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Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden

Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden

Titel: Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bennett
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glaube, sie will dir was sagen«, erkläre ich.
    »Ist mir aufgefallen.«
    »Irgendjemand, den du kennst?«
    »Sie heißt Zoe. Sie war mal meine Freundin.«
    Ich muss grinsen. »Nein, ich meine ihn.«
    »Er heißt Sven und ist Schwede. Schau dir mal seine Abschlussarbeit an.«
    Harry führt mich zu einem Schaukasten mit einem Material, das aussieht wie ein Fischernetz – mitsamt dem Fisch, Seetang und Treibgut.
    »Es soll ein ätzender Kommentar zur globalen Umweltverschmutzung sein. Besonders in der Hochsee. Vielleicht stammt Sven von den Wikingern ab.«
    »Und daraus sollen Leute Kleider machen? Das Zeug sehe ich nicht unbedingt bei Ralph Lauren. Oder Prada.«
    »Wahrscheinlich ist Sven eigentlich Konzeptkünstler«, vermutet Harry. »Er wird sich gut mit Zoe verstehen.«
    Wir gehen weiter zu Zoes Meisterwerken, die in der Nähe ausgestellt sind. Sie sehen aus, als wären sie aus geschmolzenen und zu Fäden gezogenen Wasserflaschen gemacht, inklusive der alten Etiketten. Abgesehen von der Tatsache, dass das Material furchtbar unbequem und schweißtreibend sein muss, ist es auch noch durchsichtig. Als Designerin hat Zoe mich nie richtig überzeugt, und nach dem, was ich heute Abend gesehen habe, schätze ich, Harry war mehr an ihren Knutschkünsten interessiert. Doch er wirkt nicht allzu geknickt, dass er nicht mehr der Nutznießer ist.
    »Ach, hallo, Harry«, sagt sie, als hätte sie ihn eben erst bemerkt. »Hallo –«
    Zoe und Harry waren fünf Monate zusammen: zu kurz, um sich meinen Namen zu merken. Sven lässt den Kopf wieder sinken, um die Mund-zu-Mund-Beatmung fortzusetzen. Harry winkt den beiden freundlich zu.
    »Alles in Ordnung?«, frage ich ihn, während ich mich auf die Zehenspitzen stelle, um ihm schwesterlich den Arm um die Hüften zu legen.
    Harry nickt überzeugend.
    »Sie hat geklammert. Wie manche ihrer Stoffe. Außerdem bin ich verliebt.«
    Ich staune. Das ging ja schnell.
    »In wen? In Skye?«
    Er wirft mir einen mitleidigen Blick zu.
    »Aber nein«, sagt er, als würde er mit einem Kleinkind reden. »Mein ganzes Zimmer ist voll von ihren Fotos, Dummerchen.«
    »Doch nicht Svetlana.«
    »Warum nicht?«
    »Hm. Lass mich nachdenken. Zwei Gründe. Sie ist ein SUPERMODEL. Und ihr Vater ist ein russischer MILLIARDÄR.«
    »Und?«
    Mein Bruder kann manchmal schwer von Begriff sein.
    »Na ja, Harry, du bist süß und alles, und du bist mein Bruder und ich finde dich toll. Aber …«
    »Aber was?«
    »Sie ist ein SUPERMODEL. Und ihr Vater ist ein russischer MILLIARDÄR.«
    »Ich bin sicher, dass sie trotzdem entzückend ist.«
    »Sie ist äußerlich entzückend. Das ist der Punkt. Wahrscheinlich hat sie schon einen Freund. Mehrere.«
    »Hat sie nicht. Ich hab nachgesehen. Krähe findet die Idee gut.«
    »Krähe?«
    »Ja. Du weißt doch, dass sie oft vorbeikommt, um sich deine Bilderbücher anzusehen?« Ich quittiere Harrys Seitenhieb auf meine Bibliothek mit der Geringschätzung, die er verdient, und ignoriere ihn. »Na ja, irgendwann kam sie zu mir ins Zimmer, als du damit beschäftigt warst, mit deinen Freundinnen SMS auszutauschen. Sie hat die Fotocollage gesehen, und da habe ich ihr erklärt, dass Svetlana meine zukünftige Freundin ist, und sie fand es toll. Anscheinend findet sie mich nicht so unattraktiv wie gewisse andere mir nahestehende Personen.«
    »Krähe ist zwölf. Wahrscheinlich fände sie es auch toll, wenn du mit Barbie zusammen wärst.«
    Harry sieht mich mit zusammengekniffenen Augen an, und ich beschließe, es ist Zeit für einen Themenwechsel. »Sollen wir sie suchen gehen? Wo treibt sich Skye rum?«
    Harry führt mich an allerlei schrägen Kreationen vorbei – manche so verrückt, dass sie sich jeglicher Definition verweigern, andere so wunderschön, dass ich sie den ganzen Abend lang anstarren möchte.
    Skye steht inmitten einer Menschentraube. Die meisten Studenten sehen aus, als wären sie gerade aus dem Weltall gelandet, während ihre Freunde und Eltern aussehen wie frisch aus dem Büro. Skye hat die Auszeichnung für Textildesign gewonnen, weshalb jeder ihre Nähe sucht. Heute ist ihr Haar pink mit orangen Strähnen. Sie trägt eins von Krähes neuen skulpturalen Seidenkleidern und Vintage-Plateauschuhe aus einer älteren Kollektion von Vivienne Westwood.
    Krähe ist damit beschäftigt, die neuen experimentellen Stoffe zu bewundern, mit denen Skye ihren Preis gewonnen hat. Sie sieht nicht aus wie ein Kind, das sich vor fünf Jahren jede Nacht vor Rebellensoldaten

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