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Titel: Mobile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Richter
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Flecke aus Wichse und Mösensaft. Neben mir lag eine Plastiktüte, und ich griff hinein und holte eine Dose Bier hervor. Ich knackte sie und kippte mir das Zeug rein, dann warf ich die Dose auf den Fußboden, auf den Berg aus weiteren leeren Bierdosen. Ich musste pissen, doch ich stand nicht auf und ging zur Toilette, sondern blieb auf dem Bett sitzen und ließ einfach laufen. Ich sah zu, wie die Pisse die Matratze tränkte und lachte bei dem Gedanken, in einer Pisselache zu sterben. Am Fußende des Bettes stand ein Schuhkarton. Ich zog ihn heran und nahm den Deckel ab, und obgleich ich mich mit Waffen nicht auskenne, wusste ich in diesem Traum, dass die Knarre im Schuhkarton ein Revolver 629 mit Sechs-Zoll-Lauflänge und ungefluteter Trommel war. Ich nahm das Schießeisen heraus. Es fühlte sich schwerer an als die Male zuvor, als ich es nur so in der Hand gehalten hatte, ohne die Absicht abzudrücken, sondern einfach nur, damit wir uns anfreundeten, das Baby und ich. Ich wusste, dass es allein eine Sache der richtigen Handhaltung war, des Winkels und des Bereitseins. Wenn alles stimmte, ging das Sterben wie von alleine. Das Magazin war voll, aber mehr als eine Kugel würde ohnehin nicht fliegen. Ich öffnete den Mund und schob den Lauf des Revolvers hinein. Anstatt Angst zu haben, verspürte ich Freude. Ich krümmte den Zeigefinger und der Abzug gab nach. Mein Hinterkopf löste sich auf in einer rosaroten Wolke aus Knochensplittern und Hirn. Aber ich war nicht tot. Ich saß auf dem Bett, mit dem Knarrenlauf im Mund und ohne Hinterkopf und lebte, als sei es das normalste der Welt. Plötzlich stand ein Kerl neben dem Bett. Er nahm mir das Schießeisen aus der Hand, zog den Lauf aus meinem Mund und sagte: › Das mit deinem Kopf wird schon wieder. ‹ Dann packte er mich am Unterarm, zog mich vom Bett hoch und stellte mich auf die Füße. Er sagte: › Abkratzen kannst du später. Jetzt gibt es erst einmal was zu klären, etwas von früher. ‹ Er klopfte mir auf die Schulter. › Ja ‹ , sagte ich daraufhin, l ass uns gehen! ‹ «
    Michael zog tief an der Zigarette, dann sprach er ruhig, fast träge weiter: »Der Kerl, der mich hochgezogen hat, hatte keine Ha are und über seinen Augen lag ein breiter Streifen schwarzes Klebeband. Im Grunde hatte er kein Gesicht. Es hättest du sein können oder jemand anderes. Es ging in dem Traum wohl auch nicht darum zu wissen, wer der Kerl war, sondern es ging darum zu wissen, dass jetzt die Zeit gekommen ist. Manchmal muss man lange warten, so lange, dass man fast schon meint, die Dingen seien längst in Vergessenheit geraten - doch dabei haben sie lediglich geruht . Es ist erst vorbei, wenn es tatsächlich vorbei ist.« Michael setzte die Dose an und leerte sie ohne abzusetzen.
    »Ich kann dir gerade überhaupt nicht folgen, Michi.«
    »Das wird sich ä ndern, und zwar schon bald. Wir fahren jetzt zu dir nach Hause.«
    »Wie bitte?« Joachim hätte sich beinahe verschluckt.
    »Die Suche nach des Rätsels Lösung beginnt in Hannover, das liegt doch wohl auf der Hand. Also fahren wir dorthin.«
    Joachim sah Michael mit großen Augen an. » Wir ? Wieso wir ?«
    »Ich dachte, du brauchst meine Hilfe? Deshalb bist du doch hier.«
    »Ja, schon ... aber damit habe ich jetzt nicht gerechnet.«
    »Es gibt etwas, das du nicht weißt. Und deine Frau weiß es auch nicht. Niemand außer mir weiß es, bislang war es mein Geheimnis, aber nun ist es an der Zeit, das Geheimnis zu teilen. Mit euch. Ich übernachte bei dir. Mir reicht das Sofa im Wohnzimmer, ich bin nicht anspruchsvoll, wie du siehst. Hast du einen anständigen Vorrat an Bier im Haus oder muss ich was mitnehmen?«
    »Ja ..., nein, ... ich bin ... ein wenig perplex.«
    »Das wird noch häufiger der Fall sein, mein alter Spielkamerad, das darfst du mir getrost glauben. So, und nun ruf deinen Schatz an und melde uns an. Ich packe ein paar Sachen zusammen, in fünf Minuten starten wir.«
     
    Rund zwei Stunden später schloss Joachim die Wohnungstür auf und trat ein.
    »Caro?«, rief er in den Flur hinein.
    Keine Antwort.
    »Caro?«
    Nichts.
    »Komm rein«, sagte er zu Michael. »Entschuldige mich kurz, ich schau' nach, wo sie steckt.«
    »Mach' nur«, murmelte Michael. Seitdem sie aus dem Wagen gestiegen sind , wirkte er seltsam angespannt.
    Joachim fand Carola im Schlafzimmer. Sie lag auf dem Bett und weinte, aber gab keinen Laut von sich. Er schloss hinter sich die Tür, setzte sich aufs Bett und nahm ihre Hand.
    »Was ist los,

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