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Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Titel: Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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untersetzte, freundliche Spanier in den zerknitterten Slacks ins Spiel: García. Seff verfügte zweifellos über die seltene Gabe, die merkwürdigsten Talente aufzuspüren und sie den merkwürdigsten Zwecken dienstbar zu machen. So hatte er Luzifer und García entdeckt, und die Rolle, die jeder der beiden in Seffs Konzept spielte, übertraf alle Einbildungskraft.
    Aber was immer Modesty auch erfahren hatte, es konnte ihr bei ihren Fluchtplänen nichts nützen. Ein Versuch, mit einem der Moro-Boote zu entkommen, war zwecklos, weil auf Seffs Befehl die Motoren stillgelegt waren. Landweg gab es keinen; hinter dem Haus war der Berg und der Dschungel und unbekanntes Land – das Bundok-Gebiet an der Ostküste von Luzon, vermutlich, jedenfalls eine noch nicht kartographierte Gegend. Jeder Fußmarsch würde entweder zu langsam oder unmöglich sein, und die Blausäurekapseln würden ausgelöst werden, ehe Modesty und Steve Collier einen Kilometer zurückgelegt hätten. Auch hatte Seff die Moros vor dem Betreten des Dschungels gewarnt, da dort noch immer japanische Minen lägen, die einst der Küstenbatterie als Schutz gegen einen Angriff von der Landseite gedient hatten.
    Möglicherweise hätte man eines der zwei kleinen Dingis, die unter Garcías Befehl standen, stehlen und sich darin unter der Küste davonmachen können, tagsüber an Land vor den suchenden Moros verborgen und nur während der Nacht weitersegelnd. Aber das hätte geheißen auch das Boot selbst an der felsigen Küste zu verbergen …
    Modesty dachte über dieses Problem nicht weiter nach, denn es war zweitrangig. Ehe nicht die beiden Kapseln aus ihren Körpern entfernt waren, ließ sich gar nichts unternehmen. Sie hatte auch schon erwogen, einen der Moros zu bestechen. Freilich hätte sie nichts als ihren Körper anzubieten gehabt, doch war es nicht dieser Preis, vor dem sie zurückschreckte. Abgesehen von dem Risiko, daß der Moro sie an Seff verraten könnte, gab es auch noch die Schwierigkeit der Verständigung. Modesty war des Chabacano-Dialektes, dieses «Bambus-Spanisch» der Moros, nicht mächtig, und sie hielt es für ausgeschlossen, daß sie ihnen verständlich machen könnte, was zu geschehen hätte – und daß ein Moro dazu imstande wäre, ohne die Kapsel zu beschädigen und damit ihren Tod herbeizuführen.
    García zu bestechen, hatte sie gar nicht erst erwogen; der war an ihr als Frau nicht interessiert. Aber sie hatte sehr vorsichtig die Möglichkeiten sondiert, sich seiner Hilfe zu versichern, denn García war kein Feind.
    Er war ebenso unschuldig wie Luzifer, wenn auch auf andere Weise. Auch er lebte ganz in seiner eigenen Welt, einer Welt, die erst durch Seff möglich geworden war, und er kannte nur die eine Sorge, daß sie nicht zerstört werden sollte. Modestys tastende Annäherung hatte García verwirrt und befremdet. So hatte sie den Versuch aufgegeben, noch ehe García begriffen hatte.
    Blieb noch Luzifer. Er kam ihr mit einer Art amüsierter Freundlichkeit entgegen, und es war offensichtlich, daß er sie als seinen Schützling betrachtete. So hatte sie es riskiert, ihm zu sagen, daß Seff ihr den Tod in den Rücken gepflanzt hatte. Luzifer hatte darauf herzlich über ihre Phantasie gelacht und den Kopf geschüttelt. «Meine Diener und ich brauchen keine menschlichen Mittel der Zerstörung, Modesty. Du solltest erst gar nicht versuchen, den Vater der Lüge zu belügen.»
    Draußen an der Küste lenkte ein Farbfleck ihren Blick auf sich. Sie wandte den Kopf. Dort kam Luzifer heran, in roter Badehose und schwarzem Hemd, das er eben abzustreifen im Begriff war, während er durch den trockenen Sand auf sie zustapfte.
    Es fiel ihr nicht schwer, ihm entgegenzulächeln. Irgendwie empfand sie Mitleid, ja sogar ein wenig Zuneigung für diesen körperlich so schönen jungen Menschen mit dem tragisch verwirrten Geist.
    «Wollen wir schwimmen, Modesty?»
    Sie nickte und vermerkte bei sich, daß er sie erstmals nicht kommandiert, sondern gefragt hatte. Das konnte einen gewissen Wechsel in seiner Einstellung ihr gegenüber bedeuten. Um das zu erproben, blieb sie abwartend sitzen. Gleich darauf streckte er ihr die Hand entgegen, um ihr aufzuhelfen.
    An seiner Seite schritt sie in die warme See hinaus, wobei die Strömung der hereinkommenden Brecher ihre Beine umspülte. Modesty hob den Rock ihres Cheongsam, zog ihn wie einen Lendenschurz zwischen den Beinen durch und knotete die Enden über der einen Hüfte. Dann hatte Modesty die Strömung

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