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Moderne Piraten

Titel: Moderne Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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du dem Tarantola das Pulver weggenommen hast, brauchst du dir nicht zu machen. Der Kerl ist sicher ein großer Halunke. Für die Zukunft aber: Vorsicht, Rudi, und Verschwiegenheit! Nicht nur in der See gibt’s Haifische, auch anderswo, zweibeinige Haifische, mein Junge! Eine Probe davon, wie gefährlich die sind, hast du auf der ›Usakama‹ bekommen. Halte die Augen offen! Wenn du etwas Verdächtiges entdeckst, vertraue es mir an, aber mir allein! Zu allen andern schweige darüber!«
    Rudi versprach, was Gransfeld von ihm forderte.
    *
    Nach dem Lunch machte es sich Gransfeld in einem der Liegestühle auf Deck bequem. Aber jene behagliche Ausspannung, die sich sonst im Verlaufe einer mehrtägigen Seereise einzustellen pflegt, blieb ihm fern. Allzu sehr gingen ihm die Erlebnisse der letzten Woche durch den Kopf. Immer wieder mußte er an den Holländer und an den Griechen im Splendidhotel denken. Nicht ausgeschlossen, daß sie die Lieferanten des Dragomans waren. Höchstwahrscheinlich auch, daß der Ehrenmann Rasati mit ihnen unter einer Decke steckte. Morton, der lange Schotte, gehörte sicher zu der Bande. Eine erbauliche Reihe von Zeitgenossen war das ja!
    Außer Zweifel stand für Gransfeld auch, daß der Grieche seinem Onkel das verhängnisvolle Narkotikum geliefert hatte. Doch wer hatte die Statuette des Sethos gestohlen? Der Grieche? Sooft ihm der Gedanke kam, verwarf ihn Gransfeld wieder. Zu wertvoll war dieses Kunstwerk. Wenn es irgendwo auf dem Markte auftauchte, mußte es Aufsehen erregen und Nachfragen nach der Person des Verkäufers veranlassen. Würde ein Mitglied der Bande etwas Derartiges wagen, ein Mensch, der das größte Interesse daran haben mußte, im Verborgenen zu bleiben? Das war unwahrscheinlich. Doch wer anders als Megastopoulos konnte die Statuette genommen haben? Nur der Grieche war bei seinem Onkel gewesen. Gransfeld griff sich an die Stirn. Blitzartig kam ihm ein Gedanke. Die Dummheit! Die große Dummheit, die jeder Verbrecher einmal macht – war es das? Hatte der Grieche gestohlen, trotzdem er dadurch die Gefahr einer Entdeckung heraufbeschwor?
    Die Stimme Rudis riß ihn aus seinen Gedanken. »Was bringst du, Junge?«
    Rudi beugte sich dicht zu ihm und sprach flüsternd: »Ich war mit dem Bootsmann im Laderaum. Die Koffer von Morton und dem Holländer auf der ›Usukama‹ sind wieder hier an Bord. Ich habe sie unten gesehen.«
    Gransfeld schüttelte den Kopf. »Einbildung, Rudi! Ein moderner Koffer sieht aus wie der andere. Von solchen Koffern gibt’s Tausende. Die werden nicht gerade für Morton und van Holsten eigens gemacht sein.«
    Er hielt inne. Unwillkürlich kam ihm bei den Worten »eigens gemacht« ein neuer Verdacht. Eigens gemacht? Las man nicht oft genug in den Zeitungen, daß diese Händler sich Koffer mit doppelten Wänden und Böden anfertigen ließen, durchtriebene Machwerke, in denen sie die Rauschgifte von Land zu Land schmuggelten?
    Rudi versicherte, daß er sich bestimmt nicht täusche. Er erzählte, daß ihm gerade diese Koffer schon auf früheren Fahrten aufgefallen seien, manchmal im Gepäck von Leuten, die nach Port Said fuhren, dann wieder im Gepäck von andern, die von Port Said zurückkamen.
    Als der Junge geendet, fragte Gransfeld: »Weißt du denn überhaupt, zu wem die Koffer jetzt gehören?«
    »Nein, Herr Doktor, sie liegen ganz unten zwischen dem Hamburger Gepäck. Ich konnte die Schilder nicht sehen.«
    »Hamburger Gepäck?« Gransfeld sprang von seinem Stuhl auf. »Bist du ganz sicher, daß die Koffer nach Hamburg gehen?«
    »Bestimmt, Herr Doktor. Das Gepäck ist im Laderaum nach den Häfen geordnet. Das für Genua liegt zuoberst, das für Hamburg ganz unten.«
    »Hm, Rudi, wir gehen in Genua nicht an Land, wir fahren bis Hamburg weiter. Die Leute, zu denen die Koffer jetzt gehören, müssen an Bord sein. Sperr deine Augen auf, aber halte deinen Mund!«
    Gransfeld begab sich zum Zahlmeister, um seine Fahrkarten bis Hamburg verlängern zu lassen. —
    Durch Mittelmeer, Atlantik und Nordsee ging die Fahrt. In mancherlei afrikanischen und europäischen Häfen legte die »Warana« an. Als sie Rotterdam, den letzten Hafen vor Hamburg, verließ, lagerten die verdächtigen Koffer noch an ihrem Platze, aber trotz allen Anstrengungen war es Rudi nicht gelungen, etwas über ihre Eigentümer in Erfahrung zu bringen.
    Gransfeld vertröstete ihn. »Während der Zollabfertigung in Hamburg müssen die Besitzer notgedrungen bei ihren Koffern sein. Da paß scharf

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