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Mittwinternacht

Mittwinternacht

Titel: Mittwinternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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lächelte. «Soll dein Stiefvater nicht demnächst Mitglied im Gemeinderat werden?»
    «Fuck you, Watkins.»
    «Nicht mal in deinen Träumen.»
    «Was willst du? Was soll ich machen?»
    «Erzähl mir, wie es war, als sie zum ersten Mal mit dir geredet hat. War sie allein?»
    «Klar war sie allein.»
    «Ich wette, du hast echt geglaubt, sie findet dich toll, oder?»
    Gittoes wurde rot.
    «Mach dir nichts draus, darin ist sie richtig gut», sagte Jane. «Los, jetzt steh hier nicht rum wie ein Bekloppter. Erzähl schon.»
    «Ich weiß nicht, was du willst, verdammt!»
    «Was weißt du über sie?»
    «Sie ist
deine
Freundin!»
    «Entweder du sagst mir, was ich wissen will», zischte Jane, «oder dein Stiefvater erfährt – und zwar gleich heute   –, was du gemacht hast.»
    «
Bitte
… was willst du denn wissen? Willst du wissen, wohin sie geht, wenn ihr nicht zusammen seid? Willst du wissen, wer ihr richtiger Freund ist? Ich hab sie nämlich beobachtet, okay? Bin ihr mit dem Moped nachgefahren. Ich hab echt geglaubt, ich hätte eine Chance bei ihr – tja, wie bescheuert kann man eigentlich sein? Ich kann dir allerdings einiges erzählen – aber das mach ich nur, wenn du mich anschließend in Ruhe lässt.»
    «Also red schon, Kotzbrocken», sagte Jane.
     
    Lange Zeit, sagte Miss White, hatte sie nicht verstanden, was ein Satanist eigentlich war. Zunächst einmal gab natürlich niemals jemand zu, einer zu sein. Es gab zwar diesen absurden amerikanischen LaVey, mit seiner
Kirche des Satans
, der einen armseligen Abklatsch von Crowleys Tu-was-du-willst-Philosophie zelebrierte, aber das hatte mit Satanismus nicht viel zu tun: Es fehlte der reine, nackte Hass, der zum Satanismus gehörte.
    Schwarze Magie? Oh, das war nicht dasselbe. Schwarze Magie nutzte magische Einflüsse, um jemandem Schaden zuzufügen. Und ja, auch Miss White war gelegentlich in Versuchung – oft sogar.Natürlich war sie sich darüber klar, wie fließend der Übergang von Unfug zu Bösartigkeit war, allerdings hatte sie in ihrem Leben auch schlimme Dinge getan, ohne dafür Magie zu brauchen – galt das nicht für jeden?
    Miss White hatte sich ein paar Jahre mit magischen Ritualen beschäftigt und dann festgestellt, wie überflüssig und albern all die Gewänder, Schwerter und Kelche waren. Während dieser Zeit war sie Anna Purefoy zum ersten Mal begegnet, beziehungsweise Anna Bateman, wie sie damals noch hieß.
    «Wir haben beide in der Verwaltung gearbeitet. Anna war im Verteidigungsministerium – als Sekretärin eines Unterstaatssekretärs – und hat für eine junge Frau ziemlich gut verdient. Sie hat aus ihrem Interesse für den Okkultismus nie einen Hehl gemacht – ebenso wenig wie ich. In der gehobenen Verwaltung üben erstaunlich viele Beamte die dunklen Künste aus – womit ich natürlich
keinen
Satanismus meine. Für die überwiegende Mehrheit dieser Okkultisten ist die Vorstellung, eine hässliche Kreatur mit Hörnern und Pferdefüßen zu verehren, ein absolutes Unding.»
    Die Veränderung kam, als die Christen – zuerst in Gestalt eines streng presbyterianischen Amtsträgers im Verteidigungsministerium – anfingen, Anna zu bespitzeln. Ein wesentlich höherer Beamter war von der Presse mit einem Ableger von Aleister Crowleys okkultistischem Orden O.T.O. in Verbindung gebracht worden. Im Zuge der nachfolgenden Untersuchung wurde Anna nahegelegt, ihre Kündigung einzureichen, was sie zähneknirschend tat.
    «Ich glaube, dass sie damals anfing, die christliche Kirche zu verachten», sagte Miss White, «aber richtigen Hass entwickelte sie erst, als sie Tim kennenlernte.»
    Tim Purefoy: schon damals ein reicher Mann, der immer reicher wurde.
    «Tim war, genau wie Anna, blond und sehr gut aussehend. Er war schrecklich charmant und unendlich diensteifrig. Ganzbesonders gegenüber älteren Damen aus der Gegend von Oxfordshire, wo er seine Geschäfte betrieb. Bei Tim konnte man dabei wirklich nur von Geschäften reden.»
    «Was hat er denn gemacht?», fragte Lol.
    «Er war Pfarrer. Mit seiner Karriere ging es steil aufwärts. Er war sportlich, ständig auf irgendwelchen Dinnerpartys, kannte alle und jeden. Und so haben ihn die reichen Witwen immer häufiger in ihrem Testament bedacht – neben der Kirche selbst, natürlich. Das ist übliche Praxis, und die Kirche sieht nicht so genau hin, solange sie selbst ihr Stück vom Kuchen abbekommt. Darauf hat Timothy natürlich immer genau geachtet. Vermutlich wäre er heute Bischof, wenn er nicht

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