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Moderne Piraten

Titel: Moderne Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Stimmengewirr, das seine letzten Worte wieder erweckt hatten, abflauen zu lassen. Erst nach geraumer Zeit konnte er fortfahren. »Gentlemen, ich verstehe und teile Ihre Entrüstung. Es ist in der Tat unerhört, daß das Auftreten dieses Menschen, eines einzelnen Mannes …«
    »Den Bengel nicht zu vergessen!« rief Morton dazwischen.
    »… unsere Geschäftsführung derart stören konnte. In den letzten Jahren haben wir bei einem Aufschlag von dreitausend Prozent auf die Ware gut verdient. Aber die Spesen für die Zwischenfälle der letzten Zeit fangen an, den Nutzen aufzufressen. Wir werden in Zukunft dreieinhalbtausend Prozent nehmen müssen.«
    Wieder hielt er inne und gab der Versammlung Gelegenheit, sich zu dem Vorschlag zu äußern. Ein erregtes Hin- und Herreden entstand im Zimmer.
    »Dreieinhalbtausend Prozent! Viel Geld!« – »Das ist gleich; wenn es sein muß, muß es eben sein. Unsere Kundschaft zahlt schließlich jeden Preis.« – »Aber wir haben nichts davon; es geht alles für die Unkosten drauf.« – »Warum? Weil der Hund uns in die Quere kommt; der Schuft muß weg!«
    »Gentlemen, die Lage ist außerordentlich ernst. Für den Augenblick ist es diesem Doktor Gransfeld gelungen, unser ganzes Geschäft nach Ägypten lahmzulegen. Unsere Mittelsleute auf den Schiffen weigern sich, für uns zu arbeiten, solange diese Gefahr nicht beseitigt ist.«
    Fäuste ballten sich, Worte flogen durch den Raum.
    »Dem Schuft ein Messer in die Rippen!« brüllte Morton wütend.
    Mac Andrew unterbrach ihn. »Gentlemen, Sie wissen, daß ich die Beseitigung dieses Menschen und seines Helfershelfers schon bei unserer letzten Zusammenkunft angeordnet habe. Die Ausführung dieses Planes ist bisher nicht möglich gewesen. Im Augenblick – ich bedaure außerordentlich, das sagen zu müssen – hat unsere Organisation jede Spur der beiden verloren. Wir wissen nur, daß ihr Gepäck noch in Genf lagert und daß sie das »Hotel du Lac« zu einem Ausflug in das Arvetal verlassen haben.«
    »Genarrt haben sie uns!« schrie Morton. »Ich habe im selben Zug mit ihnen gesessen. Spurlos sind sie zwischen Genf und Cluses verschwunden.«
    »Also, Gentlemen, müssen wir sie zurzeit an jedem Punkte Europas vermuten und uns dementsprechend einrichten. Mister Megastopoulos hat in Genf Gelegenheit gefunden, sie zu photographieren. Ich habe sofort Kopien der Bilder an unsere Agenten verschickt. Wo die beiden jetzt auch auftauchen – unsere Leute werden sie kennen …«
    »… und das Urteil vollstrecken«, vollendete Morton den Satz.
    »Ich hoffe es, Gentlemen. Trotzdem dürfen wir den Ernst der Lage durchaus nicht unterschätzen. Es besteht sicherer Verdacht, daß Doktor Gransfeld mehrere unserer Mitglieder genau kennt. Bis zu seiner Erledigung müssen wir gewisse Umgruppierungen vornehmen. Es muß vermieden werden, daß diese Mitglieder womöglich den beiden nochmals über den Weg laufen.«
    Seine letzten Worte gingen im Stimmengewirr unter. War es doch das erstemal seit dem Bestehen der Organisation, daß ein einzelner Gegner die Gesellschaft zu so weitgehenden Maßregeln zu zwingen vermochte.
    Mac Andrew ließ den Sturm vorübergehen und sprach dann weiter: »Mistreß Dimitriescu wird bis auf weiteres bei unserer Vertretung in Paris tätig sein.«
    »Oh, Mister Mac Andrew, warum soll ich nach Paris gehen?« fragte die Rumänin.
    »Weil Doktor Gransfeld Sie kennt«, war die kurze Antwort des Chefs. »Mister Megastopoulos wird auf deutschen und englischen Linien den Dienst nach Newyork übernehmen.«
    Der Grieche widersprach nicht. Er empfand ein Gefühl der Erleichterung bei dem Gedanken, daß die neuen Anordnungen des Chefs ihn der gefährlichen Nähe dieses Doktors entrückten.
    Mac Andrew fuhr in seinen Anweisungen fort: »Die Organisation braucht einen geschickten Mann für Ägypten. Es ist unbedingt notwendig, den neuen Polizeikommandeur in Port Said auf unsere Seite zu bringen. Freilich ist Ägypten ein gefährlicher Boden. Sie kennen die ägyptischen Verhältnisse genau, Mister van Holsten. Würden Sie den Auftrag übernehmen?«
    Nur einen Augenblick zögerte der Holländer, dann bejahte er die Frage.
    »Gut, Mister van Holsten. Doch ich wiederholte es: der Auftrag ist gefährlich. Sie werden alle Ihre Künste nötig haben.«
    »Ich werde sie zu gebrauchen wissen, Mister Mac Andrew«, entgegnete van Holsten und lehnte sich gleichmütig in seinen Klubsessel zurück. »Aber Geld wird die Sache kosten. Ich fürchte, so billig, wie

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