Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden

Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden

Titel: Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bennett
Vom Netzwerk:
verblüfft. Das Mädchen lehnt an einem Geländer und zeichnet etwas, das nicht zu sehen ist. Da sind das Tutu und die Elfenflügel. Die Schultasche und der Notizblock. Unverkennbar. Es ist echt unheimlich.
    »Ich weiß nicht, wer sie ist«, sage ich, »nur dass Edie ihr das Lesen beibringt. Ich habe gestern das erste Mal von ihr gehört, und jetzt sehe ich sie schon zum zweiten Mal. Ist das irgendein Trick, Harry?«
    Er schüttelt den Kopf und sieht mich unschuldig an.
    »Sie hat mir gesagt, dass sie Krähe heißt«, erklärt er.
    »Wie, Krähe?«
    »Einfach Krähe. Ich würde sie gerne noch mal fotografieren. Sie ist so klein und zart, aber gleichzeitig hat sie so was … ich weiß nicht, so was Lebendiges. Sie lässt sich toll fotografieren. Nur ihre Adresse wollte sie mir nicht geben.«
    »Das will ich schwer hoffen, mein Lieber!«, schaltet sich entsetzt meine Mutter ein. »Frag bitte in Zukunft keine minderjährigen Mädchen mehr nach ihrer Adresse. Sonst landest du noch im Gefängnis. Aber das Foto ist sehr gut. Ausgezeichnet, wie du das natürliche Licht genutzt hast. Nimm das hier.«
    Meine Mutter handelt mit Kunst und Fotografie, und sie ist ziemlich erfolgreich damit, deshalb zählt ihr Urteil. Harry packt die Fotos ein, und ich renne hoch, um Edie und Jenny anzurufen und ihnen alles zu erzählen.
    »Unheimlich!«
    Jenny ist gebührend beeindruckt. »Vielleicht ist das ein Zeichen oder so was.«
    Edie dagegen nimmt es gelassen und findet das Ganze absolut logisch.
    »Menschen wie sie fallen eben auf«, sagt sie abgeklärt. »Sobald du nach ihr Ausschau hältst, siehst du sie überall. Das liegt in der Natur der Sache.«
    Wenn sie es sagt.
    »Krähe ist gestern übrigens noch gekommen«, fährt sie fort. »In letzter Minute. Um ein Haar hätte sie ein paar Stunden Nachsitzen und einen Blauen Brief aufgebrummt bekommen.«
    Mein schlechtes Gewissen von gestern meldet sich wieder.
    »Übrigens kannst du sie kennenlernen, wenn du willst. Nächstes Wochenende ist Basar an ihrer Schule. Am gleichen Abend ist zwar auch Jennys Premiere, aber wir können beides machen. Ich habe Krähe versprochen, dass ich komme. Sie verkauft selbst gemachte Sachen. Und wenn Harry sie treffen will, kann er bestimmt auch mitkommen.«
    Wie gesagt, ich habe schon lange den Verdacht, dass Edie eine Schwäche für meinen Bruder hat. Ich frage mich, ob das Ganze nur ein Trick ist, um ein, zwei Stunden mit ihm zu verbringen. Doch es sieht so aus, als hätte das Schicksal es sich in den Kopf gesetzt, dass ich dieses Mädchen kennenlerne. Also beschließe ich nachzugeben und Ja zu sagen. Und ich erkläre mich freiwillig bereit, Harry Bescheid zu sagen.
    Was gar nicht so einfach ist, wie es klingt. Von mir zu Harry ist es zwar nur eine Treppe runter (unser Haus ist sehr hoch, das hält uns alle fit), doch sein Zimmer ist ein der Musik geweihter Tempel und gewöhnlich herrscht eine Lautstärke wie im angesagtesten Nachtklub der Stadt. Ich muss sehr laut klopfen.
    Harry übt gerade Schlagzeug. Wenn er nicht Fotograf ist, spielt er in einer Band und mischt Playlisten für Partys und legt gelegentlich auf. Er steht auf Jazz, Retro-Funk und französischen Hip-Hop. Wie gesagt – supercool. Aber es ist hart, gegen MC Solaar und die Schnarrtrommel um sein Gehör zu buhlen. Endlich, nach der vierten Runde Klopfen, als meine Fingerknöchel anfangen wehzutun, lässt er mich rein.
    Ich erzähle ihm von dem Basar, und er ist einverstanden, uns mit der Kamera zu begleiten. Edie wird sich freuen.
    Dann spiele ich mein übliches Svetlana-Suchspiel. Svetlana Russinova ist ein Supermodel und Harrys neuester Schwarm – natürlich neben seiner Freundin, der zickigen Zoe. Über dem Bett hängt eine Collage aus Svetlana-Bildern. Keine Ahnung, wie Zoe das aushält. Und jedes Mal, wenn ich Harry besuche, sind neue Bilder dazugekommen.
    Heute wirbt Svetlana für eine Handtasche, ein Parfüm undeine goldene Uhr. Außerdem trägt sie ein SEHR kurzes Kleid und hohe Schuhe für Mario Testino. Und für Rankin hat sie fast gar nichts an. (Ich bin sehr gut darin, Modefotografen zu erkennen – eins meiner nutzlosen Talente.)
    Zoe, Harrys Freundin, ist klein, dunkelhaarig und voller Piercings. Sie steht auf schwarzes Leder, die fiese Art. Harry hat ein winziges Foto von ihr in einem alten Rahmen auf dem Nachttisch stehen. Da trägt sie ihre Brille nicht und schielt ein bisschen.
    »Was hält Zoe davon?«, frage ich und zeige auf das Rankin-Foto. Svetlana liegt auf dem

Weitere Kostenlose Bücher