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Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Titel: Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bennett
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Eyeliner-Unfall. Granny hat nicht erlaubt, dass wir Krähe heute Abend mitnehmen. Nach all der Aufregung ist Krähe völlig erschöpft. Und es macht ihr auch nichts aus, zu Hause zu bleiben. Sie ist zu sehr damit beschäftigt, von den Mains zu schwärmen.
    »Ich habe eine Frau kennengelernt, die an den Chanel-Kostümen die Säume macht. Und zwei, die Glitzersteine auf Schuhe sticken. Den ganzen Tag lang …« Wieder wirft sie die Hände in die Luft, aber diesmal voller Ehrfurcht. »Wusstest du, dass sie Räume voller Perlen aus aller Welt haben? Und einen voll mit Federn. Nichts als Federn – in Schubladen. Manche sind über siebzig Jahre alt. Die Vögel, von denen sie stammen, sind längst ausgestorben.«
    Ich verkneife mir den Kommentar, dass es zwischen der Federsammlung und dem Aussterben der Vögel vielleicht einen Zusammenhang gibt. Edie verkneift ihn sich natürlich nicht. Eine Minute lang ist Krähe schockiert, doch dann redet sie wieder von anderen Dingen wie den Schwierigkeiten beim Arbeiten mit Silberfäden.
    Selbst als wir angezogen und geschminkt sind und Alexander da ist (und mein Magen eine kleine Achterbahnfahrt vollführt), redet Krähe noch. Sie hat neue Ideen für Säume und Borten. Sie will mit Spitze und Tweed arbeiten. Ihr ist klar geworden, dass sie in Sachen Glitzer noch nicht mal die Oberfläche angekratzt hat.
    Alexander setzt sich auf den einzigen Sessel in Papas Wohnzimmer, der nicht unter Leinwänden verschwunden ist, und freut sich über die Begeisterung in Krähes Stimme, als sie erzählt. So dass ich Zeit habe, ihn von meinem Posten auf dem eingerollten Schlafsack am Boden zu beobachten. Er ist wirklich ungeheuer schön. Lange Beine. Lange Finger, darauf stehe ich. Wangenknochen, die sogar meiner Mutter (Ex-Model) auffallen würden. Und er ist gut in Form. Er hat von Natur aus einen schönen Körper, aber man sieht auch, dass er trainiert. Viele Muskeln. Nicht diese dicken, aufgeblasenen, sondern genau richtig …
    O nein. Er hat sich umgedreht und mich bei meinem Blick ertappt. Jetzt lächelt er wieder so.
    »Wie geht’s dir, Stiefel?«
    »Gut«, quieke ich. »Und was machst du so, äh … Alexander?«
    Er lacht laut.
    »Du klingst wie die Queen. Nur viel süßer. Ich tanze, Stiefelchen. Ich tanze.«
    »Oh.«
    Stangentanz? Ist er bei den Chippendales? Wenigstens weiß ich jetzt, dass er wirklich eindeutig schwul ist. Ich bin noch mehr erleichtert.
    »Am Royal Opera House. Seit letztem Jahr.«
    »OH!«
    Edie, Krähe und ich sagen es wie aus einem Mund. Balletttänzer. Donnerwetter. Großes Donnerwetter. Und das in London. Interessant.
    »Irgendwann entwerfe ich für das Royal Opera House Kostüme«, sagt Krähe, als hätte sie den Vertrag schon in der Tasche. Sie hat sich noch nicht mal dort vorgestellt, aber es ist nur eine Frage der Zeit.
    »In der Strumpfhosenabteilung könnten sie wirklich Unterstützung gebrauchen«, sagt Alexander mit gespieltem Ernst und einem verstohlenen Blick zu mir.
    Inzwischen bin ich wahrscheinlich Poncho-rot. Mir ist so heiß, dass ich mir Luft zufächeln will. Was wirklich nicht die Pose ist, die ich anstrebe.
    Doch dann verläuft der Abend erstaunlich gut. Granny kommt uns abholen und wir ziehen zusammen los, während Krähe und Papa sich in seine Kunstbuchsammlung vertiefen und sich über ihre Lieblingsmaler unterhalten. In der Zwischenzeit ist Alexander absolut reizend und höflich und tritt niemandem zu nahe. Er nimmt uns mit in einen Jazzklub in irgendeinem coolen Keller und ist – naturellement – ein exzellenter Tänzer. Er tanzt genauso oft mit mir wie mit Edie und Granny. Nachdem wir uns ein paar Stunden über das Parkett geschoben haben, begleitet er uns wohlerzogen bis vor die Haustür, über einen hübschen Weg entlang der Seine.
    Granny ist begeistert.
    »Zu schade«, sagt sie, nachdem er in Richtung Rive Gauche verschwunden ist, wo die Taxis stehen.
    »Du meinst die Sache mit dem Ballett?«, frage ich mit einem vielsagenden Blick.
    Sie blickt vielsagend zurück.
    »Ja. Genau, Darling.«
    »Was für eine Sache?«, fragt Edie.
    Ich verspreche ihr, dass ich es ihr erkläre, wenn sie alt genug ist.
    Nach dem eher erfolglosen Versuch, mir vor Papas Spiegel den Eyeliner zu entfernen, krieche ich leise in den Schlafsack neben Krähe auf dem Wohnzimmerfußboden.
    Nicht leise genug. Krähe öffnet ein Auge halb und fragt mich, wie es gelaufen ist. Ich sage ihr, dass es nett war, und sie lächelt mich schläfrig an.
    »Geht es dir gut?«,

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