Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Moderne Piraten

Titel: Moderne Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
sage dir, Henke, ich mache nicht mehr mit! Der Fritz wenigstens, der soll nicht mehr mit dem Korb in das Werk kommen.«
    »Quatsch, Altmüller! Deine Redensarten hängen mir zum Halse heraus. Wir sitzen an der Quelle, Mensch! Erzdumm wären wir, wenn wir das nicht ausnutzen wollten, solange es geht.«
    »Solange es geht, Henke! Siehst du, da sagst du es schon selber. Ewig wird’s nicht gehen. Einmal kommen uns die andern doch auf die Schliche. Der Meister hat mich heute wieder so angesehen, so, als ob – als ob er etwas müßte. Wenn die Sache rauskommt, wenn sie mich einsperren – meine arme Frau, meine Kinder!«
    Henke schlug dem Zusammengesunkenen auf die Schulter. »Dummheiten, Altmüller! Bist ja verrückt! Hast doch gesehen, wie ich’s dem einen besorgt habe, der uns nachschnüffeln wollte. Brauchst wirklich keine Angst zu haben. Wenn’s mal brenzlig werden sollte, werde ich’s dir schon beizeiten stecken. Da verduften wir einfach vorher und lassen den klugen Herren hier das Nachsehen. Durch unsere Freunde steht uns die ganze Welt offen. Die sorgen schon dafür, daß keiner von ihren Leuten verschütt geht. Klappt’s hier nicht mehr, dann machen wir unsern Laden irgendwo anders auf.«
    »Du vielleicht, Henke; du hast nicht Kind und Kegel. Ich aber – meine Familie – ich kann ja doch überhaupt nicht fort von den Meinen.«
    »Unsinn, Altmüller! Wenn du anderswo gut verdienst, kannst du deinen Leuten was schicken. Dann geht’s auch, aber …« Er sprang zur Tür und schob den Riegel zurück. »So, jetzt können die Gören wieder herein. Die brauchen gar nicht erst zu merken, daß wir hier zugeriegelt hatten.«
    Bald darauf wurde die Tür geöffnet und Fritz Altmüller kam herein. »Grüß Gott, Vater! Grüß Gott, Herr Henke! Vater, ich habe Hunger.«
    Altmüller wies auf den Brotkasten und den Marmeladetopf.
    »Darf ich, Vater?«
    »Gewiß, Fritz, nimm dir eine ordentliche Musschnitte!«
    Schleunigst machte der Junge sich über das Brot her. Mit beiden Backen kauend, setzte er sich auf das Fensterbrett. Henke wechselte noch ein paar belanglose Worte mit Altmüller und hängte sich den Rucksack um. Er wollte sich verabschieden, als Fritz auf die Straße zeigte. »Sieh mal, Vater! Da geht der Herr, der heute bei Herrn Rübesam war.«
    Henke drehte sich um und sah ihn erstaunt an. »Woher weißt du denn das, Junge?«
    »Ja, Herr Henke, ich war doch bei Herrn Rübesam im Zimmer.«
    »Was? Wie? Du bist bei Rübesam im Zimmer gewesen? Wie bist du denn dazu gekommen?«
    »Heute mittag. Als ich gerade aus dem Werk gehen wollte, da hielt mich Herr Rübesam an. Ich sollte ihm einen Brief zum Kasten bringen. Ich mußte springen, damit ich noch richtig zur Abholung hinkam.«
    »So? Und dabei hast du den fremden Kerl mit dem Vollbart, der hier eben vorbeikommt, gesehen?«
    »Ja, Herr Henke. Ich mußte ja nachher wieder in sein Zimmer kommen und meinen Korb holen.«
    »Deinen Korb holen? Wieso denn? Den hattest du doch am Arm.«
    »Nein. Weil es so schnell gehen mußte, hat Herr Rübesam mir den Korb abgenommen und so lange bei sich ins Zimmer gestellt«, erklärte Fritz ganz harmlos.
    »Lümmel, verdammter! Dir den Korb wegnehmen zu lassen! Ich will dir helfen!« Henke stürzte sich auf den schwächlichen Jungen und wollte auf ihn einschlagen.
    Doch ebenso schnell war Altmüller aufgesprungen und fiel dem Kollegen erregt in den Arm. »Laß das, Henke! Faß meinen Jungen nicht an oder …!« Er griff nach dem Küchenbeil auf dem Herd. »Zurück, Henke, oder …«
    Henke wich vor dem Wütenden zurück. »Ist schon gut, Altmüller. Brauchst dich nicht weiter aufzuregen. Ich tue deinem Bengel nichts.«
    Ohne Gruß verließ er den Raum. Er warf die Tür hinter sich ins Schloß, daß die Scheiben klirrten, und pfiff durch die Zähne. Die Sache kam ihm höchst verdächtig vor.
    War der Fremde bei Rübesam vielleicht wieder ein neuer Detektiv, den die Herren da oben ins Werk gesetzt hatten? Vielleicht einer, der’s schlauer anfing als die andern? Hatte der am Ende seine Briefe abgeholt?
    Er beschleunigte seine Schritte. Wenn irgend möglich, wollte er diesen verdächtigen Fremden einholen und ihn sich etwas genauer besehen. —
    »Wir könnten die Pläne unseres Freundes Gransfeld in Paris stören«, hatte Rübesam gesagt, als er sich entschloß. Henke und Altmüller vorläufig auf freiem Fuße zu belassen. Doch leider ließ die Ausführung dieser Pläne noch sehr viel zu wünschen übrig. Gleich am Morgen nach seiner

Weitere Kostenlose Bücher