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Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden

Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden

Titel: Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bennett
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würden) und sage Mum, wo ich hingehe. Zehn Minuten später bin ich da.
    Edie hat offensichtlich auch eine SMS bekommen. Wir treffen uns an der Rezeption. Sie trägt ein grau gemustertes Sommerkleid, das ihre Knie bedeckt, und passende Ballerinas. Ich bezweifle, dass sie sich umziehen musste. Wahrscheinlich hat sie schon ihre Hausaufgaben darin gemacht.
    »Sie kommt gleich runter«, sagt der lange Kerl hinter dem Tresen. »Vielleicht wollt ihr rausgehen.« Er wirft einen Blick auf meine Beine. Wie sich rausstellt, ist Krähes Tulpenrock bei Tageslicht durchsichtig und ich hätte genauso gut darauf verzichten können.
    Draußen ist es schön. Als Jenny uns sieht, fällt sie uns in die Arme, und wir gehen über die Straße in den Hyde Park, wo die Sonne scheint, überall Wiese ist und ich mir in meinem Turnanzug perfekt gekleidet vorkomme.
    Dann bricht sie in Tränen aus.
    Sie drückt ein paar zusammengefaltete Seiten an sich. Edie nimmt sie ihr ab und breitet sie vor uns aus. Es ist ein Teilder Sonntagszeitung. Auf der Titelseite sind zwei Fotos: eins von Hollywoods heißestem Paar bei der gestrigen Premiere, das in Armani traumhaft aussieht, und eins von Jenny, die sich halb hinter ihrem Vater versteckt und wie eine Verkehrsampel aussieht. Die Schlagzeile lautet: »Exklusiv! Happy End für Theaterveteranen«. Der Artikel ist auf der Innenseite abgedruckt. Während Jenny vor sich hin schluchzt, liest Edie den ersten Absatz vor.
    »Gestern Abend begleitete Sir Lionel Merritt auf dem roten Teppich stolz seine Tochter Jenny zur Premiere des neuen Blockbusters Kid Code . Im Blitzlichtgewitter des sensationellen Star-Aufgebots war ihm nicht anzusehen, was der große Theaterveteran in den letzten Jahren durchgemacht hat, bevor er das Glück mit der Frau fand, der es gelungen ist, bei dem Enfant terrible der Londoner Theaterwelt die Leidenschaft wieder neu zu entfachen.«
    Anscheinend hat Sir Lionel beschlossen, es ist an der Zeit, Ehefrau Nummer drei für seine neueste Geliebte zu verlassen, und Jennys Premiere war perfekt dafür geeignet, um die Publicity zu bekommen, die ihm die Scheidung und das »Traumhaus in den Cotswolds« finanziert, das er sich mit der zukünftigen Nummer vier einrichten will. Dann steht da eine Menge Blablabla über Sir Lionels verschiedene Bühnenproduktionen vor dreißig Jahren, doch weil Zeitungen immer Privates bringen wollen, schmückt ihr Vater das Ganze mit den paar Schnipseln aus ihrer Kindheit aus, bei denen er anwesend war, dem »tragischen« Nervenzusammenbruch ihrer Mutter (der sie zufällig ereilte, als er sie für Ehefrau Nummer drei verlassen hat) und Jennys Komplexen wegen ihres Busens, der Pickel und ihres Gewichts. Zur Krönung wünscht er ihr alles Gute und verspricht,immer für sie da zu sein, denn die Merritts hätten »das Theater im Blut«.
    Als Edie zu Ende gelesen hat, blickt sie entgeistert in die Runde.
    »Der Mann ist böse.«
    »Na ja, eigentlich ist er nur … typisch Dad«, murmelt Jenny. Sie ist inzwischen im Schluckauf-Stadium. »Er braucht das Geld. Lustigerweise hat er mich erst gestern Abend in sein Haus in den Cotswolds eingeladen. Er hat gesagt, wenn ich will, kann ich den Sommer dort verbringen. Es klang ganz nett. Mum will ihn umbringen, ist ja klar.«
    Ich sehe wieder in die Zeitung.
    »Hat dich irgendwer darauf angesprochen?«, frage ich. »Ich meine, heute. Da drin.« Ich zeige zum Dorchester auf der anderen Straßenseite.
    Jenny sieht mich an, als wäre ich bescheuert.
    » Angesprochen? Ich hatte mir extra die blöde Affengeschichte zurechtgelegt. Ich war bereit, mir über Joe Yules Talent den Mund fusselig zu reden. Aber die einzigen Fragen, die mir gestellt wurden, waren: ›Wie ist es, Busen zu bekommen, wenn alle dabei zusehen?‹ Oder: ›Was machst du gegen deine Pickel?‹ Oder: ›Hast du einen Rat für andere dicke Mädchen?‹ Oder: ›Wie ist es, mit einem so berühmten Vater aufzuwachsen?‹ Was ich nicht mal weiß, weil er ja nie da war.«
    Ich sehe sie an, wie sie mit verschmierter Wimperntusche vor uns im Gras sitzt. (Normalerweise schminkt sie sich nicht, aber für die Fernsehinterviews wird sie mit Make-up zugekleistert.) Sie trägt ihre normalen Jeans und irgendein schwarzes Baumwoll-Oberteil, in das man sie gesteckt hat; es schlägt über ihremBusen Falten, aber gleichzeitig sieht es so aus, als würde sie unter dem vielen Stoff zwei Heißluftballons verstecken. Ein dicker, böser Pickel ist seit gestern Abend auf ihrer Wange

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