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Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Titel: Mode ist ein glitzernder Goldfisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Smale
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zu zucken, in die falsche Richtung schicken. Ich weiß es. Sie würde einen Zusammenstoß wollen. Was ist, wenn Shola auch so eine Alexa ist?
    Also steuere ich nach links.
    Aber wenn ich jetzt glaube, alle wären wie Alexa, heißt das dann nicht, dass sie gewonnen hat? Wenn ich den Glauben an die Menschheit verliere, ist das nicht schlimmer als alles, was sie mir antun kann? Ist das nicht schlimmer als eine Million hochgereckter Hände?
    Das darf ich nicht zulassen. Ich muss Shola vertrauen.
    Also steuere ich wieder nach rechts.
    Wir kommen uns immer näher, und ich sehe die Panik in Fleurs Miene. Sie weiß nicht, was ich da mache.
    Ich weiß ja selbst nicht, was ich da mache.
    O Gott. Links oder rechts? Links oder rechts?
    Inzwischen ändere ich meine Meinung im Millisekundentakt und nehme beim Gehen fast unmerkliche Kursänderungen in beide Richtungen vor. Sie sind so klein, dass das Publikum sie bestimmt nicht mitkriegt. Aber Fleur kriegt sie mit, und die Panik in ihrer Miene wird immer deutlicher. Es ist, als würden wir Schach spielen und die Züge des anderen vorherzusagen versuchen, wo wir doch keine Ahnung haben, was die andere im Schilde führt.
    Wir sind jetzt fast in der Mitte, und ich weiß immer noch nicht, wohin ich gehen soll. Ich merke, dass ich anfange zu schwanken. Gleich falle ich. Gleich verliere ich die Balance und stolpere, selbst auf diesen relativ flachen Absätzen.
    Und dann trifft es mich wie ein Donnerschlag: Das ist doch genau, was Shola will. Sie will, dass ich nicht weiß, ob ich ihr vertrauen kann oder nicht. Sie will keinen Zusammenstoß. Sie will, dass ich hinfalle.
    Was bedeutet, dass ich weitergehen muss.
    Ab diesem Punkt läuft alles wie in Zeitlupe ab. Dass ich mich nicht entscheiden kann,bedeutet, dass auch Fleur anfängt zu wanken. Sie schwankt von einer Seite zur anderen wie ein Baum, nur dass ihre Absätze sehr viel höher sind als meine und das gar nicht gut verkraften.
    Die Zeit bleibt stehen.
    Ein Knöchel rutscht ihr weg.
    Und mit einem Keuchen, das außer mir niemand hört, stürzt Fleur auf den Laufsteg.

50
    I ch bin wie gelähmt vor Schreck und kann keinen Schritt mehr tun. Das ganze Publikum hat laut und vernehmlich nach Luft geschnappt.
    Ich habe gerade eine komplette Modenschau ruiniert. Es ist alles ganz allein meine Schuld.
    Ich schaue zu Fleur, die sich verzweifelt bemüht aufzustehen. Ihre Absätze rutschen weg, ich sehe, wie ihr die Tränen in die Augen treten und ihre Wangen aufflammen, selbst unter dem dicken Make-up.
    Und mir wird schlecht, denn ich erkenne alles wieder: Demütigung, Scham, ungläubiges Entsetzen. Es ist, als schaute ich in einen Spiegel.
    Ich habe Fleur gerade angetan, was ich mir geschworen hatte, niemals jemandem anzutun.
    Ich habe sie in mich verwandelt.
    Da gibt’s nur eins: Ich muss ihr helfen. Irgendwie. Damit sie spürt, dass sie nicht allein ist.
    Also hole ich Luft und setze mich neben sie.
    Im Publikum herrscht angespannte Stille.
    Und dann, irgendwo ganz hinten, fängt jemand an zu klatschen, so laut er kann.
    Â»Bravooooooooo!«, ruft mein Dad.
    Seine Stimme überschlägt sich fast. »Das ist mein Mädchen! Bravooo! BRAVOO!«
    Das Publikum dreht sich zu ihm um und Fleur nimmt meine Hand. Langsam stehen wir auf.
    Und dann gehen wir zusammen vom Laufsteg, zurück hinter den Vorhang.

51
    S obald wir hinter der Bühne sind, suche ich mir den nächsten Tisch und krieche darunter. Ich hab ja nicht viel Ahnung von Modenschauen, aber ich glaube, so wie diesmal sollen sie nicht ablaufen. Und ich habe den unangenehmen Verdacht, dass ich gleich richtig, richtig Ärger kriege.»Harriet?«, sagt nach ungefähr vierzig Minuten oder so eine Stimme, und unter der Tischdecke taucht ein Paar schwarzer Turnschuhe auf
    Â»Ã„ffchen-Muh?«, sagt eine andere Stimme, und daneben erscheint ein Paar glänzender orangefarbener Schuhe mit blauen Kappen. Es wird geflüstert, und dann höre ich Wilbur sagen: »Ist das so eine Art Zwang? Nur Tische oder alle möglichen Möbel?«
    Â»Sie hat Angst«, erklärt mein Vater.»Das macht sie schon, seit sie klein ist.« Und schon kriecht er zu mir unter den Tisch. »Harriet, Schätzchen«, redet er mir gut zu. »Du musst dich nicht verstecken. Was du getan hast, war sehr … nobel. Niemand wird dich anbrüllen.«
    Wilbur steckt den Kopf unter die Tischdecke. »Das stimmt

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