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Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden

Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden

Titel: Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bennett
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Naivität eines kleinen afrikanischen Mädchens ausnutzt und ihm romantische Märchen erzählt. Schließlich ist Dior seit fünfzig Jahren tot.
    »Darf ich mir das ausleihen?«
    Sie zeigt auf das dickste Buch auf dem Stapel. Es ist die Geschichte des Hauses Dior und ziemlich langweilig geschrieben. Nicht gerade Hanni und Nanni.
    »Klar«, sagt Edie überrascht. »Ich meine, kann sie doch, oder, Nonie?«
    »Natürlich.« Ich zucke die Schultern. »Nimm mit, was dich interessiert.«
    Zu unserem Erstaunen sucht sich Krähe fünf Bücher aus,die sie glücklich aufeinanderstapelt. Ich überlege, ob sie nicht längst lesen gelernt hätte, wenn man ihr statt Hündchen und Kätzchen Cocktailkleider und Ballroben vorgesetzt hätte.
    Nach der nächsten Lesestunde schickt Edie mir eine SMS und meldet, dass sie Seite eins schon durchhaben. Was nicht schlecht ist für jemanden, der eine Stunde für das Wort »Stuhl« gebraucht hat, finde ich.
    Doch etwas lässt mich nicht in Ruhe.
    Ich bin fest davon überzeugt, dass die Röcke und das Strickteil, die wir vom Basar haben, sensationell sind, aber keiner glaubt mir so richtig. Dabei hilft es nicht unbedingt, dass ich den Ruf habe, alles Mögliche anzuziehen, einschließlich Kunstrasen (der als Minirock übrigens super aussieht, nur beim Sitzen kratzt er schrecklich). Ich glaube, Krähes größtes Problem ist, dass sie ihre Entwürfe aus billigen Stoffen und grellen Farben machen muss, weil sie sich nichts Besseres leisten kann. Aber ich habe einen Plan.
    Ich störe Harry beim Schlagzeugüben.
    »Harry, weißt du, ob die zickige Zoe …«
    »Es wäre nett, wenn du meine Freundin nicht so nennen würdest. Vor allem nicht direkt zu ihr. Sie mag das nicht.«
    »Ich wette, sie zickt deswegen rum.«
    »Ja, das tut sie. Und ich finde, sie hat Recht.«
    »Weißt du, ob sie irgendwelche Freunde hat …«
    »Nonie!«
    »Was?«
    »Du behauptest, dass meine Freundin depressiv ist und keine Freunde hat.«
    »Tut mir leid, wollte ich nicht. Ich meinte nur, ob sie jemanden kennt, der Sachen aus normalen Stoffen näht. Wie Baumwolle. Oder Seide.«
    Die zickige Zoe macht gerade ihren Abschluss am Saint Martins College. Sie studiert Textil-Design. Allerdings haben Zoes Sachen eher wenig mit Textilien zu tun, denn das meiste, was sie macht, ist aus Pappe, soweit ich es beurteilen kann. Oder aus Platinen. Oder alten Handygehäusen. Alles sehr hip und ökologisch, aber nicht gerade das, wonach ich suche. Bei ihr würde Kunstrasen geradezu spießig wirken.
    »Zoe ist sehr begabt«, sagt Harry gekränkt. »Auf ihre Art. Aber sie hat Freunde, die auch mit konventionelleren Stoffen arbeiten. Eine heißt Skye und ist sehr nett. Sie singt manchmal bei uns in der Band. Warum?«
    Ich erzähle ihm von meiner Theorie, dass Krähe besseres Material braucht, ich aber keine Ahnung habe, wie man an größere Mengen davon rankommt. Ich bin allerdings davon überzeugt, Modestudenten wissen so was. Vermutlich lernt man das in der ersten Woche des Studiums.
    Also kommt am folgenden Samstag – an dem Tag, als Jenny nach New York abreist – Skye vorbei. Mädchen tun so was gewöhnlich, wenn Harry sie darum bittet. Sie ist mir auf Anhieb sympathisch. Sie hat oranges Haar mit knallpinken Strähnen und trägt ein bodenlanges Kleid aus gebatikter Ballonseide und Springerstiefel von Doc Martens. Keine Schminke und ein Dauergrinsen. Sie ist ein wandelnder Sonnenstrahl.
    Krähe hat sich in meinem Zimmer eingeigelt. Sie ist schon auf Seite drei des Dior-Buchs und fährt jede Zeile mit dem Finger nach. Als wir reinkommen, blickt sie kurz auf und schenkt unsein scheues Lächeln. Heute trägt sie ihr Wonder-Woman-Cape (aus dem Gully gerettet) und eine selbst gemachte elisabethanische Halskrause. Ein echter Hingucker. Dann versammeln wir uns um einen Haufen bunter Nylonsachen, und ich mache eine kleine Modenschau, indem ich die verschiedenen Röcke über meine Leggings ziehe und vorführe, wie schön sie fallen, wenn ich mich bewege.
    Skye ist beeindruckt. Sie versteht sofort, was ich damit meine, dass Krähe es mit Seide versuchen müsste, und bietet an, ihr die Stoffreste zu überlassen, die sie nicht mehr braucht. Sie erzählt uns, dass sie gerade ihre Abschluss-Modenschau vorbereitet, weshalb sie jede Menge Stoffreste hat, und zufällig arbeitet sie, unter anderem, mit bemalter Seide.
    Einen Moment verdunkelt sich ihr Gesicht.
    »Seide ist unglaublich schwer zu bearbeiten. Ich habe es selbst versucht. Seide ist extrem

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