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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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anrufen und sagen, Lucille habe sich nicht wohl gefühlt und sei mit einem Taxi hierhergefahren. Ich müßte morgen nach Frankreich abreisen und würde sie mitnehmen, um sie ärztlich untersuchen zu lassen.
    Dann sagte er noch, du und ich müßten in einer Stunde an der Ecke der rue du Mexique und der rue des Vignes sein. Jeder mit einem Koffer. Keine Kinkerlitzchen. Wer immer uns abholt, weiß nicht, wo Lucille ist.»
    «Sehr gut ausgeknobelt.» Willie fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. «Hast du die Schule angerufen?»
    «Ja.»
    «Kam dir die Stimme nicht bekannt vor?»
    «Nein. Ganz gutes Englisch, ausländischer Akzent. Keine Ahnung, wer es war. Wir haben überhaupt keinen Anhaltspunkt.»
    Willie strich mit den Händen das Haar zurück und drückte das Wasser heraus. Er sagte leise: «Mein Gott, Prinzessin …»
    Sie legte eine Hand auf seinen Arm. «Willie, es tut mir so leid. Ich bin schuld, daß das nun über sie gekommen ist.»
    «Nein», widersprach er erschrocken. «Sie, diese Dreckschweine, sind schuld.»
    «Die schrecken vor nichts zurück. Wir kennen doch dieses Volk. Ich hätte voraussehen müssen, daß so etwas passieren könnte.» Ihre Stimme klang ruhig, aber in ihrem Blick lag eine schwere Selbstanklage. Willie legte sanft die Hand auf ihre Schulter. Er berührte sie selten, eigentlich nur, wenn sie im Kampf oder in Not waren. «Wir hätten es beide voraussehen müssen, Prinzessin, aber wir taten es nicht. Also sprechen wir darüber nicht mehr – bitte?» Obwohl er sie trösten wollte, bat er gleichzeitig selbst um Trost. «Jetzt ist es geschehen, sie haben das Kind entführt und uns die Daumenschrauben angesetzt. Wir können daran nichts ändern.»
    «Ich weiß, Willie. Gut. Also keine Selbstanklagen mehr.»
    «Schön.» Seine Hände umfaßten ihre Schultern ein wenig fester, und eine Spur von Verzweiflung lag in seiner Stimme, als er fragte: «Was machen wir jetzt, Prinzessin? Wie fangen wir es an?»
    Das war eine Frage, die sie nicht beantworten konnte; die Frage nach einer Taktik, einem Gegenzug, einem Ausweg aus der Falle. Und noch während er fragte, wußte er, daß es keine Lösung gab.
    «Es steht … nicht gerade gut, Willie», sagte sie. «Wir können bloß eines tun: zunächst einmal nach ihrer Pfeife tanzen. Mitspielen, bis wir wissen, was dahintersteckt. Dann passen wir eine Chance ab und tun, was wir können.»
    Er ließ sie los, seine Arme fielen herab. «Das ist aussichtslos, Prinzessin. Es muß einen anderen Weg geben.»
    «Es gibt keinen», sagte sie entschieden und hielt seinen Blick fest. Sie sah, wie er sich allmählich mit dem Unvermeidlichen abfand und bewußt Hoffnung und Ungewißheit aus seinen Gedanken verbannte, als er zu der Erkenntnis kam, daß kein Wunder geschehen würde.
    Nun war er ihr in einen Bereich gefolgt, in dem Hoffnung, Angst und Phantasie keine Rolle spielten und wo Lucille zu einem Faktor in einer grausamen Gleichung wurde, deren Resultat nicht abzusehen war.
    Modesty entspannte sich ein wenig. Sie war erleichtert, daß Willie die einzig richtige innere Einstellung gefunden hatte, die es ihnen ermöglichte, den Kampf aufzunehmen.
    «Tut mir leid», sagte er, und ein Anflug seines alten Grinsens lag auf seinen Lippen. «Ich war ein bißchen aus der Fassung.»
    «Mir ging es ebenso. Und Fraser hätte uns nicht helfen können. Deshalb setzte ich ihn außer Gefecht. Wir konnten uns auf das Risiko einlassen, aber nun steckt Lucille in der Sache, und sie hat nicht danach verlangt. Also müssen wir jetzt auf sie Rücksicht nehmen.»
    «Sie wird schreckliche Angst haben», sagte Willie leise, «das arme kleine Dummchen.»
    «Ich kann es mir vorstellen.» Modestys Stimme klang rauh. «Menschen, die zu so etwas fähig sind, gehören umgebracht.»
    Sie wandte sich ab, ging auf Fraser zu und hob eines seiner Augenlider. Er war bewußtlos und würde es noch gut zwei Stunden bleiben.
    «Leg ihn in dein Bett, Willie», sagte sie. «Dann packen wir.»
    «Was nehmen wir mit?»
    «Nichts Ausgefallenes. Weder die Spezialschuhe noch sonst etwas.»
    «Meine Messer? Deine Pistolen?»
    Ihre Lippen kräuselten sich. «Ja. Ich glaube, unsere Auftraggeber werden das von uns erwarten.»
    Eine halbe Stunde später saßen sie reisefertig mit zwei gepackten Koffern in dem großen Wohnzimmer.
    Moulay war zurückgekehrt und hatte Anordnungen bezüglich Fraser erhalten. Willie hatte nach einem Taxi telefoniert, das sie zu ihrem Treffpunkt bringen sollte.
    Moulay konnten sie

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