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Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Titel: Mode ist ein glitzernder Goldfisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Smale
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nicht ganz«, korrigiert er meinen Vater. »Yuka ist auf dem Weg hinter die Bühne, und ich habe ihre Lippen noch nie so dünn gesehen, mein Knöpfchen. Ihre untere Gesichtshälfte sieht aus wie ein Briefumschlag.«
    Â»Ich wusste nicht, was ich sonst machen sollte«, versuche ich zu erklären, die Knie eng an die Brust gezogen. »Es tut mir schrecklich leid.«
    Â»Es tut dir leid?«, keucht Wilbur und legt sich die Hand auf die Brust. »Baby Baby Panda, so viel Publicity hätte Baylee sich nicht kaufen können, und wenn wir Yuka kopfüber an den Kronleuchter gehängt hätten, die Hose um die Knöchel.«
    Â»Was niemand vorhat«, sagt eine kalte Stimme irgendwo hinter der Tischdecke. Ein weiteres Paar Schuhe taucht auf: schwarz, glänzend und spitz. »Ich bin eine Modegöttin. Göttinnen tragen keine Hosen. Es ist ausgesprochen würdelos.«
    Â»Yuka, Schatz!«, sagt Wilbur und zieht den Kopf zurück. »Ich habe dich gar nicht gesehen! Hauptsächlich, weil ich am Hintern keine Augen habe.«
    Â»Zu schade,William«, fährt Yuka ihn an. »Harriet Manners? Ich will mit dir reden. Und ich würde es vorziehen, dieses Gespräch nicht mit einer laminierten Tischplatte halten zu müssen.«
    Ich sehe meinen Vater an und dann atme ich so tief durch, wie ich kann, und krieche raus. »Es tut mir leid,Yuka.«
    Â»Ich erinnere mich nicht, dich gebeten zu haben, etwas anderes zu tun, als ein Kleid zu tragen und geradeaus zu gehen, Harriet. So schwer hätte das eigentlich nicht sein dürfen.«
    Â»Ich weiß«, murmle ich. »Bin ich gefeuert?«
    Yuka sieht Wilbur an. »William? Wie war die allgemeine Reaktion in der ersten Reihe?
    Â»-bur, nicht -iam«, korrigiert Wilbur sie seufzend. »Die Herausgeberin der Elle meinte, Harriet sei frisch. Harper’s sagte, sie sei köstlich. Vogue fand, sie strahle eine unerwartete Wärme aus.«
    Â»Meine Tochter ist doch kein frisch gebackenes Brot«, fährt mein Dad überrascht auf.
    Yuka sieht ihn mit hochgezogener Augenbraue an und richtet den Blick dann auf mich. »In dem Fall bist du nicht gefeuert, Harriet Manners, und Fleur auch nicht. Aber wenn ich in Zukunft möchte, dass du dich hinsetzt, dann werde ich dir das mitteilen. Ich gebe dir einen Schritt-für-Schritt-Plan mit einem Kreuz auf dem Laufsteg und einer genauen Beschreibung, wie du es machen sollst.«
    Â»Ja.« Meine Lebensgeister erwachen wieder. Seltsam, aber je besser ich Yuka kennenlerne, desto mehr gefällt sie mir. Sie erinnert mich sehr an Annabel.
    Â»So«, Yuka schaut auf ihre Uhr, »und jetzt schlage ich vor, dass du ins Hotel fährst. In der Penthouse-Suite gibt es eine After-Show-Party. Die anderen Models sind dort und die wichtigen Herausgeber und Promis Europas versaufen gerade meinen Profit.«
    Mein Magen krampft sich zusammen und über Dads Gesicht geht ein Strahlen.
    Â»Yuka«, setze ich besorgt an, »ich bin mir nicht sicher, ob …«
    Â»Du«, fährt Yuka fort, als hätte ich den Mund gar nicht aufgemacht, »gehst selbstverständlich direkt ins Bett, Harriet, und lässt dich auf gar keinen Fall dort blicken. Wenn ich dich heute Abend auch nur irgendwo außerhalb deines Zimmers erwische, wird das die Hölle auf Erden für dich.«
    Am liebsten würde ich sie umarmen. Ich bin so müde. Dies muss der längste Tag meines ganzen Lebens gewesen sein.
    Â»Wie bitte?«, stöhnt mein Vater. »Das ist nicht fair.«
    Â»Und für Sie gilt dasselbe«, sagt Yuka streng zu ihm und kneift die Augen zusammen. »Hölle auf Erden. Verstanden?«
    Â»Verstanden«, sagt mein Vater beschämt und blickt zu Boden.
    Jetzt fühle ich mich noch mehr zu Hause.
    Denn genau dasselbe hätte Annabel auch gesagt.

52
    I rgendwie gelingt es mir, ganze zehn Stunden zu schlafen. Obwohl mein Vater alles Mögliche tut,um meine verdiente Nachtruhe zu sabotieren. Ich habe das breite Hotelbett bekommen und er das Sofa am anderen Ende des Zimmers – »wie es dem mit der Nebenrolle gebührt« –, aber anscheinend ist das noch nicht weit genug weg.
    Â»Weißt du«, sagt er, als ich mir müde die Zähne putze, »wenn ich mitten in der Nacht aufwachte und, sagen wir mal, dich dabei erwischte, wie du Make-up auflegst, würde ich annehmen, es wäre eine Fata Morgana, und mich umdrehen und weiterschlafen.«
    Ich nicke

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