MM-City Wien: Das Reisehandbuch zur Donaumetropole - kompakt, übersichtlich, informativ (German Edition)
Dachau deportiert wurden.
Hinter der Synagoge geht es weiter bergauf, bis wir den Gipfel der Seitenstettengasse erklommen haben.Von dem steigen wir rechter Hand zum ältesten Sakralbau Wiens hinab, dessen Ursprünge auf die Zeit um 800 zurückgehen. Ihre heutige Gestalt nahm die von Kneipen und Restaurants umringte Ruprechtskirche jedoch erst in den 1130er Jahren an. Von ihrem Vorplatz führt eine Treppe weiter hinunter zum Franz-Josefs-Kai am Donaukanal, den wir allerdings am Morzinplatz (via Salzgries) schon wieder verlassen. Wir folgen der Marc-Aurel-Straße bis zu ihrem Ende, an dem rechts die Wipplinger Straße einmündet, links der Hohe Markt und geradeaus eine Straße namens Tuchlauben anschließen. Die Wipplinger Straße wird vom Gebäudekomplex des 1706 erbauten Alten Rathauses flankiert, in dem u. a. das → Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) residiert.
DerHohe Markt, auf dem übrigens einer der meist gelobten und frequentierten Würstelstände der Stadt bis tief in die Nacht herzhafte Spezialitäten brüht und brät, war einst das Zentrum des Römerlagers Vindobona.Er ist mit Fischer von Erlachs (junior) barockem Vermählungsbrunnen und Franz Matschs Ankeruhr künstlerisch veredelt. Der Jugendstilmaler kreierte die ornament- und goldverzierte Spieluhr, die zwei Gebäude an der Ostflanke des Platzes miteinander „verbindet“, im Jahre 1910 im Auftrag der Anker-Versicherung. Aus ihrer „Figurenparade“ tritt stündlich eine wichtige Persönlichkeit der Stadtgeschichte hervor, sodass sich hier den Tag über u. a. Marc Aurel, Maria Theresia, Prinz Eugen und Joseph Haydn und um 12 Uhr mittags sogar alle hintereinander die Ehre geben.
Üppig dekoriert: Ankeruhr
An Adventsabenden (17 und 18 Uhr) schickt ihr Glockenspiel Weihnachtslieder über den Platz, unter dem direkt vis-à-vis römische Ruinen ruhen. Von den steinernen Zeugnissen der späten Antike im → Römermuseum geht es zu gemalten des späten Mittelalters in einem unscheinbaren Wohn-Geschäfts-Haus gleich um die Ecke (Tuchlauben 19). Nach Bewunderung der → Neidhartfresken kehren wir um in Richtung Hoher Markt, biegen aber gleich bei der nächsten Möglichkeit links ab, um durch Schulter- und Jordangasse zum Judenplatz zu schlendern. Dort springt als Erstes der weiß-graue Stahlbetonkubus des → Holocaust-Mahnmals ins Auge, der auf einem Sockel von Bodenfriesen steht, auf denen die Namen von Konzentrationslagern eingraviert sind, in denen österreichische Juden ermordet wurden.
Die beim Bau des Mahnmals zu Tage geförderten Ruinen der mittelalterlichen Synagoge bilden das zentrale Exponat im → Museum am Judenplatz , in dem man sich obendrein auf anschauliche digitale Weise über das rege gesellschaftliche Leben im historischen Wiener Judenviertel informieren kann. Vis-à-vis von Mahnmal und Museum verdichten ein Lessing-Denkmal und das um 1500 mit einer antisemitischen Inschrift versehene → Jordanhaus das bedrückende historische Beziehungsgeflecht des gefälligen städtebaulichen Ensembles, das durch die barocke Böhmische Hofkanzlei (1723) des zeitgenössischen Stararchitekten Fischer von Erlach komplettiert wird.
Wir verlassen den Judenplatz über die Fütterergasse, nehmen ein kleines Sträßchen namens Stoß im Himmel und erreichen schließlich via Salvatorgasse den Passauer Platz zu Füßen der zwischen 1357 und 1414 errichteten gotischen Kirche St. Maria am Gestade . Um sie in Gänze zu bestaunen, begeben wir uns über eine steile Treppe zum Concordia-Platz eine Etage tiefer, in den linker Hand eine Straße namens Tiefer Graben einmündet, in der einst der Ottakringerbach plätscherte, der die natürliche Grenze des Römerlagers Vindobona zog. Über den seit römischen Tagen überbrückten Tiefen Graben spannt sich bis heute die 1904 im Jugendstil renovierte → Hohe Brücke, vor der das im Makart-Stil dekorierte legendäre (Stunden-) Hotel Orient seit 1896 zu rot-plüschigen Schäferstündchen einlädt.
Wir lassen uns nicht vom geraden Weg abbringen und bewegen uns durch die Börsegasse entlang der in den 1870er Jahren erbauten Börse zur Schokoladenseite des von Theophil von Hansen im Stil der italienischen Renaissance entworfenen Ringstraßenbaus. Die weist zum Schottenring, an dem wir uns (eventuell nach einer Verschnaufpause im schönen alten Café Schottenring schräg gegenüber) links halten, um nach wenigen Gehminuten wiederum linker Hand in die Schottengasse
Weitere Kostenlose Bücher