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Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Reilly, dessen schwarzer Fleck auf der Stirn allmählich ein dunkles rotes Glänzen zeigte, während er nach vorn über die auf dem Schalter liegende Maschinenpistole zusammensackte. Der Putz hoch oben in der Wand hinter Modesty war abgeplatzt und von Rissen durchzogen. Reillys Maschinenpistole war hochgeschnellt, als er abdrückte, weil er schon tot war. Modesty sagte scharf: «Am Seitenausgang muß ein Fluchtwagen stehen. Ziehen Sie sich sein Jackett über, Miguel.»
    Zehn Sekunden später rannte Sagasta geduckt, ohne Mütze und mit offen flatterndem Portiersjackett zur Seitentür hinaus. Der Wagen war da – ein schwarzer Chevrolet. Ein Mann saß darin.
    Sagasta riß die Tür auf und schlug mit seinem Pistolenknauf auf die Hand des Mannes, die auf dem Lenkrad lag. Dann stieß er die Waffe dicht vor das schwere, verdutzte Gesicht.
    «Wo ist Garvin?» sagte Sagasta kalt, während Modesty hinter ihm auftauchte. Der Mann litt Schmerzen, aber seine Lippen verklemmten sich eigensinnig. Sie lockerten sich wieder, als Sagasta ihm mit dem Lauf der Pistole brutal auf den Mund schlug.
    «Antworte», verlangte Sagasta.
    Der Mann wimmerte und wich zurück. Schrill und undeutlich durch zerquetschte Lippen und herausgebrochene Zähne stieß er hervor: «Vier im fünften. Zimmer vier im fünften Stock.»
    Sagasta nickte, schlug dem Mann mit dem Revolver hart auf den Kopf und kroch aus dem Wagen. Gemeinsam rannten sie zum Hotel zurück. Sechzig Sekunden waren vergangen, seit Modesty es zum erstenmal betreten hatte. Ein verängstigter Mann im Morgenrock trat aus einer Tür mit der Aufschrift «Privat» in den Gang, der von der Seitentür hereinführte. Irgendwo summte eine elektrische Anlage.
    «Geschäftsführer?» fuhr Sagasta ihn an.
    Der Mann nickte. «Es wurde geschossen –»
    «Ja. Sagen Sie Ihren Gästen, sie sollen auf ihren Zimmern bleiben. Anordnung der Polizei.»
    Sie liefen weiter.
    «Die Treppe», sagte Modesty. «Der Lift kann stehenbleiben.»
    Sagasta schaute sie an. Ihr Gesicht war glatt und hart wie polierter Stein, und um ihren Mund zeichnete sich eine kreisrunde Blässe ab.
    «Meinen Sie, die–» sagte er. «Meinen Sie, es ist zu spät für Garvin?»
    Sie rannte die Treppen hinauf und nahm dabei drei Stufen auf einmal.
    «Ich weiß nicht. Ich weiß nur, daß dies noch nicht alles war.»
    Als das kurze, ferne Knattern der Maschinenpistole ertönte, stand Willie Garvin stockstill und kämpfte gegen die Wellen des Schmerzes, die seinen gequälten Geist und seinen zitternden Arm überspülten.
    Doch mit dem Geräusch wurde der Schweiß auf seinem Körper plötzlich kalt, und die Qual wich von ihm, bis sie nicht mehr ein Teil seines Ich zu sein schien. Er hörte auf, mit den Lippen an dem Klebestreifen zu reißen, der sie bedeckte, und betrachtete ohne Gemütsbewegung zuerst die Bombe und dann sein gefesseltes Handgelenk. Ein Teil seines Geistes war tot, der andere außergewöhnlich klar.
    Die Kette, die die beiden Handschellen miteinander verband, bestand aus sechs Gliedern. Probeweise beugte er sein Handgelenk und drehte es herum, auf und ab.
    Die Fessel glitt um sein Gelenk, und damit war die Kette um eine Windung verdreht.
    Der Arm, der die Bombe hielt, geriet ein wenig ins Zittern. Er konzentrierte sich darauf. Jetzt nur nicht fallen lassen. Es gab zuviel zu tun, zu viele Leute ausfindig zu machen und zu erledigen. Als er voll Zufriedenheit feststellte, daß der Arm gehorsam in Ruhestellung gekommen war, wandte er seine Aufmerksamkeit wieder den Handschellen zu und drehte sein Handgelenk vorsichtig um die Kette.
    Nach kurzer Zeit hatte die Kette sich um drei bis fünf Zentimeter verkürzt; die Glieder waren gegeneinander verdreht oder verklemmt, so daß die biegsame Kette zu einem starren Stück Metall geworden war. Er konnte seine Hand jetzt nicht mehr herumdrehen, sondern sie nur noch um Bruchteile bewegen, um auch den letzten Millimeter Spielraum zu beseitigen.
    Jetzt.
    Er ließ seinen Kopf sinken und alle Muskeln erschlaffen bis auf jene in dem abgestreckten Arm, der die Bombe hielt, dem Arm, der nicht länger zu ihm gehörte. Sein Atem verlangsamte sich. Seine offenen Augen sahen nichts. Er hing in einer samtenen Dunkelheit, und es existierte nichts mehr als die schlafenden Energien, die sich langsam in einem anderen Glied konzentrierten, das ihm nicht mehr gehörte.
    Zwei Minuten vergingen.
    Sein Kopf kam in die Höhe, und er atmete tief und langgezogen durch die Nase ein. Dann explodierte in seiner

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