Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden
geliefert. Dann ihre zweite. Und drei Paar Gratisschuhe. Von denenkein einziges Jennys wachsenden Füßen passt, aber es ist eine nette Geste. Dann kommt die Einladung, in einem Kinderkrankenhaus eine neue Station zu eröffnen, und eine Einladung zur Vorstellung einer neuen Limonade. Und ein riesiger Blumenstrauß von den Produzenten von Kid Code , mit dem sie sagen: »Gut gemacht.« Und per SMS ein Einzeiler von Joe Yule, der gehört hat, dass sie im Fernsehen war, und hofft, dass alles gut gelaufen ist.
Zu schade, dass man eine SMS nicht rahmen kann. Hoffentlich hebt Jenny nicht ab und lässt es sich aufs Kissen sticken oder, schlimmer noch (was, wie ich höre, seine rattenscharfe Freundin getan hat), es sich an eine private Stelle tätowieren.
HAH! Ich frage mich, was passieren würde, wenn Jenny diese Geschichte erzählen würde statt der von dem Affen.
Am meisten regt sich Edie über die Sache mit der Kinderstation auf.
Die Gratishandtaschen und -schuhe und Partyeinladungen kann sie gerade noch verkraften, aber sie sagt, bei der Vorstellung, dass sich jemand neben einer Gruppe von kranken Kindern in den Vordergrund drängelt, nur weil er im Fernsehen in einem Designerkleid ganz hübsch ausgesehen hat, muss sie sich übergeben.
Was natürlich nicht gut bei Jenny ankommt, und sie nimmt die Einladung zum Teil nur an, um Edie zu ärgern. Als sie zurückkommt, erzählt sie, wie TOLL es war und wie GLÜCKLICH die Kinder waren, dass sie da war, und wie AUFREGEND es vor allem die älteren fanden, dass Jenny ihre Louboutins anhatte.
Darüber regt sich Edie noch mehr auf und sagt, das Einzige, was schlimmer ist, als durch die Kinderstation zu schweben wie eine gute Fee, nur weil man mal im Fernsehen war, ist, es in STILETTOS zu tun. Jenny sagt, Edie ist nur neidisch, und Edie schnaubt betont sarkastisch und sagt, sie würde nicht mal tot in solchen Zeitschriften auftauchen wollen – die nur Leute wie ich lesen würden –, und Jenny übertreibt ein bisschen, als sie sagt, stimmt, es würde sich ja keiner für Edie interessieren, selbst wenn sie tot wäre, und dann reden die beiden eine Weile gar nicht miteinander, sondern lassen jede Verständigung über mich laufen.
Was nicht von Vorteil für mich ist, weil Jenny hauptsächlich über Jungs reden will. Nicht über rauchgrünäugige Sexgötter natürlich. Oh nein, nicht über die. Aber über alle anderen. Jungs im Allgemeinen sind plötzlich ihr Lieblingsthema. Und Edie will über ihre Internet-Kampagne reden und ihr neues Projekt, Schulen für die unsichtbaren Kinder in Uganda zu bauen. Sie sagt, ihre Website hätte in letzter Zeit Tausende von neuen Besuchern, und (ich zitiere) sie will »die Beliebtheit ihrer Seite dazu nutzen, das Bewusstsein für die Not verschleppter Kinder in Krisengebieten zu schärfen«.
Was in der Theorie toll ist. Großartig und vorbildlich, und ich bin wirklich stolz auf sie. Ich habe mir sogar das Armband gekauft, um die Kampagne zu unterstützen. Nur bin ich einfach nicht gut in Statistik und im Organisieren von Kampagnen und in internationaler Politik. Sobald ich versuche mich darauf zu konzentrieren, habe ich das Gefühl, in meinem Gehirn zieht Nebel auf, und dann ertappe ich mich bei dem Gedanken, wie ich mein Mäppchen umdekorieren kann oder was die ideale Farbkombination für mein nächstes Paar Converse wäre. Ich wünschte, ich wäre nicht so oberflächlich, aber anscheinend ist es genetisch bedingt, und deshalb glaube ich, ich kann nichts dafür.
Trotzdem mache ich eine interessante Entdeckung. Zufällig gebe ich eines Abends nach den Hausaufgaben Jennys Namen bei Google ein (na gut, statt der Hausaufgaben – ich habe mir angewöhnt zu beobachten, wie die Trefferzahlen jede Woche wachsen), und da stelle ich fest, dass eine der beliebtesten Seiten für Leute, die Informationen zu Jenny Merritt suchen, Edies Blog ist. Anscheinend hat Edie die ganze Zeit neben ihren stichelnden Kommentaren zu meinen Outfits und allgemeinen Informationen zum Weltfrieden und ihren eigenen guten Taten bis ins Detail Jennys Fernseh- und Zeitschriftenauftritte beschrieben.
Ich komme nicht umhin mich zu fragen, wie viele der Besucher Edies klarer Prosa und ihren beißenden politischen Analysen geschuldet sind und wie viele sich in Wirklichkeit für Jennys Schuhe interessieren.
Ich spreche Edie darauf an, als wir eines Tages aus der Schule kommen, aber sie schafft es irgendwie, das Thema zu wechseln und mir zu erzählen, wie viel
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