Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Titel: Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
Vom Netzwerk:
die Brunneneinfassung. Irgend etwas prallte metallisch auf dem bemoosten Katzenkopfpflaster auf.
    «Um Himmels willen, wer war das?» flüsterte Collier.
    «Das war Willie mit dem Schraubenschlüssel. Er ist darauf spezialisiert. Normalerweise nimmt er das Wurfmesser.»
    «Normalerweise? Und Modesty? Worauf ist sie spezialisiert?»
    «Soviel ich weiß, auf Revolver oder automatische Pistole. Aber lieber nimmt sie den Kongo, das ist der kleine Holzgriff an ihrer Handtasche.»
    Die restlichen vier Männer waren unschlüssig stehengeblieben und blickten zwischen dem Kastanienbaum und der Einfahrt hin und her. Jetzt kam Willie Garvin zum Vorschein, gleichzeitig trat auch Modesty hinter dem Baumstamm hervor. Überrascht sah Collier, daß sie ihren Rock ausgezogen hatte. Er hing ihr nun über der linken Hand. Beim Gehen schimmerte das Licht auf den feinmaschigen Strumpfhosen, die ihre langen Beine umhüllten.
    «Also doch nur eine Pistole. Und jetzt geht’s los.»
    Die Gestalten im Hof hatten sich nun in zwei Dreiergruppen geteilt – Modesty gegen zwei und Willie gegen zwei. Undeutlich wurde Collier sich bewußt, daß Claudine ihn leise in stockendem Englisch gefragt hatte: «Wissen Sie, ob Willie Koffer bei sich hat, M’sieu?» Vaubois antwortete für ihn: «Ich glaube nicht, Mam’selle. Es ging alles so schnell.»
    «Macht nichts. Ich suche ihm einen Pyjama heraus und richte ihm inzwischen ein Bad. Er wird verschwitzt sein.»
    «Höchstwahrscheinlich, Mam’selle. Aber machen Sie bitte auf keinen Fall Licht.»
    Während er sprach, hatte Vaubois seinen Blick nicht vom Hof gewendet. Collier hörte, wie die Tür geöffnet und das Wasser aufgedreht wurde. Zu seinen Füßen nahm der düstere und doch so seltsam elegante Tanz seinen Fortgang: diese gleitenden, ausweichenden Schritte, die blitzenden Messerklingen, die katzengewandte Körpertäuschung. Modesty hatte ihren Rock zum Schutz um den linken Vorderarm gewickelt. Ihre Rechte war zur Faust geballt, wahrscheinlich um den Kongo, den Vaubois erwähnt hatte. Willie, jetzt ohne Jacke, hielt einen Schraubenschlüssel in der Rechten.
    «Die beiden müssen sich vor den Messern in acht nehmen», hauchte Vaubois. «Es kommt auf die besseren Nerven an, wissen Sie. Wenn man unüberlegt angreift oder sich einem Angriff aussetzt, kann es das Ende bedeuten –»
    «Herrgott», sagte Collier atemlos, «ich
muß
hinunter.»
    «Sie werden doch, Gott behüte, kein Kämpfer sein?»
    «Nein», gab Collier wütend zurück. «In der Schule hab ich geboxt, aber immer verloren, und es war mir zuwider.» Er riß sich von der Kampfszene los und ging zur Tür.
    «Sie wird ungehalten sein», warnte Vaubois.
    «Besser als tot. Ich
muß
hinunter.»
    Collier öffnete die Tür und stolperte die spärlich erhellte Treppe hinunter. Mühsam und fluchend schob er die Riegel zurück, stieß das Tor auf und lief durch die Einfahrt auf den Hof zu. Das schmiedeeiserne Gitter war jetzt geschlossen und versperrte ihm den Weg. Er rüttelte daran und bemerkte, daß eine dünne Stahlstange durch einen an der Wand befestigten Metallpfosten gesteckt und dann um den dicken Rahmen des Tores gebogen worden war.
    «… ich lock sie hinein, und du schneidest ihnen den Weg ab», hatte Modesty zu Willie gesagt.
    Er ergriff die Enden der Stange und mühte sich verbissen, sie auseinanderzukriegen. Endlich, als er vor Anstrengung nichts mehr sah, ließ er keuchend von seinen Bemühungen ab, böse auf sich selbst, weil sein Zorn mit Erleichterung über sein Versagen gepaart war.
    Er starrte durch das Gitter. Kaum glaublich, aber die Szene hatte sich noch immer nicht verändert. Immer noch vollführten die sechs Gestalten ihre lautlosen Tanzfiguren im Zwielicht aus Mond- und Lampenschein. Wie Vaubois gesagt hatte: es kam auf die besseren Nerven an. Drüben, am entfernteren Ende des Hofs, stand Modesty mit dem Rücken zu Collier hinter dem Brunnen, und die zwei Kerle kamen von beiden Seiten auf sie zu. Willie war diesseits des Brunnens postiert, seine Angreifer hatten die Einfassung im Rücken.
    Plötzlich schwang Modesty herum, sprang mit einem langen Satz in das leere Brunnenbecken, stand schon auf dem diesseitigen Rand und warf sich, die Füße voran, gegen denjenigen von Willies Angreifern, der ihr zunächst stand. Sie traf ihn mit beiden Füßen an der Schläfe. Der Mann wurde zur Seite geschleudert und prallte gegen seinen Genossen.
    Collier mußte daran denken, wie Modesty die Tür aufgetreten hatte, und überlegte

Weitere Kostenlose Bücher