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Moderne Piraten

Titel: Moderne Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Geschäft mit uns zu machen. Sie haben gut dabei verdient, vielleicht am besten von uns allen. Jetzt, wo Sie ein gemachter Mann sind, wollen Sie nicht mehr mittun und uns einfach sitzen lassen. Das gibt es nicht, Rasmussen! Wir haben unser Schäfchen noch nicht im Trocknen, und Sie müssen …« Er warf einen Blick auf das Gesicht des Hausherrn und bekam einen Schreck. Wie alt und verfallen sah der Mann plötzlich aus! Unangenehm, sehr unangenehm, wenn der am Ende doch plötzlich zusammenbrach.
    Der Holländer lenkte ein. »Nehmen Sie Vernunft an, Rasmussen! Es ist Ihr eigener Vorteil. Von uns allen wagen Sie am wenigsten dabei. Diesmal müssen Sie noch mitmachen. Unsere Kunden warten. Wenn Sie wirklich krank sind, wird man später ein anderes Abkommen treffen können.«
    Mit einem Seufzer erhob sich Rasmussen und ging zu einem Bücherschrank. Dort stand unter andern Klassikern eine vielbändige Goethe-Ausgabe. Er griff einen Band heraus und kam damit an den Tisch zurück. Das Buch war eine Attrappe. In seinem Hohlraum lagen verschiedene Schriftstücke. Mit einer matten Bewegung schob er seinen Besuchern einen Brief hin.
    Die Rumänin beugte sich darüber. Ihre Augen blitzten, während sie langsam, wie buchstabierend, Zeile für Zeile zu lesen begann. Jetzt stockte sie, griff nach ihrer Handtasche und brachte ein winziges Notizbuch zum Vorschein. Es enthielt den Schlüssel für die Chiffre, in der der Brief geschrieben war. Während ihr rechter Zeigefinger langsam von Wort zu Wort über den Brief glitt, blickte sie hin und wieder in das Buch. »Sehr gut!« Sie schob den Brief beiseite und barg das Büchelchen wieder in der Tasche. »Vorzüglich, Herr Rasmussen! X. C. 17 schreibt, daß große Mengen greifbar sind.« Sie blickte auf die kraftlose Gestalt des Hamburgers und flüsterte van Holsten etwas ins Ohr.
    Dieser nickte und wandte sich zu Rasmussen. »Ich glaube, daß Sie nicht imstande sind die Reise zu machen. Geben Sie uns die Einführung an X. C. 17, dann wollen wir es übernehmen.«
    Eine Weile zögerte Rasmussen, dann holte er vom Schreibtisch ein Blatt weißes Papier; sein Füllfederhalter raschelte darüber hin. Einzelne Buchstabengruppen entstanden auf der weißen Fläche. Kein Sprachkundiger hätte ihren Sinn und Inhalt zu deuten vermocht. Demjenigen, der die Chiffre kannte, kündeten sie einen klaren Befehl.
    Rasmussen löschte das Blatt und gab es van Holsten. Dieser ließ es in seiner Brieftasche verschwinden.
    Ein kurzer Abschied, und Rasmussen war allein in seinem Zimmer. Er warf sich in seinen Sessel zurück und preßte die Hände an die Stirn. Über Jahre flogen seine Gedanken zurück. Wie war er in dies Netz verstrickt worden, aus dem er sich seit langem befreien wollte und doch nicht zu befreien vermochte? Damals in der großen Deflationskrise war’s, als die angesehensten Häuser wankten. Kein Kapital war im Lande, kein Kunde wollte mehr kaufen. Auch er stand vor dem Ruin, als die Versucher an ihn herantraten, zu raunen und zu locken begannen. Jetzt ehrliche Geschäfte betreiben? Unmöglich! Rauschgifte ausführen, das ist noch ein Geschäft, das tausend Prozent Nutzen bringt. Für so etwas ist die ganze Welt ein guter Kunde. Er hatte gezögert, der Versuchung widerstanden. Aber unaufhaltsam rückte der Tag näher, an dem auch sein Haus stürzen mußte. Da begann er auf die Einflüsterungen zu hören.
    Rauschgifte ausführen! Woher sollte man die Ware bekommen? Wie einfach war das, wenn man sich als Glied in die geheime Organisation einfügte, wenn man gehorsam die Weisungen der oberen Stellen ausführte, Weisungen, die scheinbar ganz harmlos waren, wenigstens nichts Ungesetzliches enthielten.
    Wie merkwürdig war die erste Anordnung jener geheimen Zentrale, als er schließlich der Versuchung erlegen war! An einen Direktor der Gorla-Werke, den er von früher her kannte, hatte er einen Brief zu schreiben, dessen Text ihm fertig vorgelegt wurde. Es war eine einfache Empfehlung für einen Mann namens Henke, der durch die schlechte Arbeitslage brotlos geworden war und neue Stellung suchte. Er hatte den Brief geschrieben und nach kurzer Zeit, die Mitteilung bekommen, daß seine Empfehlung erfolgreich war. Seitdem – ja, seitdem saß Henke in den Gorla-Werken und – hatte »Ware« greifbar.
    Was in Gorla geschah, was dieser Henke dort im Dienste der Organisation trieb, das wußte Rasmussen nicht und wollte es auch nicht wissen.
    Die ungesetzliche Ausfuhr hatte ihm in den folgenden Jahren reichen

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