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Mittwinternacht

Mittwinternacht

Titel: Mittwinternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Rowennas, die mit Angela befreundet war. Eine Schleimspur des Bösen schien alles miteinander zu verbinden.
    Jane schob sich zwei Treppenstufen hinunter und lauschte angestrengt.
    Nichts.
    Sie hob die Votivkerze. Hielt sie vielleicht das Licht von St.   Thomas, dem Hüter der Kathedrale, in der Hand?
    Konnte sie an so etwas glauben?
    Und was würde es für eine Rolle spielen? Jane zuckte hilflos mit den Schultern und stieg in die Krypta hinab.

51
Sakrileg
    «Blut», sagte Lol. «Ich weiß alles darüber.»
    Es war richtig gewesen, die Flasche zu zerschmettern. Noch ein paar Minuten, und er hätte sich bei den Purefoys dafür entschuldigt, ihre religiöse Feier gestört zu haben.
    Tim starrte ihn böse an. «Mr.   Robinson, wir können auf unterschiedliche Art auf Ihren pubertären Gewaltausbruch reagieren. Die einfachste wäre, die Polizei zu rufen.»
    «Tun Sie das», sagte Lol.
    «Wenn Sie glauben, dass wir irgendetwas erklären müssten», sagte Anna, «befinden Sie sich im Irrtum. Wir interessieren uns für magische Rituale, und das ist vollkommen legal.»
    «Ich bin ein geweihter Priester Gottes», sagte Tim. «Mein Gott ist der Gott Abrahams, Mose und Salomons; der Gott, der Wissen und Gelehrsamkeit belohnt; der Gott, der uns seine Stärke zeigt, der weiß, dass Seuchen und Pest ihren Sinn haben   …»
    «Hören Sie auf, es schönzureden.»
    «…   der Gott, dem Satan als – wenn auch gelegentlich problematischer – Engel gedient hat. Mich einen Satanisten zu nennen, was Sie vermutlich gerade tun wollten, betrachte ich daher als Beleidigung. Die ich Ihnen jedoch», Tim Purefoy wedelte mit der Hand, «verzeihe, da Sie ein Unwissender sind. Gott ist mein Herr, nicht der Satan, und auch die Kirche mit ihrem organisierten Christentum hat für mich keine Autorität mehr.»
    «Wir sind beide in der christlichen Tradition aufgewachsen», sagte Anna. «Es hat eine Weile gedauert, bis uns klarwurde, dass das Christentum hauptsächlich eingeführt wurde, um das menschliche Leistungsvermögen einzuschränken. Doch diese Beschränkung muss aufgehoben werden, wenn wir überleben und uns weiterentwickeln wollen.»
    «Sagen wir es so: Die Zeit des Christentums ist abgelaufen»,fügte Tim mit der Leidenschaft des Konvertiten hinzu. «Die Kirche hat keine Lebenskraft mehr, sie wird von Gier und Korruption zerfressen. Allein in diesem Land sitzt die Kirche auf Billionen von Pfund, die viel sinnvoller eingesetzt werden könnten.»
    «Auch wenn wir keinen Finger rühren, hat sich die Kirche innerhalb der nächsten fünfzig Jahre selbst zerstört. Aber wir sehen die Zeichen, die am Himmel stehen – es sind zu viele, um sie weiter zu missachten. Wir dürfen die
Zeichen
nicht missachten.»
    Die Zeichen haben uns nach Hereford gebracht», sagte Tim. «Ich vermute allerdings, dass Sie das gar nicht wissen wollen. Ich glaube, Sie wollen wissen, wie Katherine Moon gestorben ist. Ich glaube, Sie sind hierhergekommen, um sich davon zu überzeugen, dass es nichts gegeben hat, was Sie hätten tun können, um Katherine zu retten, habe ich recht?»
    «Und das bestätigen wir Ihnen sehr gerne.» Anna lächelte und griff im Schein des Kaminfeuers nach seiner blutenden Hand. Ihre schlanken Finger waren kühl.
     
    George Curtiss hatte die Sache in die Hand genommen. Er sprach im Kerzenschein mit den Kirchendienern und gab von der Kanzel aus Erklärungen ab.
    Soweit er dazu imstande war.
    Merrily bemerkte, dass die Kerzen immer wieder neu angezündet werden mussten. Es war wie am vorigen Abend, als sie mit Huw am Grab des Heiligen gewesen war. Sie stolperte am Hauptaltar vorbei – auf der Corona brannten nur noch drei Kerzen – und sah sich nach Jane und dem Bischof um.
    Schließlich entdeckte sie Mick Hunter in der tiefen Abgeschiedenheit seines Thrones hinter dem Chorraum. Der Thron bestand aus dunkler Eiche und war reich beschnitzt, sodass er selbst an eine Miniaturkathedrale erinnerte. Mick stand auf und kam auf sie zu.Die Mitra hatte er abgenommen. Sein Seufzen klang höchst ungehalten.
    «Merrily, von allen Menschen, auf die ich in dieser Situation verzichten könnte   …»
    «Sie müssen   … müssen es mich unbedingt tun lassen, Mick.» Merrily achtete darauf, dass ihre Stimme fest und ausgeglichen blieb. «Sie können wegschauen, können mit den Zähnen knirschen   … aber Sie müssen es mich tun lassen.»
    «Und was?»
    «Sie wissen genau, was ich meine. Sie haben Dunkelheit und Kälte und Blut in Ihrer Kathedrale. Sie

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