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Mittwinternacht

Mittwinternacht

Titel: Mittwinternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Sie sich keine Gedanken. Wir sind in einer Übergangsphase. Wir müssen experimentieren!» Das riesige Himmelbett war mit schimmernden violetten Laken bezogen.
    Die Begegnung unter dem Ewigen Licht schien ihr jetzt beinahe genauso unwirklich wie der Traum von den violetten Laken. Merrily stand auf.
    Unten war nichts von Jane zu sehen. Ethel blinzelte sie schläfrig aus ihrem Korb neben dem Aga-Herd an, als sich Merrily einen Kaffee kochte. Sie dachte an die Nacht damals, in der Lol mit Ethel ins Haus gekommen war, nachdem ein Betrunkener die Katze getreten hatte. Sie hatten sie auf dem Küchentisch untersucht, genau wo   …
    Wo eine Mitteilung lag, fein säuberlich ausgedruckt.
     
    MOM: Rowenna ist vorbeigekommen. Ich wollte dich nicht wecken, also hab ich den AB angeschaltet. Bin um zehn zurück   … ich schwöre bei Gott.
     
    Bis jetzt haben angerufen:
 Emily Price aus der Old Barne Lane, sie will einen Termin, um den Ablauf ihrer Hochzeit zu besprechen.
Onkel Ted im Kirchenvorstandsmodus. Hat nicht gesagt, worum es geht – vermutlich die üblichen Ermahnungen, dass du die Gemeinde nicht für all den Glamour von Hereford vernachlässigen sollst.
Schwester Cullen. Könntest du sie zu Hause anrufen?
    Das war’s. Kuss. J.
     
    Eileen Cullen sagte: «Keine Sorge, der alte Knabe lebt noch.»
    «Ich habe mir überlegt, ob ich ihn besuchen soll. Darf er Besuch haben?»
    Eileen lachte. «Wirklich komisch, dass du ausgerechnet das fragst, Merrily. Mr.   Dobbs
hat
nämlich einen Besucher gehabt. Deshalb habe ich dich auch angerufen. Ich dachte, das würde dich vielleicht interessieren.»
    «War es jemand, den ich kenne?»
    «Da wärst du vermutlich die Einzige.»
    «Du willst mich also auf die Folter spannen?»
    «Na gut», sagte Eileen, «ich erzähl’s dir. Erst mal, ich war nicht auf der Station. Die kleine Tessa war da – du erinnerst dich doch an Tessa, oder? Die in der Sonntagsschule unterrichtet – das tapfere Mädchen, das Denzils andere Hand gehalten hat.»
    «Ich erinnere mich.» Als ob man irgendjemanden vergessen könnte, der in dieser Nacht dabei gewesen war.
    «Also, heute Nachmittag kommt ein Mann mit langem Mantel und einem Aktenkoffer rein. Sagt, er wäre Pfarrer und wollte mit Mr.   Dobbs beten. Aber Mr.   Dobbs kann nicht sprechen, sagt Tessa zu ihm. Macht nichts, sagt der Priester. Und sie bräuchten ein bisschen Ruhe und Frieden und wollten nicht gestört werden.»
    «Wie hieß er?»
    «Er hat seinen Namen nicht gesagt. Ich hab dir ja erzählt, dass Dobbs allein in einem kleinen Überwachungszimmer liegt, oder? Also, der Priester hat den Vorhang vor die Scheibe in der Tür gezogen. Allerdings gibt es keinen Vorhang vor dem Kippfenster oberhalb der Tür. Wenn man neugierig genug ist, kann man sich also auf einen Stuhl stellen und ins Zimmer schauen. Und das hat Tessa gemacht, als sie Kerzenlicht flackern gesehen hat.»
    «Kerzen?»
    «Wir sind immer ein bisschen vorsichtig, bei den ganzen Religionsvertretern, mit denen man es heutzutage zu tun hat. Nur dass Schwester Miller gerade in der Pause ist und Tessa nicht recht weiß, was sie von den Kerzen halten soll. Also riskiert sie einen Blick. Da war er gerade fertig. Hat seine kleinen Weihwasserfläschchen eingesammelt und den Kreidekreis weggewischt.»
    «Kreidekreis?» Merrily ließ sich schwer auf den Schreibtisch ihres Spülküchen-Büros sinken.
    «Wenn ich dir das jetzt erzähle, hört es sich an wie ein Witz, aber das Kind war völlig außer sich. Er hatte einen Kreis rund um das Bett gezogen, ich bitte dich! Gelbe Kreide. Hat sich noch ein bisschen mehr Platz verschafft, indem er den Besucherstuhl unter die Türklinke geschoben hat, der unverschämte Mistkerl, sodass man kaum hineingekommen wäre, wenn man gewollt hätte. Und dann hat er ein paar Flaschen Wasser mit Stöpseln rund um den Kreis verteilt. Außerdem hatte er ein schwarzes Buch dabei – war alles sehr gruselig.»
    «Was hat sie gemacht?»
    «Sie ist Schwester Miller suchen gegangen. Als sie zurückkamen, war der Mann weg. Dann hat sie mich zu Hause angerufen.»
    «Also   …» Merrily zeichnete unregelmäßige Kreise auf einen Notizblock. «Ich bin sprachlos. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.»
    «Alles, was
ich
dazu sagen kann, ist, dass ich katholisch erzogen worden bin und dass es keins von unseren   … Ritualen ist.»
    «Scheint eigentlich gar nichts richtig Religiöses zu sein, Eileen. Eher so etwas wie   … Magie. Bist du sicher, dass der Mann ein

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