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Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Titel: Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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betreiben diesen Wahnsinn natürlich auch selber?», fragte Tarrant. Es war in Kent auf einem großen Feld, und er saß mit Modesty Blaise auf einer Autodecke und folgte mit schmalen Augen dem Flug der westwärts über den Himmel dröhnenden Rapide.
    Den ersten dunklen Punkt, der sich aus der Maschine löste, bemerkte er zunächst nicht. So zählte er nur drei Springer, aber als der zweite und der dritte den ersten einholten, sah Tarrant, daß es vier waren, die sich immer näher aneinander heranmanövrierten, bis sie einander im Sturz die Hände reichten und mit nahezu horizontal ausgestreckten Körpern einen fallenden Stern formten.
    «Das ist kein Wahnsinn», sagte Modesty. «Die Bayswater Road während der Verkehrsspitze zu überqueren, oder in der Rugby-Liga zu spielen, ist gefährlicher.
    Aber lange nicht so lustig.»
    Jetzt trennten die Stürzenden sich und glitten mit ausgebreiteten Armen schräg abwärts auseinander. In 800 Meter Höhe begannen die sternförmig weißorange gestreiften Fallschirme sich blumengleich zu entfalten. «Haben Sie das oft gemacht?» fragte Tarrant.
    «Und ob! Am öftesten in Frankreich. Große Sache da drüben, bevor der Laden auch hier in Schwung kam. Wir dachten, es könnte uns bei unserer Arbeit nützlich sein.»
    «Arbeit?»
    «Soweit sie mit dem ‹
Netz
› zusammenhing. Es schien lohnend, den Zielsprung bei Nacht zu üben. Nun haben wir’s dann doch nicht gebraucht.»
    Der bedauernde Unterton machte Tarrant lächeln.
    Hinter ihnen stand auf dem Parkplatz der große, offene Rolls-Royce, mit dem sie gekommen waren. Eben zog Weng, Modestys indochinesischer Hausboy und Chauffeur, den Picknickkorb aus dem Kühlfach.
    Modesty Blaise lag auf dem Rücken und beschattete mit der Hand die Augen. Sie trug ein hellblaues, ärmelloses Sommerkleid und flache Schuhe. Eine weiche Ziegenledertasche stand neben ihr.
    Tarrant ließ seinen Blick auf Modestys langen Beinen verweilen, sah, daß sie es bemerkt hatte, und grinste. Früher einmal wäre er vor Verlegenheit errötet, aber jetzt machte ihm das nichts mehr aus. Er lachte nur und strich sich durch das dichte Grauhaar. «Auch das Alter hat seine Vorteile», sagte er. «Ich sehe Sie gerne an, und bei meinem Alter sieht man über derlei harmlose Freuden schon hinweg.»
    Sie nickte zustimmend. «Jetzt geht es Ihnen schon besser – oder nicht? Haben wir Sie heute von wichtigen Geschäften abgehalten?»
    «Gott sei Dank ja. Von einer ganzen Menge. Aber mein Gewissen ist rein: Ihr Anblick ist für mich so erholsam, daß ich mit neuen Kräften zu meiner Arbeit zurückkehre.»
    Vom Kontrollzelt kam eine quäkende Lautsprecheransage. Tarrant hob den Kopf und beobachtete zwei Springer, die sich in freiem Fall gegenseitig überholten und dabei mehrmals einen rauchenden Stab austauschten. Jetzt öffneten sich die Fallschirme, und er verfolgte den schrägen Aufsprung nahe der großen weißen Kreismarkierung inmitten des Feldes.
    «Erpressung», sagte Modesty Blaise plötzlich. «Bestimmte Leute aus Regierungskreisen erhalten Drohbriefe. Ebenso bestimmte Großindustrielle. Zahl oder stirb. Klingt unmöglich, nahezu phantastisch. Und was unternehmen Sie dagegen, Sir Gerald?»
    Tarrant runzelte die Stirn, riß einen Grashalm aus und zerpflückte ihn angelegentlich. «Nicht allzuviel.
    Die Abteilung Boulter beschäftigt sich damit.»
    «Sie halten sich natürlich auf dem laufenden?»
    «Na ja –» Die Antwort kam zögernd.
    «Sehr ambitioniert klingt das ja nicht.»
    «Wissen Sie, ich habe Angst», sagte Tarrant langsam, «oder vielmehr so eine Vorahnung, als ob das genau jene Art Job würde, die mich dann veranlaßt, Sie und Willie damit zu befassen. So möchte ich lieber nichts davon wissen.» Er überlegte. «Mir steht noch zu deutlich vor Augen, was Ihnen bei meinem letzten Auftrag passiert ist, Modesty.»
    «Na und? Ich bin immer noch da. Ein paar Monate älter, aber noch immer dieselbe.» Ihre Stimme hatte einen gutmütig-spöttischen Beiklang. «Sie wissen doch ganz genau, wenn es Ihnen in den Kram paßt, setzen Sie mich ein, so oder so.»
    Tarrant seufzte. «Und ob ich es weiß! Darum will ich ja nichts von der Sache wissen! Ich wundere mich, daß Sie Wind davon gekriegt haben. Bis auf eine oder zwei entstellte Zeitungsnotizen ist nämlich nichts darüber erschienen. Sogar eine ziemlich sensationelle amerikanische Meldung ist ohne weitere Folgen geblieben – nicht genug harte Fakten, um das Interesse der Leser wachzuhalten. Und die Regierungen

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