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Moderne Piraten

Titel: Moderne Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Morton grimmig. »Einen sauberen Plan haben Sie ausgeheckt! Scheint griechische Manier zu sein, durch andere die Kastanien aus dem Feuer holen zu lassen. Ist ja auch bequemer, als die eigene Haut zu Markte zu tragen.«
    Megastopoulos fuhr auf. »Sie werden beleidigend, Morton. Mäßigen Sie Ihre Sprache! Wir haben bei unserer letzten Beratung alles genau überlegt und meinen Plan als den besten angenommen.«
    »Weil Sie uns beschwatzt haben. Jetzt habe ich’s satt, jetzt wird’s auf meine Weise gemacht.« Mit langen Schritten ging er nach dem Seeufer hin, so daß Megastopoulos ihm kaum zu folgen vermochte. –
    Am Nachmittag gegen fünf Uhr kamen Gransfeld und Rudi zum Bootssteg zurück.
    Prüfend blickte der Doktor nach dem Wetter. »Wollen hoffen, Rudi, daß der Wind sich hält.« Mit Hilfe des Jungen hißte er das Segel und brachte die »Céleste« vom Steg ab.
    »Ist ja ein großartiger Segelwind, Herr Doktor!« meinte Rudi, als die Leinwand sich bauschte und das Boot unter starkem Druck auf das offene Wasser hinauslief.
    »Vorläufig ja, Rudi, aber bis Genf sind’s gut und gern dreißig Kilometer. Auch im besten Falle kommen wir erst bei voller Dunkelheit ans Ziel, immer vorausgesetzt, daß uns die Abendflaute keinen Strich durch die Rechnung macht.«
    »Dann haben wir doch noch den Hilfsmotor, Herr Doktor.«
    »Na ja, Rudi! Aber wenn wir nur auf den angewiesen sind, dann kann’s noch viel später werden. Die Wolken da drüben nach Lausanne hin gefallen mir nicht. Hoffen wir das Beste!« Die »Céleste« war inzwischen um das Kap von Yvoire herumgekommen und lief mit vollem Segeldruck nach Südwesten in der Richtung auf Genf über das Wasser.
    Gransfeld winkte Rudi zu sich heran. »Höre mal, du alter, seebefahrener Mann, jetzt muß ich dir fünf Minuten Schot und Steuerpinne anvertrauen. Schmeiße mir, bitte, den Kahn nicht um, während ich den Klüver setze!«
    Gransfeld ging nach vorn und hißte das dreieckige Klüversegel. Unter dem verstärkten Druck vergrößerte die »Céleste« alsbald ihre Fahrt. Befriedigt nahm er das Steuer wieder in die Hand. »Das Boot läuft gut, Junge. So macht das Segeln Spaß.« Er warf einen Blick auf Rudi, der sich an einem der Rucksäcke zu schaffen machte. »Menschenskind, hast du schon wieder Hunger? Na, ich gönne dir’s! Wo wären wir jetzt vielleicht ohne deinen gesegneten Appetit?«
    Rudi lachte über das ganze Gesicht. »Die beiden Zöllner in Yvoire heute mittag – ich habe mir beinahe die Zunge abgebissen, um nicht laut herauszuplatzen.«
    Gransfeld schüttelte den Kopf. »Du hast gut Jachen, Rudi. Die Sache war mächtig ernst. Ich bekam keinen schlechten Schreck, als du heute vormittag auf der Hinfahrt das Beutelchen aus dem Rucksack herausfischtest.«
    Während Gransfeld dies sagte, flogen seine Gedanken zu den Ereignissen des Vormittags zurück. Verdankten sie es nicht einem glücklichen Zufall, daß sie hier frei über die Seefläche dahinsegelten? Wie anders wäre die Sache verlaufen, wenn Rudi sich nicht zwischen Genthod und Hermance über den Proviant hergemacht hätte!
    »Hast wohl ein Loch im Magen, Junge, daß du jetzt schon wieder futtern mußt?« hatte ihn Gransfeld gefragt.
    Aber Rudi hatte sich dadurch nicht stören lassen, sondern seine Schätze auf dem Schwertkasten ausgepackt, Pakete, Tüten, Päckchen, und dabei plötzlich ein Leinenbeutelchen in der Hand gehalten. »Nanu! Jetzt schlägt’s aber dreizehn!«
    »Was hast du, Rudi? Machst ja ein Gesicht wie die Katze, wenn’s donnert.«
    »Ja, sehen Sie bloß, Herr Doktor! Der Beutel hier, den habe ich nicht in den Sack getan. Das ist ja beinahe so ein Ding wie bei Tarantola in Port Said.«
    »Zeig mal her, Rudi!«
    Gransfeld hielt den Beutel in der Hand. »Du hast ihn nicht in den Sack getan?«
    »Ausgeschlossen, Herr Doktor! Ich weiß doch, was ich eingepackt habe. Ich habe unsere Rucksäcke auf die ›Céleste‹ gebracht, dann bin ich ins Hotel zurückgekommen, um Sie abzuholen. Jemand anders muß uns das in der Zwischenzeit hineingesteckt haben.«
    Bei Rudis letzten Worten ließ Gransfeld die Schot fahren. Während das Boot ohne Segeldruck auf dem Wasser schaukelte, untersuchte er den Inhalt des Beutels. Er enthielt ein weißes, bitteres Pulver. In weitem Bogen schleuderte Gransfeld das Ganze in den See. »Jetzt, Rudi, müssen wir erst mal die beiden Rucksäcke auf das genaueste untersuchen, ob sich da etwa noch mehr von der Sorte vorfindet.«
    Bis auf den Grund hatten sie die beiden

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