Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft
Aber glücklicherweise habe ich auch mal was zu erzählen.
»Glaubst du, er meint das mit den Bewerbungen ernst? Willst du wirklich mitmachen? Wow. Und du meinst Liam ? Der, der dich freakig findet? Er hat gar nicht so gewirkt, als ob er auf dich steht.«
»Ich weiß.« Ich grinse.
»Hast du es Edie schon erzählt?«, fragt sie mit einem traurigen Unterton.
»Noch nicht.«
Nach der Geschichte mit dem süßen Phil und Ramona wollte ich Edie nicht noch mehr deprimieren. Doch irgendwann muss ich es ihr erzählen. Sonst platze ich.
»Du musst ihn mir unbedingt richtig vorstellen«, sagt Jenny. »Bevor ich abreise. Wer weiß, wann ich sonst dazu komme. Kann ich nicht mitgehen zu der Bewerbungssache?«
Na toll. Das ist ja eine große Hilfe. Doch sie ist auf dem Sprung nach New York und ich weiß nicht, wann ich sie wiedersehe. Wenn sie meinen Vielleicht-wenn-alles-gut-geht-zukünftigen-Freund kennenlernen will, ist das die einzige Chance. Bis jetzt kennt sie nur seinen Rücken, also weiß sie gar nicht, wie süß er ist.
»Na gut«, sage ich nach kurzem Zögern.
»Toll!« Sie grinst. »Ich bin auch ganz ruhig. Versprochen. Du merkst gar nicht, dass ich dabei bin.«
Am Freitagnachmittag gehen wir zum Computerraum der Wetherby, wo die ganzen coolen Leute aus Französisch an Computern sitzen, zusammen mit ein paar anderen Jungs der Wetherby, die ich nicht kenne. Keine Spur von den Belles. Alle grüßen uns freundlich und wirken sehr nett, doch ich habe nur Augen für ein Paar Lippen.
Das halb amüsierte Lächeln legt einen Gang zu, als Liam Jenny sieht, doch er macht einen Platz für mich neben sich frei, was das Einzige ist, das mich interessiert. Wir arbeiten ein bisschen an unseren Uni-Bewerbungen. Ich bewerbe mich an jedem Mode-College, von dem ich gehört habe, mit PR im Hauptfach. Ich weiß immer noch nicht, was ich mit dem Abschluss machen will, aber die Chancen, überhaupt von einem College angenommen zu werden, stehen so schlecht, dass ich mir darüber nicht den Kopf zerbreche. Stattdessen zerbreche ich mir den Kopf, ob Liam meine neuen Leggings aufgefallen sind, und wenn ja, ob sie ihm gefallen, und was man zu einem Jungen sagen soll, um ihn zu beeindrucken.
Irgendwann ziehen wir in ein Café, wo es englisches Frühstück und starken Tee gibt (und glücklicherweise Cappuccino) und eine entspannte freundliche Atmosphäre. Ich sitze wieder neben Liam. Eine Weile reden wir über alles Mögliche, doch ich muss mich total anstrengen, die Locken in Liams Nacken zu ignorieren und wie nahe seine Hand auf dem Tisch neben meiner liegt.
»Konzentrier dich«, sagt mein Gehirn. »Hör zu, was die Leute sagen. Mach ein intelligentes Gesicht. Sag was Interessantes.«
Mit dem Ergebnis, dass ich total den Faden verliere und fast gar nichts mehr sage. Ich bin mal wieder die Stille. Das muss der Liam-Effekt sein. Nachdem wir die Uni-Sachen erledigt haben, übernimmt glücklicherweise Jenny das Reden. Es geht hauptsächlich um sie, aber das scheint keinen zu stören.
»Sie haben den Titel der Show geändert«, erklärt sie. »Statt Elizabeth und Margaret heißt sie jetzt Die Prinzessinnen. Klingt griffiger.«
»Die Prinzessinnen?« , fragt Ashley. »Von Jackson Ward? Davon habe ich gelesen. In den Weihnachtsferien war auch was im Fernsehen darüber. Anscheinend wollte Catherine Zeta Jones eine Rolle haben, aber die war schon vergeben.«
Jenny nickt. »Ich weiß nicht, ob sie wirklich eine Rolle wollte, aber sie hat mit Jackson darüber geredet. Die beiden kennen sich seit Jahren. Sie quatschen die ganze Zeit.«
Und so weiter. Themen, über die ich bisher mit Jenny Privatgespräche geführt habe, sind plötzlich groß in den Medien. Und Themen, die für mich bisher Zeitschriftenkaliber hatten, sind plötzlich Privatgespräche, die Jenny mit ihren Musicalkollegen führt. Jedenfalls sind die Wetherby-Jungs wirklich neugierig auf die Show, und zwar nicht, weil meine beste Freundin darin auftritt, sondern weil sie in Funk oder Fernsehen davon gehört haben. Es ist kaum mehr möglich, Jenny zu »übersehen«. Aber ich bin nicht eifersüchtig. Jenny ist eben Jenny, und sie tut, was sie will. Ich habe nur das Gefühl, dass sie nicht mehr »meine Jenny« ist. Langsam wird sie öffentliches Eigentum.
Ich halte meine geistreiche und beeindruckende Wortkargheit aufrecht, doch auch das scheint keinen zu stören.
Liam beschreibt, wie er und ich zusammen aufs London College of Fashion gehen und wie wir dort alle total
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