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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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aus der Tasche ihres Hausmantels.
    «Eine Zigarette noch, und dann ziehe ich mich an. Hast du Feuer?»
    Hagan klopfte sich auf die Tasche und stand auf.
    «Ich habe mein Feuerzeug in der Küche liegengelassen», sagte er. «Lauf mir nicht wieder davon.» Er blieb an der offenen Balkontür stehen und schaute zu ihr zurück. Nun konnte er sie in voller Größe im Profil sehen; wieder war der Künstler in ihm wach und nahm Farbe und Komposition in sich auf. Eine Strähne des schwarzen Haares wehte in der warmen Brise über ihr Gesicht; geistesabwesend hob sie die Hand, um sie zurückzustreichen. Er wollte ihr zurufen, diese Stellung beizubehalten, genau da, genauso, während er um einen Skizzenblock stürzte.
    Sie wandte den Kopf und schaute ihn verwundert an: «Was ist denn, Paul?»
    «Nichts. Ich hole das Feuerzeug.» Er hob die Hand und spreizte den kleinen Finger ab. «Noch einige Grade, und ich könnte dir die Zigarette mit dem Finger da anzünden.»
    Er ging durch das kleine Schlafzimmer und das Atelier in die Küche.
    Eben als er mit dem Feuerzeug herauskam, ertönte der Türsummer.
    Mister Garvin, dachte Hagan. Werde ich auch von ihm meine Befehle empfangen?
    Er öffnete die Tür – und blickte in die Mündung einer automatischen Pistole. Gehalten wurde sie von einem dunkelhäutigen, klotzigen Mann in einem schwarzen Anzug mit blaßgrauem Hemd und roter Krawatte. Er trug einen schwarzen Mohairhut mit einem Band aus Seidenbrokat und spitze Schuhe mit geflochtenen Lederkappen. Das Gesicht war quadratisch, mit einer platten Nase und sehr kleinen Augen. Die Pistole war eine 30 mm Beretta Brigadier.
    Hagan registrierte jede Einzelheit in einem blitzartigen Schnappschuß, bevor er noch etwas empfand. Dann wurde ihm plötzlich schlecht, schlecht aus Wut auf sich selbst. In der letzten Stunde hatte er mit dem Körper, nicht mit dem Verstand gedacht. Das hatte Modesty auch, aber sie hatte in dem Augenblick damit aufgehört, in dem sie sich lang und faul wie eine Katze gestreckt hatte und vom Bett aufgestanden war. Und jetzt, weil sein Verstand noch in der Erinnerung an festes Fleisch und starke Glieder und ihren mit dem seinen vereinten Körper warm geblieben war, schaute er auf einen Pistolenlauf hinunter.
    Obwohl ein Unternehmen begonnen worden war, obwohl einer von Tarrants Männern tot und ein zweiter vermißt war, hatte er die Tür sperrangelweit aufgemacht, ohne jegliche Vorsichtsmaßnahme, die selbst ein Neuling getroffen hätte.
    Ein verdammt schöner Start, dachte er wütend, sperrte aber dann sein Denken gegen alles ab außer den Mann und die Pistole. Ein Finger zuckte und bedeutete ihm mit der Bewegung, in das Zimmer zurückzugehen.
    Er gehorchte mit hängenden Armen. Der Mann kam herein und schloß die Tür, die Pistole unentwegt auf Hagan gerichtet.
    Hagan ließ in gespieltem Schock den Unterkiefer schlaff hängen; seine Gedanken aber arbeiteten fieberhaft. Ein Schrei würde Modesty warnen. Er würde aber auch diesem Mann verraten, daß sie hier war – und das wußte er vielleicht noch nicht. Modesty hatte keine Waffe; zumindest nicht bei sich. Aber wenn er zu reden begänne und laut genug, daß es ihre Ohren erreichte, dann konnte sie vielleicht Der Bandit hob seine freie Hand, bedeutete Hagan mit einer Drehbewegung des Fingers, daß er sich umdrehen sollte, und verschob gleichzeitig seinen Griff an der Pistole leicht, so daß sie für einen Kolbenschlag bereit in seiner Hand lag.
    Einfach nur so, dachte Hagan grimmig. Er drehte sich um, schnitt dabei aber mit der Rechten in einem Rückschlag durch die Luft, um die Pistolenhand beiseite zu fegen und das Handgelenk des Kerls zu packen.
    Darauf aber hatte der Mann nur gewartet. Hagan sah gerade noch, wie sich die fleischigen Lippen in einem Grinsen teilten, als sein Ausfall auch schon vom Vorderarm des Mannes aufgefangen wurde. Dann krachte der Pistolenknauf gegen seine Schläfe. Er spürte seine Beine unter ihm zusammensacken und das Kratzen der rauhen Matte an seinem Gesicht, als er zu Boden stürzte.
    Mit ungeheuerer Anstrengung versuchte er, Atem zu einem Schrei zu holen, aber die Verbindung zwischen Verstand und Muskeln funktionierte nicht. Die Welt drehte sich schwindelnd von ihm fort, und mit dem letzten Fetzen Bewußtsein spürte er, wie sich etwas Rauhes um seine Handgelenke zusammenzog.
    Modesty blickte über den Hafen hinaus. Die Zigarette, die sie zwischen den Fingern hielt, brannte noch immer nicht. Sie hatte ein unbehagliches Gefühl wegen

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