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Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Titel: Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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dahinter ansteigenden Bergkegels hineingebaut war.
    Die Bergflanken zu beiden Seiten der Schlucht waren mit undurchdringlichem Dschungeldickicht bewachsen, das sich bis zu der felsig zerklüfteten Küste fortsetzte, so daß Berg und Dschungel zusammen ein unüberwindliches Hindernis bildeten und Haus wie Bucht vom Land isolierten. Anders als vom Meer her war dieses Versteck nicht zu erreichen.
    Das Haus war zweigeschossig, wobei das obere Stockwerk der langen Stirnseite nach hinten verschoben war, um einer Terrasse Raum zu geben. Das flache Dach trug eine niedere Steinbrüstung, alle Fenster waren vergittert – eine Vorsichtsmaßnahme des reichen Malaien gegen die Gefahr eines Moro-Überfalls. Auf dem Dach über dem Fußpunkt des T-Grundrisses trug ein niedriges Stahlgerüst den Wasserbehälter.
    Irgendeinmal hatte jemand versucht, rechts vom Haus einen Garten anzulegen, so daß nun Poinsettias, Hibiskus und prächtige Orchideen in all ihren bunten Farben gegen den dunklen Rand des Dschungels anbrandeten.
    Erst vor drei Tagen war die Gesellschaft hier eingetroffen, nach einer viertägigen Reise auf den Nebenfluglinien Europas und Asiens. Begonnen hatte diese Reise auf der Yacht
Riorca
, aber dieser Teil hatte nur wenige Stunden gedauert, denn die Yacht war bald nach ihrem Auslaufen auf Gegenkurs nach Süden gegangen, nach Wesermünde, wie Modesty glaubte; von dort hatten zwei Autos die Reisegesellschaft zu einem kleinen Flugplatz gebracht, wo ein Charter-Flugzeug bereitstand.
    Während Modesty sich dieser unübersichtlichen Reiseroute erinnerte, sagte sie sich im stillen, daß Willie Garvin keinerlei Chancen hatte, ihre Spur zu verfolgen, auch nicht mit Tarrants Hilfe. Sie fragte sich kurz, von welcher Seite Willie wohl diesmal das Problem anpacken würde, schob aber dann alle Spekulationen als nutzlos beiseite.
    Im Augenblick war ihre Hauptsorge Steve Collier.
    Sie hatten bisher wenig Gelegenheit gehabt, miteinander zu sprechen, obwohl Seff ihnen das nicht ausdrücklich verboten hatte. So hatte sie versucht, Steve bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit einem Blick oder einem Wort zu ermutigen, fürchtete aber noch immer, daß er es nicht durchstehen werde.
    Er war kein Weichling, aber er war auch kein Dummkopf. Er war gescheit genug, um die Lage objektiv zu beurteilen, und er mußte daher wissen, daß er sterben würde, sobald er für Seff nicht länger von Nutzen wäre. Er wußte auch, daß das Leben Modestys an einem noch viel dünneren Faden hing, nämlich an Luzifers Gewogenheit. Gegenwärtig hielt die ja noch an, als der einzige Widerstand, den Luzifer sowohl Seff wie Bowker entgegensetzte.
    Modesty vermutete, daß Colliers abgespanntes Aussehen eher von der Sorge um sie herrührte als von der um sein eigenes Leben. Aber vielleicht quälte ihn mehr noch als das Wissen, daß ihnen beiden hier früher oder später der Tod drohte, die Tatsache, daß sie den Tod in ihrem Körper mit sich herumtrugen und daß dieser Tod jederzeit ausgelöst werden konnte.
    Bowker hatte ihn Modesty und Steve unter Seffs Aufsicht eingesetzt.
    Sie erinnerte sich der Vorgänge ganz deutlich: In einem kleinen Zimmer jenes Hauses auf Sylt hatte sie auf einem Tisch gelegen, das Gesicht in eine Decke vergraben und die Mündung von Jack Wishs Pistole im Genick. Man hatte ihren Oberkörper entblößt und ihr eine Injektion unter dem linken Schulterblatt gegeben.
    Dann, nach etwa einer Minute, hatte sich Bowker an der durch Novocain betäubten Stelle mit einem Skalpell schweigend zu schaffen gemacht, während Seff die Prozedur genau erklärte. Bowker hatte einen kleinen Einschnitt gemacht, kaum eineinhalb Zentimeter lang, die Wundränder auseinandergezogen und eine schmale Plastikkapsel in den Muskel eingesetzt. Dann kam der Tupfer, ein blutstillendes Mittel, eine Naht; Verbandzeug, ein Pflaster drüber, und damit war die Sache erledigt. Es hatte nicht länger als sechs Minuten gedauert.
    Und dann war Collier an der Reihe gewesen. Modesty sah ihn noch vor sich: sein erschrockenes, bleiches Gesicht, als sie vom Tisch aufgestanden war und ihren Kittel übergestreift hatte. Sein Blick war voll ungläubigen Schreckens gewesen. Sie selbst hatte ihren Schock bemeistert, hatte ihn niedergehalten und sich jede Emotion verboten hatte nur unbewegt mitangesehen, was mit Collier geschah, und war froh gewesen, zusehen zu dürfen, denn das konnte später von größter Wichtigkeit sein.
    Sie wußte also, wie die Kapsel aussah: Seffs knochige Finger hatten

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