wänden hingen, aus Walknochen selbst gebastelt, ein paar Lampen, die nur spärliches Licht spendeten. Der große Schlüssel, mit dem Andrea aufschloss, lag schwer in ihrer Hand.
Das war ein wunderbarer Tag, dachte Andrea, als sie sich nach einer kurzen Dusche unter die Decke kuschelte. Die Bootstour hatte ihr eine ganz neue Welt erschlossen. In Amerika hatte sie mal eine Delfinshow gesehen, diesen Dressurakten stand sie allerdings skeptisch gegenüber. Wie viel schöner war es doch, die gigantischen Tiere aus der Nähe sehen zu können, miterleben zu dürfen, wie sie sich in ihrer natürlichen Umgebung bewegten, wie sie das Wasser durchpflügten und mit ihren Flossen die Wellen peitschten.
Von einer Sekunde zur anderen fielen ihr die Augen zu, doch schon wenig später wurde sie durch erregte Stimmen geweckt. Mit einem Ruck setzte sich Andrea im Bett auf, als sie den Namen Lilian hörte. Offenbar waren die Männer so sehr in eine Diskussion vertieft, dass sie nicht merkten, dass sie schon vor ihrem Zimmer standen.
»Musstest du von Lilian reden?« Magnus’ Stimme klang wütend.
»Mein Gott, ich konnte doch nicht wissen, dass du Andrea noch nichts von ihr erzählt hast. Tut mir leid.«
»Lilian ist zurzeit mein größtes Problem.« Magnus sprach jetzt leiser. »Ihr Vater will mich erpressen, damit ich bei ihr bleibe.«
»Was?«
»Ja. Er finanziert zu einem großen Teil unsere Forschungen. Das hab ich nicht gewusst. Und jetzt …«
»Jetzt hast du ein Problem.«
»Ganz genau. Aber das werde ich nicht heute Nacht lösen.«
Harry lachte. »Das glaub ich dir. Hast sicher Besseres zu tun. Bis morgen früh dann.«
»Liebling.« Magnus beugte sich über Andrea und küsste sie. »Du riechst gut. Warte ein paar Minuten, ich dusche schnell, dann bin ich bei dir.«
Sie schob ihn zurück. »Wer ist Lilian?«
»Lilian …« Er biss sich auf die Lippe. »Das ist eine Bekannte.«
Andrea richtete sich auf. »Eine sehr gute Bekannte, vermute ich.« Als er sie in den Arm nehmen wollte, schob sie ihn von sich. »Bitte, sag mir die Wahrheit.«
»Lilian ist Stewardess. Wir kennen uns seit etwa einem Jahr.« Magnus zuckte mit den Schultern. »Es stimmt, ich hatte einen etwas intensiveren Flirt mit ihr. Aber seit ich dich kenne, ist es vorbei.«
»Das hörte sich eben anders an.«
»Andrea, Liebling … schau mich an.« Er zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. »Ich liebe dich. Nur dich allein.«
Wie gern würde sie ihm glauben! Sein Blick war aufrichtig und offen, in seinen Augen las sie nur eins: Liebe.
Sie streckte die Arme aus und zog ihn zu sich aufs Bett. »Meine Andrea …« Das war alles, was Magnus immer wieder murmelte, während er ihr half, die Knöpfe seiner Jeans zu öffnen. Verflixt, warum hatte er nicht die Hose mit Reißverschluss angezogen? Seine Hände zitterten, seine Erregung wuchs mit jedem Atemzug, soweit das überhaupt noch möglich war.
Sie liebten sich leidenschaftlich, vergaßen alle Zurückhaltung. Andrea stieß kleine, lustvolle Schreie aus, als er sich in ihr bewegte. Ihre Hände glitten über seinen Rücken, leicht kratzte sie mit den Fingernägeln seine Haut … Es waren Schmerzen, die die Lust noch steigerten.
Schwer atmend lagen sie schließlich nebeneinander, die Hände ineinander verschlungen und kaum in der Lage, etwas zu sagen.
»Du bist wahnsinnig sexy«, sagte Andrea und beugte sich über
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