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Moderne Piraten

Titel: Moderne Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Während er dem Rauch seiner Zigarette nachblickte, wanderten seine Gedanken. Was hatte die ägyptische Reise aus ihm gemacht? Anstatt auf kürzestem Wege zu seiner ärztlichen Praxis zurückzukehren, war er um halb Europa herumgegondelt. Warum? Um ein paar Koffern zu folgen, die ihn im Grunde nichts angingen. Und jetzt saß er hier wie ein Berufsdetektiv, um etwas über die Besitzer dieser Koffer zu ergründen. War’s nicht Unsinn, daß er sich auf das Abenteuer eingelassen hatte?
    Ein Hotelboy trat zu Gransfeld. »Herr Doktor, Sie werden am Haustelephon verlangt.«
    Gransfeld ging zum Apparat und hörte die Stimme Rudis. »Herr Doktor, die beiden Koffer gehen eben mit dem Fahrstuhl nach unten. Wahrscheinlich werden sie weggebracht.«
    »Es ist gut, Rudi. Bleibe auf deinem Zimmer! Ich werde das selbst besorgen.«
    Er ließ sich von einem Pagen Hut und Mantel holen. Der Pförtner mußte ihm eine Autodroschke heranpfeifen, die vorläufig auf ihn warten sollte.
    Wenige Minuten später brachte der Hausdiener die beiden Koffer durch die Halle zu einem Privatauto. Unmittelbar darauf stieg der Holländer mit der Dame in den Wagen.
    »Folgen! Dem Wagen da vor uns folgen, bis er irgendwo hält!« befahl Gransfeld seinem Chauffeur.
    »Jawohl, Herr Kommissar!« antwortete der Mann. Er glaubte einen Beamten der Hamburger Kriminalpolizei vor sich zu haben.
    Der Wagen rückte an und kam in Fahrt. An der nächsten Straßenecke sprang eine Gestalt auf das Trittbrett, öffnete die Tür und schlüpfte zu Gransfeld in den Wagen.
    »Rudi? Verflixter Bengel, was fällt dir denn ein? Du sollst doch auf deinem Zimmer bleiben!«
    »Ach, Herr Doktor, jetzt ist’s ja dunkel! Niemand hat mich gesehen. Ich konnte es auf dem Zimmer nicht mehr aushalten, ich muß mit dabei sein.«
    Während Gransfeld noch brummte, spähte Rudi mit seinen scharfen Augen nach dem voranfahrenden Wagen, zog sein Notizbuch und warf einen Blick hinein.
    »Dieselbe Nummer! Es ist derselbe Wagen, Herr Doktor, der die Koffer vom Hafen ins Hotel brachte.«
    »Du hast dir die Nummer aufgeschrieben? Sehr verständig, Rudi, für alle Fälle; man kann nicht wissen.«
    Der Fall, den Gransfeld dabei im Sinn hatte, trat schneller ein, als er dachte. In dem Augenblick, als sie den Dammtorwall erreichten, wechselte das Licht der Verkehrsampel. Der fremde Wagen kam noch durch, der Gransfelds mußte halten. Es war nur ein Aufenthalt von einer Minute, aber genug, um die Spur zu verlieren. Als die Menge der gestauten Autos wieder in Bewegung kam, war der Privatwagen verschwunden. Vergeblich blieben alle Versuche, ihn wieder zu entdecken. Nach einer Viertelstunde gaben sie das Unternehmen als zwecklos auf. »Pech, Rudi, Künstlerpech! Der ist uns durch die Lappen gegangen, da hilft nichts mehr.«
    »Aber wir haben doch die Nummer, Herr Doktor.«
    »Die Nummer, Junge, ja, du hast recht.«
    Gransfeld ließ den Chauffeur zur Polizeidirektion fahren. Die Auskunft, die er dort erhielt, war amtlich und nüchtern. Der Wagen gehörte einem Herrn Rasmussen in Harvestehude. Mehr als Namen und Adresse mitzuteilen, hielt der Beamte sich weder für verpflichtet noch für berechtigt. Gransfeld fuhr ins Hotel zurück und ließ sich das Adreßbuch geben. Auch dort fand er nur spärliche Auskunft: C. F. Rasmussen, Ein- und Ausfuhr, Rauchwaren und Chemikalien. – Chemikalien? Nachdenklich stellte Gransfeld das Buch wieder ins Fach zurück.
    *
    In seinem Arbeitszimmer saß C. F. Rasmussen mit zwei Gästen zusammen. Mynheer van Holsten von der einen, Helena Dimitriescu von der andern Seite sprachen auf den Hausherrn ein, der den Eindruck eines müden und kränkelnden Mannes machte.
    »Nonsense, Rasmussen! Hochbetrieb! Das Geschäft blüht. Unsere Kunden verlangen die Ware. Sie müssen liefern!«
    Der Hamburger griff nach der linken Brustseite, als ob er dort Schmerzen verspüre.
    »Warum zögern Sie mit der Lieferung, Herr Rasmussen?« unterstützte die Rumänin ihren Begleiter. »Wir haben Nachricht, daß frische Ware in Gorla verfügbar ist. Sie dürfen uns nicht im Stich lassen.«
    Rasmussen nahm einen Schluck Wasser und ließ sich in den Sessel zurückfallen. »Ich bin leidend, Frau Dimitriescu. Die unaufhörlichen Aufregungen verschlechtern meinen Zustand. Ich bin es mir und meinem Kinde schuldig, auf meine Gesundheit Rücksicht zu nehmen. Warum quälen Sie mich?«
    »Quälen?« rief der Holländer. Ein höhnischer Zug spielte um seine Lippen. »Früher ist es Ihnen keine Qual gewesen, das

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