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Mobile

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Titel: Mobile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Richter
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musst dich nicht entschuldigen. Es ist dein Krieg, nicht meiner.«
    »Richtig, also führe ich den Krieg auch nach meiner Strategie.«
    »Du hast keine Strategie«, sagte Michael ruhig. »Du hast nicht mal einen vagen Plan. Alles, was du hast, ist eine Höllenangst.«
    Joachim strich sich mit beiden Händen durch die Haare und senkte seinen Blick. Er fühlte sich an die Wand gedrängt. Michael hatte Recht.
    Michael trank einen Schluck und sagte: »Nachdem wir weggezogen sind, bin ic h das erste Mal wieder als Dreizehnjähriger nach Hannover zurückgekehrt. Zu Beisetzung meines Onkels. Damals befand sich in dem einstigen Krempelladen ein Blumengeschäft.«
    Joachim sah Michael verwundert an. »Du bist extra da hingefahren und hast geguckt, ob es das Geschäft noch gibt?«
    »Das Blumengeschäft hielt sich nicht lange. Kein Wunder, bei der La ge, wer kauft dort schon Blumen? Anschließend war dort viele Jahre lang ein Friseur-Salon drin, später eröffnete ein Fahrradgeschäft. Das müsste jetzt so ... vier, fünf Jahre zurückliegen.«
    »Was hat das alles mit meinem Problem zu tun?«
    »Das Fahrradgeschäft? Nichts! Der Friseur-Salon? Nichts! Das Blumengeschäft? Ebenfalls nichts! Für uns interessant ist allein der Krempelladen. Was ist mit den Besitzern von damals? Leben sie noch? Und falls ja, wo?«
    »Nur damit ich dich richtig verstehe, Michi: Du meinst also, dass der ehemalige Besitzer des Ladens uns vielleicht sagen könnte, was es mit dem Mobile auf sich hat?«
    Michael klatschte zwei Mal in die Hände und höhnte: »Vorhang auf für Joachim Netzner! Wir freuen uns, dass der Kandidat sich doch noch dazu entsc heiden konnte, mitzuspielen.« Dann im normalen Tonfall: »Also, nun bist du gefordert: Kennst du jemanden, der uns die Information beschaffen kann, was aus dem Besitzer oder den Besitzern des Krempelgeschäftes geworden ist und ob sie noch leben?«
    »Ich habe einen Freund bei der Polizei, aber ich weiß nicht, ob er mir ein weiteres Mal hilft. Er hat mir bereits deine Adresse verschafft, und das ist e twas, was er gar nicht gerne macht.«
    »Wenn er dein Freund ist, hilft er dir. Wenn er dir nicht hilft, ist er kein Freund, sondern ein Arschloch. A m besten, du sagst es ihm genau so.«
    »Er hat vorhin extra seinen freien Sonntag unterbrochen, um für mich deine Adresse herauszusuchen.«
    »Das ist ja wohl auch das Mindeste, was man für einen Kumpel tut, der mächtig in der Scheiße steckt. Also, ruf ihn am besten sofort an und sag' ihm, was du von ihm möchtest. Sag ihm, es langt, wenn er sich morgen darum kümmert, dann aber gleich als erstes, nachdem er seinen Bullendienst angetreten hat.«
    »Es reicht, wenn ich ihn morgen anrufe.«
    »Nein, der Anruf muss noch heute kommen. Er muss den Druck spüren, unter dem du stehst, er muss übers Telefon deinen Angstschweiß riechen. Wenn du seine Hilfe bereits vorhin abgefordert hast, lege nach, damit ihm klar wird, wie wichtig seine Unterstützung ist.«
    »Okay, ich versuche mein Glück.«
    Michael nahm einen Abrissblock und einen Kugelschreiber aus der Kommode und schrieb etwas auf.
    »Hier, der Straßenname. Ruf jetzt deinen Bullenfreund an. Ich gehe währenddessen pinkeln.«
    Michael verließ den Raum. Joach im sah ihm hinterher. Dann zog er sein Handy aus der Hosentasche und suchte Dirks mobile Telefonnummer heraus.
    Vier Minuten später kehrte Michael ins Wohnzimmer zurück. Zwischen seinen Fingern glimmte eine gerade angesteckte Zigarette. Er hatte eine neue Dose Bier in der Hand. »Und? Was sagt dein Bullenfreund?«
    »Er kümmert sich darum.«
    »Na siehst du. «
    »Hat ihm überhaupt ni cht gepasst, meine erneute Bitte.«
    »Muss ja auch nicht. Hauptsach e, er kümmert sich um die Sache.«
    Nachdenklich nippte Joachim an seinem Bier. Dann sagte er: »Ich werde das Gefühl nicht los, dass mein Problem dich nicht wirklich überrascht. Fast könnte man meinen, du seiest ... irgendwie vorbereitet. Gibt es etwas, das ich wissen muss, Michi?«
    Michael setzte sich. Er zog an der Zigarette, stieß den Rauch kräftig gen Zimmerdecke aus und sagte: »Ich hat te einen ziemlich abgedrehten Traum. Ist so zwei oder drei Wochen her. In dem Traum war ich in einem Raum, den ich nicht kannte, vielleicht ein Motel oder eine Pension, auf jeden Fall war es eine ziemlich üble Absteige. Die zugezogenen Vorhänge hatten Löcher und es flogen Insekten umher. Ich trug Unterwäsche und saß im Schneidersitz auf einem Bett, und überall auf dem Laken waren getrocknete

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