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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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blies eine lange Rauchfahne aus, dann sagte er kurz: «Sie ist in Ordnung.»
    «Du brauchst ihr keine Grüße von mir zu bestellen; ich mag sie nicht.»
    «Warum nicht? Sie hat dich doch sehr ordentlich behandelt, Ilse.»
    «Vielleicht gerade deswegen. Du weißt doch, Willie – Leute, die einem einen Gefallen tun, mag man nicht.»
    «Manche Leute.»
    «Nein, in Wirklichkeit mag ich sie doch. Ich bin bloß ein wenig eifersüchtig, glaube ich.»
    Willie sagte nichts und blickte stirnrunzelnd zur Decke hinauf. Ilse drehte sich zur Seite, stützte sich auf einen Ellbogen und sah ihn an.
    «He, Willie, da lag aber ein sehr sonderbarer Ton in deinem ‹Sie ist in Ordnung›, als ich dich vorhin nach Modesty fragte. Ist etwas passiert?»
    «Nichts Bestimmtes. Ich mach mir bloß ein wenig Sorgen.»
    «Wegen Modesty?»
    «Hm. Ich weiß nicht, was der Grund dazu ist, aber sie ist plötzlich wild geworden. Sie spielt sehr viel.»
    «Aber das tat sie doch nie. Ich meine, sehr viel spielen, oder?»
    «Nicht, wenn es andere Dinge gab, mit denen sie sich zu beschäftigen hatte.» Willie seufzte und schüttelte den Kopf. «Aber das jetzt, das ist ganz etwas anderes.
    Wie sie es jetzt treibt, das ist –» er zögerte ein wenig, als sei er dabei, einen Verrat zu begehen – «nun, das ist nicht sehr vernünftig.»
    «Sie verliert?»
    «Ja und nein. Aber es ist die Art, wie sie spielt. Sie hat sich ja geradezu verbissen.»
    Ilse betrachtete ihn mit klugen Augen. Früher einmal war sie ein kleiner Fisch im ‹Netz› gewesen. Sie hatte nichts anderes zu tun gehabt, als bei Gesellschaften Finanziers und Großindustrielle auszuhorchen ein Lauscherposten, auf dem sie Fragmente von Informationen aufschnappte. Wozu Modesty Blaise diese Informationen brauchte, wußte sie nicht und wollte es auch gar nicht wissen. Sie erhielt ihre Aufträge von Bauer, Modestys Manager in Deutschland, und ihm gab sie ihre Berichte weiter. Sie vermutete, daß die Informationen der Industriespionage dienten, wobei es sehr viel zu verdienen gab.
    Da Ilse mit ihrer kühlen Schönheit die Männer geradezu herausforderte, einen Versuch zu machen, um sie aufzutauen, hatte sie leichtes Spiel. Selten mußte sie mit einem Mann schlafen, um herauszufinden, was sie wissen wollte, und auch dann war es ihr überlassen, ob sie es tat. Hatte sie einmal keinen Erfolg, dann gab es von seiten Bauers weder Fragen noch einen besonderen Druck.
    Unter Bauer als alleinigem Auftraggeber hätte die Situation wahrscheinlich anders ausgesehen. Und deshalb hatte Ilse es vorgezogen, sich auszahlen zu lassen, als Modesty das ‹Netz› auflöste und sich zurückzog. Sie war nun zur Hälfte an einem gutgehenden Hotelrestaurant beteiligt und führte ein angenehmes, sorgenfreies Leben. Bauer besaß die andere Hälfte des Unternehmens, und sie sahen einander oft; jedoch nur geschäftlich. Sie gab ihm zwar auch jetzt noch jeden Klatsch, der für ihn interessant sein könnte, weiter, hatte ihm jedoch klargemacht, daß sie keine Aufträge mehr übernehmen würde.
    «Weißt du, was mir einfällt, Willie?» sagte sie und legte eine Hand auf seine Brust. «Vielleicht hält es Modesty ohne Arbeit einfach nicht mehr aus. Vielleicht hat sie es darauf abgesehen, alles zu verlieren, um wieder neu anfangen zu können.»
    Willie starrte sie in ungläubigem Staunen an, aber noch ehe er etwas erwidern konnte, fuhr sie fort:
    «Nein, sag nicht, daß das dumm ist. Vielleicht ist sie sich dessen selbst nicht bewußt. Vielleicht ist das bloß eine Art von …» Sie suchte nach dem entsprechenden Wort und runzelte ärgerlich die Stirn. «Nun, eine Sache, wo du einfach nicht anders kannst, verstehst du?»
    «Ein Zwang?»
    «Ja, das ist es. Etwas psychologisch Bedingtes.»
    «Du könntest recht haben.» Willie sog düster an seiner Zigarette.
    Er war außerordentlich zufrieden. Nun brauchte er Ilse bloß noch zu sagen, sie möge darüber kein Wort verlieren, dann würde sie die Geschichte unverzüglich Bauer erzählen, von wo aus sie dann die Runde machen konnte. In Paris hatte er die Geschichte ebenfalls bereits in Umlauf gebracht, und morgen würde er in Rom sein.
    Dort wollte er Calvanti treffen und ihm drei geschliffene Rubine aus Modestys Besitz zum Verkauf anbieten. Modesty hatte die herrlichen Steine in ihrer Werkstatt, die sie in der Dachgartenwohnung eingerichtet hatte, selbst geschliffen. Wenn er ein bißchen Glück hatte, dann war Tasso aus Athen da, und dann würde es nicht lange dauern, und alle, auf

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