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Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden

Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden

Titel: Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bennett
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Harry das Schlusslicht bildet, nachdem er demonstrativ noch ein paar Fotos von Krähes Stand geschossen hat.
    »Oho, Piepmatz!«, hören wir, bevor wir zu weit weg sind. Aber es klingt ein bisschen, wie wenn aus einem Ballon die Luft entweicht. Den Blondinen scheint die Lust vergangen zu sein. Und Krähe ist zu sehr damit beschäftigt, Edies Bibliotheksausweis zu studieren, und bekommt von alledem nichts mit.
    Als wir den Basar verlassen haben, nimmt Harry Edie in den Arm und drückt sie.
    »Gut gemacht. Das war Wonder-Woman-tauglich.« Dann lacht er. »Du zitterst ja richtig.«
    Es stimmt. Jetzt sehe ich es auch. Es muss eine Mischung aus schwachen Nerven und Empörung sein.
    »Wir müssen was UNTERNEHMEN«, platzt sie heraus.
    »Auf jeden Fall schulde ich ihr was«, sagt Harry. »Ich habe noch ein tolles Foto machen können.«
    Er geht die Bilder auf der Kamera durch und zeigt es uns. Das Foto zeigt die drei Blondies mit zusammengesteckten Köpfen, die sehr hübsch, aber auch sehr dämonisch aussehen.
    »Ich nenne es die ›Die Unheilsschwestern‹. Kapiert?«
    Edie nickt wissend, dann sieht sie meinen verwirrten Blick. »Die drei Hexen aus Shakespeares Macbeth . Verstehst du?«
    Ich seufze. Es würde mich nicht wundern, wenn sie neben Jane Austens Romanen zwischendurch auch noch alle Dramen von Shakespeare gelesen hätte.
    »Die hier kannst du übrigens haben«, sagte sie dann und drückt mir ihre Tüte mit den Nylon-Teilen in die Hand. »Ist irgendwie mehr dein Stil als meiner.«
    Womit sie sagen will, dass sie eher schräg als schick sind, was wahrscheinlich stimmt. Ich kann es kaum erwarten, nach Hause zu kommen und sie anzuprobieren.

  
    Am späten Nachmittag stehen Edie und ich auf dem Leicester Square und beten, dass die unsommerlich dunkelgrauen Wolken, die plötzlich aufgetaucht sind, sich nicht über uns entleeren, bevor all die schönen Menschen in Seide und Stilettos über den roten Teppich sicher ins Kino gescheucht wurden.
    Leicester Square ist der perfekte Ort für eine Kinopremiere. Es gibt drei Kinos und genügend Eis- und Hamburgerläden, um sich ein Jahr lang durchzufuttern. Normalerweise ist der Platz voller Tauben und Touristen, aber heute ist er voller Absperrseile, roter Teppiche, Typen mit Funkgeräten, Fotografen und uns. Die Luft summt, und fast jeder hat sein Handy gezückt in der Hoffnung, einen Promi zu knipsen.
    Die meisten der Kid Code- Stars sind schon da, flanieren über den roten Teppich und posieren für Fotografen und Fernsehkameras. Auch andere Berühmtheiten tauchen mit ihren Kindern auf, zeigen sich kurz und verschwinden im Dunkel desKinos. Sie wissen, sie haben keine Chance, Hollywoods heißestem Paar die Show zu stehlen, das an der Absperrung steht, fröhlich mit den Fans plaudert und hin und wieder eine Pause für ein Fernsehinterview einlegt. Das Gleiche tut Joe Yule. Ich erhasche einen kurzen Blick aus seinen grünen Laseraugen. Einen Moment bekomme ich tatsächlich weiche Knie. Was immer es ist, sie sollten es in Flaschen abfüllen. Tja, genau das tun sie hier irgendwie, schätze ich.
    Edie dagegen könnte genauso gut in einer Mathe-Doppelstunde oder im Schachklub sitzen. Sie ist immun gegen Hollywoods heißestes Paar, und wie es scheint, sogar gegen Joe so Cool.
    »Ich hatte schon den Verdacht, dass sie in der Schule schikaniert wird«, sagt sie, »aber jetzt habe ich es mit eigenen Augen gesehen. Kein Wunder, dass sie nicht hingehen will. Das ist schon ihre vierte Schule.«
    Ich kann nicht glauben, dass wir im Herzen von Londons West End stehen, nur einen Handy-Schnappschuss von DEN BEIDEN BERÜHMTESTEN MENSCHEN DER WELT entfernt, und Edie grübelt über Mobbing an der Schule. So was bringt nur sie fertig.
    »Wie findest du eigentlich mein Outfit?«, frage ich.
    Sie sieht mich prüfend an. »Schräg, das war ja klar. Aber nicht schlecht. Steht dir gut.«
    »Es sind Krähes Sachen.«
    »Nein!«
    Die seltsamen Nylon-Dinger haben sich als Röcke entpuppt. Zusammengefaltet sehen sie nach nichts aus, aber sobald man sie anhat, plustern und bauschen sie sich zu wundervollen Formen. Jedes Teil ist anders. Ich habe alle sechs anprobiert, undheute Abend habe ich mich für den violetten entschieden, der in Spitzen ausläuft wie eine umgestülpte Tulpe. Außerdem habe ich das Strickteil an, das in der Tüte wie ein unscheinbares Knäuel aussah, sich aber in einen herrlich warmen, federleichten Pullover verwandelt hat. Es fühlt sich an wie die Kreuzung aus einem Spinnengewebe

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