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Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Titel: Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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30 Zentimeter zur Linken schlug das Geschoß ins Gestein. Collier fühlte mit brennendem Schmerz, daß ein Splitter seine Wange getroffen hatte, dann klappte die Gestalt vor ihm mit einer grotesken Bewegung vornüber und blieb reglos liegen.
    Collier fühlte sich wieder auf die Füße und weiter voran gezerrt. Willie Garvin blieb stehen, beugte sich über den Moro, zog ihm das Wurfmesser mit dem schwarzen Heft aus der Kehle und nahm den Webley-Revolver an sich.
    Zwei Minuten danach kletterten die beiden Männer schon eine trockene Gesteinsrinne hinunter, welche durch Dornengestrüpp und Palmendickicht seewärts führte. Nach einer Weile hielt Willie Garvin an, schob einen Finger unter den Gasmaskenrand und schnupperte vorsichtig die Luft. Dann riß er sich die Maske vom Gesicht und sagte: «Kein Gas mehr da! Der Wind treibt es nach der anderen Seite.»
    Deshalb also war der Moro noch aktionsfähig gewesen. Deshalb auch hatte Willie Garvin das Wurfmesser bereitgehalten!
    Erleichtert nahm Collier seine Maske ab. Das Blut tropfte ihm aus der Wunde, die der Steinsplitter hinterlassen hatte. Willie Garvin wischte sein Messer an einem Strandgrasbüschel ab, gab mit dem Kopf ein Zeichen und machte sich wieder auf den Weg. Collier folgte ihm.
    Auch am Strand unten blieben sie in der Deckung der Bäume und bewegten sich mehrere hundert Meter parallel zum Ufer weiter. Danach lief der Wald in Buschwerk aus, und bald darauf das Buschwerk in nackten Fels: sie hatten den äußeren Rand des senkrecht abfallenden Felshanges erreicht, der den südlichen Arm der Bucht begrenzte.
    Collier blickte zurück. Er vermochte das Haus jetzt nicht zu sehen, denn es war durch das Steilufer verdeckt, aber die Flammen schlugen gleich einer riesigen Fackel darüber empor und erhellten die Finsternis weithin. Dampf gab es fast keinen mehr. Die Flammen hatten das Wasser verzehrt. Willie Garvin schritt weiter, wobei er sich stets nahe unter dem Uferfelsen hielt. Nach etwa 200 Metern wandte er sich landwärts und begann, eine steile Felsspalte hinaufzuklettern, die sich zum Höhenrücken hin verengte. Willie bewegte sich so sicher, als wäre ihm das Gelände seit langem vertraut. Zwei Meter unterhalb der Anhöhe ließ er sich auf alle viere nieder und setzte seinen Weg kriechend fort. Collier tat es ihm nach, und schon zehn Sekunden später befanden sich die beiden in einer kleinen Mulde des Höhenkamms. Vor ihren Blicken breitete sich die Bucht.
    Angesichts des brennenden Gebäudes hielt Collier den Atem an. Eben jetzt begann es, in sich zusammenzusinken. Rechter Hand schwang sich die Bucht hin, bekrönt von dem lodernden Scheiterhaufen, geradeaus, am gegenüberliegenden Strand, erstreckte sich der nördliche Arm mit dem Delphin-Kanal. Und kaum 50 Meter hangabwärts befand sich der hölzerne Anlegesteg mit dem schmalen Fußpfad, der zum Moro-Camp und dann weiter zum Haus hinaufführte.
    Eines der Moro-Boote trieb in hellen Flammen draußen auf dem Wasser. Von einem zweiten stieg noch immer Rauch auf. Etwa zwei Dutzend Männer und Weiber schwangen sich in verzweifelter Anstrengung von Boot zu Boot und versuchten, die beiden größten Fahrzeuge zu erreichen. Falls auch sie gebrannt hatten, so war das Feuer jetzt gelöscht. Willie ließ sich in bequeme Bauchlage fallen und beobachtete das Geschehen durch einen V-förmigen Einschnitt in der Böschung. «Bestens», sagte er befriedigt. «Jetzt brauchen wir nur noch auf die großen Tiere zu warten. Reich mir mal das Schießeisen herüber, Kumpel.»
    Collier wischte sich mit dem Arm den Dreck aus dem verschwitzten Gesicht und stotterte: «Tja … tut mir leid. Ich könnte mir ja selber die Gurgel durchschneiden, aber ich hab das Dreckzeug auf dem Dach liegenlassen.» Er zwang sich dazu, Willie anzusehen und erwartete einen vernichtenden Blick aus dessen blauen Augen.
    Aber Willie Garvin wandte sich nicht zu ihm um, sondern blieb liegen, wie er lag, spähte weiterhin hangabwärts, zuckte die breiten Schultern und sagte bloß:
    «Aha.»
    «Das macht es nur noch schlimmer», sagte Collier.
    «Aber trotzdem: danke schön.» Gleich darauf sprach er weiter: «Eigentlich komisch, aber ich glaube gar nicht, daß ich vor Angst, entweder geröstet oder erschossen zu werden, das Gewehr vergessen habe. Mein Hintern war schuld.»
    «Dein Hintern?» Willie starrte Collier verständnislos an.
    «Das Gesäß, mein Herr. Ich muß an die drei Stunden darauf herumgerutscht sein. Oder dreihundert? Ich hab das Gefühl, als wär

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