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Moderne Piraten

Titel: Moderne Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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halt mal!«
    Der Knirps blieb stehen und sah den Chemiker scheu an. Dieser zog einen Groschen aus der Westentasche. »Hör mal, mein Jungchen, du kannst mir schnell einen Gefallen tun. Der Brief hier muß schleunigst in den Postkasten vorn beim Pförtner. In drei, nein, in zwei Minuten ist schon Abholung. Lauf schnell hin, damit der Brief noch zur rechten Zeit in den Kasten kommt! Hier!« Er drückte ihm den Brief und ein Zehnpfennigstück in die freie Hand. »Deinen Korb kannst du so lange hierlassen.« Er nahm den Korb, den der Junge nur widerstrebend losließ. »Schnell, schnell, tummle dich, damit du noch zurecht kommst!« Er schob ihn ein Stück im Gang vorwärts. »Fix, mach! Den Korb stelle ich so lange bei mir hin.«
    Während der Junge davonsprang, ging Rübesam mit dem Korb ins Zimmer zurück. »Hast recht, Rudi, das Zeug ist verdächtig schwer.« Schon hatte er eine große Thermosflasche herausgenommen und den Verschluß aufgeschraubt. »Natürlich, da haben wir ja die Bescherung! Bis an den Rand mit Heroinpulver vollgestopft.« Er schraubte den Verschluß wieder fest auf die Flasche.
    Freund Rudi, der hier die Rolle des blondbärtigen Herrn spielte, hatte inzwischen mit größter Fixigkeit das Geschirr aus dem Korb genommen und die Wachstuchdecke, die auf seinem Boden lag, gelüftet. »Zwei große Leinenbeutel, Herr Rübesam! Irgend etwas Pulverartiges darin.«
    »Gut! Ich habe schon genug gesehen. Schnell, bringe alles wieder in Ordnung! Das Geschirr muß genau so wie vorher liegen. Du hast dir doch gemerkt, wie es war? Fix, fix! Der Junge kann gleich zurückkommen.«
    Wenige Sekunden später stand der Korb wieder friedlich und harmlos, als ob ihn niemand berührt hätte, in der Zimmerecke neben der Tür. Kurz darauf kam der Junge zurück.
    »Na, hast du’s noch geschafft?«
    »Jawohl, Herr – Herr Doktor.«
    Rübesam schüttelte den Kopf. »Nicht Doktor! Einfach Herr Rübesam! Und du, du bist doch der Fritz, der Junge von unserm Altmüller?«
    »Jawohl, Herr Rübesam. Das mit dem Brief hat noch fein geklappt. Ich sah den Postboten auf seinem gelben Dreirad da hinten an der Kirchstraße erst ankommen.«
    »Das ist ja schön, Fritz. Da will ich dir zur Aufmunterung noch einen Groschen schenken. Da, hier, nimm!«
    Vergnügt steckte der Junge das Geld ein, griff nach seinem Korb und sprang davon.
    Nachdenklich ging Rübesam im Zimmer hin und her. Erwartungsvoll schaute Rudi ihn an.
    »Ja, Junge, Zeit wär’s eigentlich, die Herrschaften einsperren zu lassen. Die Herren Henke und Altmüller sind nachgerade fürs Kittchen reif. Aber die Kerle müssen noch irgendwelche Helfershelfer hier am Platze haben. Lasse ich die beiden ins Loch stecken, dann ist die ganze Bande sofort gewarnt. Wahrscheinlich würden wir die Pläne unseres Freundes Gransfeld in Paris dadurch stören.« Er ließ sich in seinen Stuhl nieder. »Ein paar Glieder in der Kette fehlen uns noch. Wir können noch nicht zugreifen. Im Augenblick würden wir damit mehr verderben als gewinnen.« —
    In Altmüllers Küche war Henke beschäftigt, das gestohlene Heroin aus der Thermosflasche in Leinenbeutel überzufüllen. »Feiner Gedanke das mit dem Freßkorb! Ein dickes Kilo geht jedesmal in die Flasche. Das schafft. Tut aber auch not; unsere Abnehmer schreien nach Ware.«
    Er pfiff vergnügt vor sich hin, während er den letzten Beutel zuband und zu den übrigen in den Rucksack tat. Dann blickte er auf Altmüller. »Na, du altes Tränentier! Sitzt mal wieder so bedeppt da, als wenn dir alle Felle weggeschwommen wären. Mensch, sei doch fidel! Unser Geschäft blüht ja. Läßt mich hier alles machen und sagst keinen Ton. So, die Flasche ist leer. Da, bitte! – Willst du nicht? Na, dann werde ich das auch noch machen.« Er ging an die Wasserleitung und spülte die Flasche ein paarmal kräftig aus. »Das könnte uns gerade noch fehlen, daß ihr hier in eurer verbummelten Wirtschaft den schwarzen Kaffee einfach wieder in die ungespülte Flasche gießt! Könntest dir dabei am Ende noch allerlei angewöhnen.«
    Altmüller fuhr auf. »Sprich nicht so über unsere Wirtschaft, Henke! Du weißt, daß meine Frau schon so lange krank ist. Wenn’s nicht darum wäre, hätte ich schon längst Schluß gemacht.« Mit einem Seufzer ließ er sich auf den Küchenstuhl fallen und stützte den Kopf in beide Fäuste. »Von Schritt zu Schritt hast du mich weitergetrieben, Henke. Erst mich; jetzt muß auch noch der Fritz mitmachen. Ich will’s aber nicht mehr! Ich

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